Mit 38 Jahren ist Stan Wawrinka der älteste Spieler in der 2. Runde des US Open seit Jimmy Connors 1992. Dabei soll es nicht bleiben. Es sind die Emotionen, die den Waadtländer noch immer antreiben.
Yoshihito Nishioka ist eigentlich kein schlechter Tennisspieler. In diesem Jahr stand der Japaner am Australian Open und am French Open in den Achtelfinals – und als Nummer 44 ist er fünf Positionen besser klassiert als Stan Wawrinka. Die Wahrheit auf dem Platz war eine andere. Der Schweizer liess dem flinken, nur 1,70 m grossen Linkshänder in drei Sätzen keine Chance.
«Ja, wenn ich nach New York zurückkomme, denke ich jeweils schon wieder an meinen Sieg hier 2016», gibt Wawrinka zu. Seither ist einiges passiert. Operationen am Fuss und zweimal am linken Knie zum Beispiel. Nun spielt er aber so gut wie nie mehr seit der langen Verletzungspause. So gut wie davor, als der Romand unter anderem drei Grand-Slam-Turniere gewann? «Das kann man nicht sagen. Ich kann das nicht vergleichen.»
Noch einmal ein Turnier gewinnen
Ob er noch einmal derartige Triumphe feiern kann, ist im fortgeschrittenen Sportleralter von 38 Jahren sehr fraglich. Für Wawrinka ist aber das auch nicht die relevante Frage. Er spielt noch – beziehungsweise wieder – für die Emotionen, die er auf dem Platz und in einem mit begeisterten Fans gefüllten Stadion verspürt. «Davon habe ich als Junge geträumt, an den grossen Turnieren wie dem US Open vor vielen Zuschauern zu spielen», schwärmte er am Dienstagabend von der Atmosphäre auf dem Grandstand, dem drittgrössten Court auf der riesigen Anlage im New Yorker Stadtteil Queens. Diese Emotionen will er noch so lange auskosten, wie es sein Körper zulässt.
Ein grosses Ziel hat sich Wawrinka aber noch gesetzt. Er will noch einmal ein ATP-Turnier gewinnen. Egal, welcher Kategorie. Sein letzter von bisher 16 Turniersiegen (zuhause in Genf) liegt sechs Jahre zurück. Vor einem guten Monat in Umag war er schon wieder sehr nahe dran, ehe er gegen Alexei Popyrin den Kürzeren zog.
Würde er nach einem solchen Turniersieg aufhören? «Nein», beruhigt der Lausanner. «Das Gefühl, eine Woche mit einem solchen Finalsieg abschliessen zu können, ist einfach wahnsinnig schön», erklärt der Olympiasieger 2008 im Doppel. «Aber jetzt sind wir ja am US Open.»
Auf den Spuren von Jimmy Connors
Da hat er bereits wieder Aussergewöhnliches geleistet. Zum einen gewann er erstmals seit vier Jahren am US Open wieder eine Partie, zum anderen ist er der Älteste, dem dies gelang, seit dem legendären Dauerbrenner Jimmy Connors 1992. Der verlor dann – im Alter von 40 Jahren – in der 2. Runde.
Wawrinka hingegen bietet sich auch da eine gute Chance. Er trifft am Donnerstag auf den als Nummer 30 gesetzten Tomas Martin Etcheverry. In Wimbledon hatte er den Argentinier ebenfalls in der 2. Runde in vier Sätzen bezwungen.