Covid-19-Verdacht Krank oder nicht? Diagnose aus sicherer Entfernung

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23.4.2020

Weltweit werden in öffentlichen Gebäuden oder an Flughäfen die Temperaturen von Personen gemessen. (Themenbild)
Weltweit werden in öffentlichen Gebäuden oder an Flughäfen die Temperaturen von Personen gemessen. (Themenbild)
Bild: Keystone

Auffällige Werte bei Temperatur, Herzfrequenz und Sauerstoffsättigung können auf eine Covid-19-Erkrankung hinweisen. Stuttgarter Forscher haben ein System entwickelt, das die Messung aus der Distanz ermöglicht.

Ein Test, der binnen kürzester Zeit darüber Auskunft gibt, ob eine Person mit dem neuartigen Coronavirus infiziert ist?

Um zumindest Menschen mit typischen Covid-19-Symptomen wie Fieber zu entdecken, gehört die Temperaturmessung mittels Infrarotverfahren an manchen asiatischen Flughäfen zum Standard.

Zuverlässig klären, ob jemand Träger des Virus SARS-CoV-2 ist, lässt sich durch die Temperaturermittlung nicht. Zwar gehört das Fieber zu einem der häufigsten Symptome bei Covid-19, doch nicht jeder Infizierte entwickelt diese oder andere Anzeichen der Erkrankung. Darüber hinaus steigt das Thermometer nicht nur bei Fieber: Es kann auch nach einem kurzen Sprint vorübergehend erhöhte Werte anzeigen.

In Covid-19-Testcentern wie Spitälern verlässt man sich deshalb nicht nur auf einen Wert. Bei Verdachtsfällen wird neben der Temperatur am Ohr auch die Herzfrequenz am Finger gemessen. Nach jeder Messung müssen alle eingesetzten Instrumente desinfiziert werden – ein zusätzlicher Aufwand, der viel Zeit kostet.

Mikrowellen ermitteln Atemfrequenz

Urs Schneider vom Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung in Stuttgart wollte das Verfahren vereinfachen. Gemeinsam mit seinem Team entwickelte er innerhalb von nur zehn Tagen ein System, mit dem sich diese Messungen aus einem Meter Entfernung vornehmen lassen.

Noch steckt das Verfahren in der Testphase. Zum Einsatz kommt es in einem Container, der vor dem Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhaus steht:

«Mit diesem Aufbau messen wir die Wärme im Gesicht mit Wärmebildkameras. Und wir messen zum anderen die Rumpf-Bewegung, die sich durch das Heben und Senken des Brustkorbs beim Atmen und durch eine Vibration des Brustkorbs beim Herzschlag ergibt … mit Mikrowellen-Sendern und Empfängern», erklärt Schneider in einem Hörfunkbeitrag von «Deutschlandradio».

Die Mikrowellen-Messung funktioniert wie ein Radar. Anstatt der Sauerstoffsättigung werden Atemfrequenz und Atemamplitude über den Brustkorb analysiert. Selbst Oberbekleidung scheint der Messung nicht hinderlich zu sein. Die Datenerfassung gelingt sogar dann, wenn die Testperson eine Jacke trägt.

Menschen in Altersheimen schützen

Erste Ergebnisse zeigen, dass noch ein paar Anpassungen gemacht werden müssen, das System aber «auf jeden Fall schon richtungsweisend» sei, wie Schneider sagt. Nun gilt es, einige Sensoren anzupassen, bevor es in die zweite Testphase geht. Die Forscher hoffen, dass sie bereits im Oktober eine medizintechnische Zulassung für ihre Apparatur bekommen.

Noch bedarf es Experten, die die gemessenen Daten auf Bildschirmen analysieren. Auch dieser Schritt dürfte in Zukunft automatisiert werden: So könnte das Gerät anhand der bestehenden Daten direkt selbst entscheiden, welche Personen anhand der gesammelten Informationen als krank «herausgefiltert» werden müssen.

Vielleicht kommt das System zukünftig nicht nur in Spitälern, sondern auch an Flughäfen oder an Eingangsbereichen von Alters- oder Pflegeheimen zum Einsatz. Dadurch könnten vor allem vulnerable Menschen besser vor einer Ansteckung mit SARS-CoV-2 geschützt werden.

Die Coronavirus-Krise – eine Chronologie

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