KolumneWarum ein Rollentausch Kind und Ehe gut tut
Mara Ittig
16.12.2018
Männer und Frauen sind in der Kindererziehung noch immer nicht gleichberechtigt. Die Basis zum Ungleichgewicht wird bereits bei der Geburt gelegt – denn ein vernünftiger Vaterschafturlaub fehlt hierzulande. Ein Plädoyer für mehr Beteiligung.
Eine deutsche Studie bestätigt, was wir bereits ahnten: Männer, die nach der Geburt ihrer Kinder eine sogenannte Elternzeit nehmen, machen mehr im Haushalt und verbringen mehr Zeit mit ihren Kindern. Überraschend ist, dass dieser Effekt bestehen bleibt – auch Jahre, nachdem die Väter die Elternzeit bezogen haben.
Väter, die nach der Geburt einige Wochen zu Hause verbringen, würden täglich 30 Minuten mehr im Haushalt arbeiten und am Wochenende 90 Minuten mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen als jene, die ohne Unterbruch arbeiten, so die Studie. Das gilt für einen Zeitraum neun Jahre nach der Geburt des Kindes, notabene.
Die Zeit zu Hause direkt nach der Geburt hat offenbar einen Einfluss auf das Selbstverständnis des Mannes als Mitglied der Familie und auch auf sein Rollenbild als Vater. Ein schlagendes Argument für die Einführung des längst überfälligen Vaterschaftsurlaubs in der Schweiz, der im Parlament in Verhandlung ist.
Überholte Rollenmuster machen sich breit
Die Erkenntnisse aus der Studie decken sich mit meiner eigenen Erfahrung. Mein Mann und ich führten eine gleichberechtigte Beziehung. Bis die Kinder kamen. Plötzlich wurden die Weichen neu gestellt, und wir fielen schleichend und ohne es gross zu bemerken in überholte Rollenmuster. Ich blieb während des Mutterschaftsurlaubs zu Hause und kümmerte mich um Nachwuchs und Haushalt. Er ging arbeiten. Diese neue Aufteilung blieb hartnäckig bestehen – auch nachdem ich meine Arbeit längst wieder aufgenommen hatte.
Es brauchte ziemlich viel Anstrengung und einen Glücksfall, um da wieder herauszukommen. Mein Mann hat in den letzten zehn Monaten eine einmalige Chance genutzt und sich eine berufliche Auszeit genommen. In dieser Zeit kümmerte er sich um die Kinder und schmiss den Haushalt, während ich wie gewohnt meiner Arbeit nachging. Wir hätten das schon viel früher machen sollen – unsere beiden Jungs sind inzwischen fünf und acht Jahre alt.
Unselige Mental-Load ist endlich aufgeteilt
Denn endlich, endlich sind wir an einem Punkt angelangt, wo wir uns beide wieder gleichberechtigt fühlen – und viel mehr Verständnis füreinander aufbringen. Beiderseits. Mein Mann weiss neuerdings, wer zu welchem Kindergeburtstag eingeladen ist (und was man als Geschenkli mitbringen soll), wann welches Kind zum Fussball muss und wer neue Winterschuhe braucht. Endlich ist die unselige Mental Load aufgeteilt! Das macht so unfassbar viel aus.
Ich auf der anderen Seite komme manchmal abends nach Hause und denke: «Der hätte jetzt aber auch mal …» Um mich dann flugs daran zu erinnern, dass es nach einem Tag mit den Kindern bei mir am Abend gern aussieht wie Sau.
Das neue Konzept funktioniert: fantastisch! Wir haben quasi keinen Streit mehr (zumindest untereinander, mit den Kindern fliegen immer noch ab und zu die Fetzen). Weil ich nicht mehr die gefrustete Nörglerin bin, die das Gefühl hat, alles bleibe an ihr hängen. Und mein Mann mir mehr Verständnis entgegenbringt. Und ich ihm. Zudem haben wir nun beide Zeit mit den Kindern – das freut sie und auch uns. Idealerweise merken sie auf diesem Wege auch noch gleich, dass Erziehung nicht Frauen vorbehalten ist.
Noch einmal: Wir hätten das Experiment bereits früher wagen sollen, es hätte uns viel Streit und strapazierte Nerven erspart. Unsere Beziehung ist besser geworden. Unsere Zufriedenheit hat zugenommen. Lieber spät als nie. Nun sind wir gespannt, wie es weitergeht, wenn mein Mann wieder zurück im Job ist.
Als Fazit bleibt: Ein paar Tage Vaterschaftsurlaub sind eigentlich zu wenig, aber mindestens ein wirklich nötiger Anfang.
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