Erwachsene sollten jeden Tag rund 1,5 Liter Wasser trinken. Sollte man einfach den Wasserhahn aufdrehen oder Mineralwasser kaufen? In Deutschland geht seit kurzem das Kompetenzzentrum Mineral- und Heilwasser der Frage nach, wie Nährstoffe aus diesen Quellen im Körper aufgenommen werden.
Mineralwasser ist beliebt. Viele Menschen nehmen das Schleppen von Harassen aus dem Supermarkt in Kauf, obwohl Hahnenburger in der Schweiz ohne Bedenken trinkbar und zudem eine kostensparende, umweltschonende Alternative ist.
Die Statistik bestätigt den Trend zum Wasser aus der Flasche: 1998 wurden hierzulande 680 Millionen Liter Mineralwasser verbraucht. 2017 waren es bereits 977 Millionen Liter.
Der Hitzesommer 2018 steigerte den Wasserverbrauch. Teilweise wurden sogar Sonderschichten eingelegt, um die Nachfrage zu bedienen, berichtet etwa der
Verband Deutscher Mineralbrunnen (VDM).
Kompetenzzentrum gegründet
Mit der Wirkung verschiedener Mineralwassertypen auf die Gesundheit
beschäftigen sich Wissenschaftler in dem vor einem Jahr gegründeten
Kompetenzzentrum Mineral- und Heilwasser (KMH) an der Leibniz
Universität Hannover.
Die Einrichtung am Institut für
Lebenswissenschaft und Humanernährung wird vom VDM gefördert. Das
Zentrum sei in seiner Zielsetzung einmalig, sagt
VDM-Geschäftsführer Udo Kremer. Vergleichbare Institute im Ausland
seien ihm nicht bekannt.
«Wir arbeiten inhaltlich völlig unabhängig und ergebnisoffen», sagt Projektleiterin Inga Schneider. «Das Thema Mineral- und Heilwasser
wurde bisher wissenschaftlich kaum beachtet», sagt der
verantwortliche Professor Andreas Hahn, der die Idee zur Gründung des
Kompetenzzentrums hatte.
Studie zur Bioverfügbarkeit von Calcium
So entstanden bereits zwei Studien zur Bioverfügbarkeit von Calcium
beziehungsweise Magnesium. «Beide Nährstoffe werden genauso gut durch
Mineralwasser aufgenommen wie durch Milch oder
Nahrungsergänzungsmittel», berichtet Schneider. Andere Stoffe im
Wasser wie Sulfat oder Hydrogencarbonat behinderten ihre Aufnahme
nicht.
Für die Untersuchungen hatten insgesamt mehr als 40
Freiwillige in regelmässigen Abständen nach dem Verzehr von drei
Mineralwassertypen beziehungsweise Milch oder Vitaminpillen Blut- und
Urinproben abgegeben.
Calcium wirkt sich positiv auf den Knochenaufbau aus, Magnesium ist
wichtig für die Funktion von Muskeln, Herz, Magen-Darm-Trakt sowie
für die Nervenweiterleitung. Die Forscher haben Ideen für weitere
Studien, etwa zu Wasser und Sport oder Wasser und Diabetes. Neben
Schneider und Hahn arbeiten zwei wissenschaftliche Hilfskräfte sowie
eine Doktorandin am KMH.
In der Doktorarbeit wird hydrogencarbonatreiches Mineralwasser
untersucht. 120 gesunde Männer und Frauen erhielten vier Wochen lang
einen von vier verschiedenen Wassertypen. Nach ersten Ergebnissen
gibt es laut Schneider positive Effekte auf den Säure-Basen-Haushalt.
Demnach könnte hydrogencarbonatreiches Mineralwasser Nierensteinen
vorbeugen. Auch der mögliche Einfluss auf die Knochen werde
untersucht.
Ein gutes, kalorienarmes Getränk
Aus Sicht von Konsumschützern empfiehlt sich Mineralwasser als
kalorienfreies Getränk. «Darüber hinaus kann es zum Beispiel bei
einer Laktoseintoleranz neben Gemüse wie Grünkohl oder Spinat als
Calciumquelle sinnvoll sein», sagt Janina Willers, Referentin für
Ernährung und Lebensmittel der Verbraucherzentrale Niedersachsen.
Aus
ökologischer Sicht, und um Kosten zu sparen, sei Leitungswasser
allerdings für den Grossteil der Bevölkerung genauso gut geeignet.
Mineral- und Heilwasser entspringen unterirdischen Wasservorkommen.
Sie sind Naturprodukte, deren Bestandteile nicht verändert werden
dürfen. Die deutschen Brunnenbetriebe füllen jährlich insgesamt über
14 Milliarden Liter ab, inklusive Mineralwasser-Erfrischungsgetränken
und Heilwasser.
Heilwasser ist Arzneimittel
Heilwasser ist eine deutsche Besonderheit – seine vorbeugende,
lindernde oder heilende Wirkung muss mit einem wissenschaftlichen
Gutachten nachgewiesen werden. Mineralwasser ist als Lebensmittel
eingestuft, Heilwasser muss als Arzneimittel zugelassen werden.
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