Teil 38 Die Fussballregeln sind universell (38/40)

Beni Thurnheer

20.6.2018

Die Fussball-Spielregeln sind auf der ganzen Welt die gleichen und gelten überall. Wo gibt es das sonst noch? Sie sind eine Art letzter gemeinsamer Nenner aller Länder dieser Erde, auf welcher sonst nicht einmal die UNO die elementarsten Menschenrechte durch. setzen kann.

Die FIFA ist so flexibel, dass sie gleich selbst einen Rahmen abgesteckt hat, in welchem sie gewisse Ausnahmen ihrer Spielregeln erlaubt. Für Begegnungen von Junioren-, Senioren- oder Frauenteams dürfen einige ‹logische› Anpassungen erfolgen. Sie betreffen die Grösse des Spielfeldes, der Tore und des Balles, die Spieldauer und die Auswechslungen.

Hier werden die Regeln nur insoweit erläutert, als sie für das Verständnis des Spiels von Bedeutung sind. Sonst hätte man ja hier einfach das Regelbüchlein abdrucken können. Dass beispielsweise die Stange der Eckfahne mindestens 1,5 m hoch sein und oben einen gerundeten Abschluss haben muss, ist zwar vorgeschrieben, aber nicht unbedingt essenziell (ausser für die Versicherung, falls sich ein Spieler ein Auge verletzen sollte ...).

Eines der Erfolgsgeheimnisse des Fussballs besteht darin, dass seine Regeln logisch, nicht zu kompliziert und (fast) für die Ewigkeit bestimmt sind. Aber natürlich war wie bei der Erschaffung der Welt nicht von Anfang an schon alles da. Aus heutiger Sicht ist es sogar erstaunlich, wie spät gewisse Dinge eingeführt wurden:

Wichtigste Eckdaten

– 1863: schriftliche Fussballregeln
– 1871: Torhüter
– 1874: Schiedsrichter
– 1875: Latte
– 1890: Tornetz
– 1902: Penaltypunkt und Strafraum
– 1906: Pause beim Seitenwechsel
– 1921: Fussball-Toto
– 1937: heutige Spielfeldmarkierung
– 1970: rote und gelbe Karten, Penaltyschiessen
– 1992: Rückpassregel
– 1994: Dreipunkteregel
– 1995: Pasives Abseits
– 1998: Ein grobes Foul von hinten ist mit Platzverweis zu ahnden
– 1999: Einführung des 4. Offiziellen
– 2014: Torlinientechnik
– 2018: Videobeweis

Vormachtsstellung von Grossbritannien

Grossbritannien hat sich bei der Bestimmung der Fussballregeln bis heute eine privilegierte Position bewahrt. Der dafür zuständige International Football Association Board (IFAB) setzt sich aus je einem Mitglied des englischen, des schottischen, des walisischen und des nordirischen Fussballverbandes mit je einer Stimme sowie dem Weltfussballverband FIFA mit 4 Stimmen zusammen. Für eine Regeländerung bedarf es immer drei Viertel der Stimmen, das heisst derjenigen der FIFA plus zwei weiteren. Neuheiten treten jeweils weltweit am folgenden 1. Juli in Kraft.

Von der Irish Football Association – dies ist trotz des missverständlichen Namens der Verband von Nordirland und hat nichts mit der Republik Irland zu tun – kam zum Beispiel 1891 der Vorschlag, den Penalty einzuführen. Parallel zur Torlinie wurde auf dem Platz daraufhin eine Penaltylinie gezogen. Daraus wurde elf Jahre später der Penaltypunkt. Der Strafraum reichte übrigens zuerst bis zur Seitenlinie!

Dank den konservativen Herren des IFAB gab es nie vorschnelle Entscheide, die wieder hätten rückgängig gemacht werden müssen; die Fussballregeln blieben konstant, verlässlich, unbestritten und populär.


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