Rafael Nadal wird von einer Verletzung gebremst – schon wieder. Und schon wieder am Australien Open. Zurücktreten will der 36-Jährige aber noch nicht.
Es sei jetzt nicht der Moment, sagte Rafael Nadal. Nicht der Moment, um über seine Probleme zu reden, denn «das würde die Leistung von Mackenzie McDonald schmälern». Aber es ist auch schon gar nicht der Moment, sich wieder zu verletzen. Und es ist auch nicht der Moment, um über den Rücktritt zu sprechen.
Die Frage nach dem Rücktritt stand nach dem 4:6, 4:6, 5:7 gegen McDonald, einem 27-jährigen ehemaligen amerikanischen College-Meister, durchaus im Raum. Nadal verlor seit dem US Open sieben seiner letzten neun Einzel. Eine derartige Negativserie erlebte er zuletzt mit 17 in einem seiner ersten Jahre auf der Tour.
Regelmässiger in seiner Karriere machten ihm Verletzungen zu schaffen. Alleine in Australien handicapierten ihn der Reihe nach das Knie (2010), die Rippen (2011), ein Magen-Darm-Infekt (2013), der Rücken (2014), muskuläre Probleme (2019), der Oberschenkel (2020) und wieder der Rücken (2021).
Am Boden zerstört
Diesmal bereitete ihm die Hüfte Probleme – nicht zum ersten Mal, aber zum ersten Mal so, dass er kaum noch sprinten konnte. «Es ist jetzt überhaupt nicht der Moment, schon wieder eine Verletzung einzufangen», so Nadal. «Das ist frustrierend, demoralisierend und schwierig zu akzeptieren – alles andere wäre gelogen. Am Ende des Tages darf ich mich sicher nicht über mein Leben und meine Karriere beklagen. Aber im Moment kann ich nicht sagen, dass ich nicht mental am Boden zerstört bin.»
Dennoch: Nadal will und wird nicht aufgeben. Er hofft, dass die Hüftprobleme so schnell verschwinden, wie sie gekommen sind. Dass er nicht wieder längere Zeit pausieren muss. Die Antwort, warum er sich dieses Schuften für Comebacks immer wieder antut, fiel Nadal fast am leichtesten diese Woche in Melbourne: «Das ist einfach. Ich liebe, was ich tue. Ich liebe es Tennis zu spielen. Ich mag es, kompetitiv zu sein. Und ich weiss, dass ich das (auf der Tour) nicht für immer tun kann.»
Wer wird Nummer 1?
Auch für das Australian Open ist Nadals Ausscheiden ein schwerer Schlag. Das Turnier verlor im Vorfeld des Turniers und an den ersten drei Tagen mit Carlos Alcaraz, Naomi Osaka, Nick Kyrgios und Nadal schon vier Zugpferde.
Weil Alcaraz wegen einer Beinverletzung fehlt und Titelhalter Nadal schon ausgeschieden ist, stellt sich die Frage, wer bei den Männern die nächste Weltrangliste anführen wird. Vier Akteure rechnen sich noch Chancen aus: Novak Djokovic, Casper Ruud und Stefanos Tsitsipas können mit einem Turniersieg in Melbourne die Nummer 1 übernehmen. Ruud übernimmt erstmals die Führung im Ranking, wenn er den Final erreicht und nicht Djokovic oder Tsitsipas das Turnier gewinnt. Und wenn nichts von alledem passiert, bleib Carlos Alcaraz die Nummer 1.