Neues Federer-Buch«Und dann stand Roger im Ziel und alle sind fast umgekippt»
Von Bruno Bötschi
2.12.2022
«Roger Federer hat heute leider keine Eier gehabt»
Roger Federer ist ein Weltstar, wie ihn die Schweiz noch nie hatte. Sein Rücktritt als Tennisspieler hat die Menschen weltweit bewegt.
Bild: Getty Images
Nach dem Karriereende kann der 20-fache Grand-Slam-Champion seine Emotionen bei seinem letzten Auftritt als Profispieler beim Laver Cup in London nicht mehr zurückhalten.
Bild: Getty
Was macht Roger Federer so einzigartig, dass er derart viele Menschen in seinen Bann zieht? Die beiden Sportjournalisten Simon Graf und Simon Cambers gehen diesem Geheimnis in ihrem Buch «Inspiration Federer» nach.
Bild: Wörterseh Verlag
Das Duo Graf/Cambers führte dazu in den letzten zwei Jahren über 40 Interviews mit Tennis-Persönlichkeiten wie Toni Nadal, Coco Gauff, Heinz Günthardt oder Mats Wilander. Sie fragten aber auch Menschen, die mit Sport nicht so viel am Hut haben – etwa die deutsche Geigerin Anne-Sophie Mutter.
Bild: Arno Burgi/dpa-Zentralbild/dpa
«Wenn man mit ihm spricht, merkt man, wie sehr er den Sport liebt. Wenn du ihn nach irgendeinem Match fragst, das er vor Jahren gespielt hat, kann er dir wahrscheinlich genau sagen, wie das damals ablief»: Coco Gauff, ausstrebender US-Tennisstar, im Buch «Inspiration Federer».
Bild: Keystone
«Ich denke, Roger Federer hat heute leider keine Eier gehabt. Im Sport, egal in welchem, geht es um Eier und Herz»: Mats Wilander, Tennis-Champion und TV-Experte, nachdem Roger Federer an den French Open 2016 den Final gegen Rafael Nadal verloren hatte.
Bild: Getty Images
«Rafael und Roger zeigten, dass man trotz einer starken Rivalität befreundet sein kann»: Toni Nadal, Onkel und langjähriger Coach des spanischen Tennisstars Rafael Nadal, im Buch «Inspiration Federer».
Bild: Keystone
«Es geht Roger ums Spiel, um den Sport an sich, alles andere ist nebensächlich. Das finde ich absolut genial»: Michelle Gisin, Skirennfahrerin, im Buch «Inspiration Federer».
Bild: Getty Images
«Für mich war Roger Federer schon früh das perfekte Beispiel dafür, wie Tennis gespielt werden sollte. Ich wollte werden wie er»: Stefanos Tsitsipas, griechischer Tennispionier, im Buch «Inspiration Federer».
Bild: Keystone
Mirka und Roger Federer sind seit den Olympischen Spielen in Sydney im Jahr 2002 ein Paar. Sie hat sich jedoch schon länger aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Und so sucht man auch im neusten Federer-Buch vergeblich ein Statement von ihr.
Bild: KEYSTONE
«Es ist nett, wichtig zu sein. Aber noch wichtiger ist es, nett zu sein»: Roger Federer, Schweizer Tennisgott.
Bild: Keystone
«Roger Federer hat heute leider keine Eier gehabt»
Roger Federer ist ein Weltstar, wie ihn die Schweiz noch nie hatte. Sein Rücktritt als Tennisspieler hat die Menschen weltweit bewegt.
Bild: Getty Images
Nach dem Karriereende kann der 20-fache Grand-Slam-Champion seine Emotionen bei seinem letzten Auftritt als Profispieler beim Laver Cup in London nicht mehr zurückhalten.
Bild: Getty
Was macht Roger Federer so einzigartig, dass er derart viele Menschen in seinen Bann zieht? Die beiden Sportjournalisten Simon Graf und Simon Cambers gehen diesem Geheimnis in ihrem Buch «Inspiration Federer» nach.
Bild: Wörterseh Verlag
Das Duo Graf/Cambers führte dazu in den letzten zwei Jahren über 40 Interviews mit Tennis-Persönlichkeiten wie Toni Nadal, Coco Gauff, Heinz Günthardt oder Mats Wilander. Sie fragten aber auch Menschen, die mit Sport nicht so viel am Hut haben – etwa die deutsche Geigerin Anne-Sophie Mutter.
Bild: Arno Burgi/dpa-Zentralbild/dpa
«Wenn man mit ihm spricht, merkt man, wie sehr er den Sport liebt. Wenn du ihn nach irgendeinem Match fragst, das er vor Jahren gespielt hat, kann er dir wahrscheinlich genau sagen, wie das damals ablief»: Coco Gauff, ausstrebender US-Tennisstar, im Buch «Inspiration Federer».
Bild: Keystone
«Ich denke, Roger Federer hat heute leider keine Eier gehabt. Im Sport, egal in welchem, geht es um Eier und Herz»: Mats Wilander, Tennis-Champion und TV-Experte, nachdem Roger Federer an den French Open 2016 den Final gegen Rafael Nadal verloren hatte.
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«Rafael und Roger zeigten, dass man trotz einer starken Rivalität befreundet sein kann»: Toni Nadal, Onkel und langjähriger Coach des spanischen Tennisstars Rafael Nadal, im Buch «Inspiration Federer».
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«Es geht Roger ums Spiel, um den Sport an sich, alles andere ist nebensächlich. Das finde ich absolut genial»: Michelle Gisin, Skirennfahrerin, im Buch «Inspiration Federer».
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«Für mich war Roger Federer schon früh das perfekte Beispiel dafür, wie Tennis gespielt werden sollte. Ich wollte werden wie er»: Stefanos Tsitsipas, griechischer Tennispionier, im Buch «Inspiration Federer».
Bild: Keystone
Mirka und Roger Federer sind seit den Olympischen Spielen in Sydney im Jahr 2002 ein Paar. Sie hat sich jedoch schon länger aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Und so sucht man auch im neusten Federer-Buch vergeblich ein Statement von ihr.
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«Es ist nett, wichtig zu sein. Aber noch wichtiger ist es, nett zu sein»: Roger Federer, Schweizer Tennisgott.
Bild: Keystone
Gehörst du zu jenen, die beim Abschied von Roger Federer geweint haben? Dann wird dir das Buch «Inspiration Federer», welches heute erscheint, gut gefallen. Es bietet Lektüre, die tröstet.
So richtig bewusst wurde dies dem «Tages Anzeiger»-Journalisten Simon Graf, als er vor sieben Jahren sage und schreibe 28 Stunden lang im Wimbledon Park für Tickets anstand.
Es war die erste Woche der All England Championships, und er wollte eine Reportage übers berühmte Schlangenstehen schreiben.
Der Schweizer Journalist zeltet im Park und kam so mit Tennisfans aus aller Welt ins Gespräch. Die meisten konnten ganz genau erzählen, wann und wieso ihre Liebe für Roger Federer begonnen und wie er ihr Leben über die Jahre geprägt hatte.
Das ultimative Roger-Federer-Buch
In einer mehr oder weniger schlaflosen Nacht, derweil der Regen auf das Zelt von Roger Graf prasselte und er sich eine weiche Matte wünschte, dachte er sich, wie oft schon darüber geschrieben wurde, was der Maestro alles erreicht hat, aber nie darüber, was er in den Menschen auslöst, wie er sie inspiriert.
In den kommenden Jahren reifte nicht nur die Idee für ein ultimatives Roger-Federer-Buch, sondern auch der Wunsch, dieses zusammen mit seinem britischen Journalistenkollegen Simon Cambers zu schreiben, der ausgerechnet in Wimbledon zur Welt gekommen ist.
An dem Ort also, der für Roger Federers Karriere so wichtig war wie kein anderer.
Vor zwei Jahren begann das Duo Graf/Cambers damit, Menschen zu interviewen, die mit Roger Federer eine ganz persönliche Geschichte verbindet.
Sie redeten unter anderem mit Freund*innen, Mentoren, Coaches, Rivalen, mit Kulturschaffenden und Sportler*innen, einem Politiker des britischen Unterhauses und mit Hardcore-Federer-Fans.
So sind 24 ganz persönliche Erzählungen entstanden, die uns nicht nur das Phänomen Federer, sondern auch den Menschen Roger auf eine ganz neue Art näherbringen.
Geigerin Anne-Sophie Mutter erzählt, wie sie den Maestro kennenlernte, und sieht bei ihm viele Parallelen zu ihrem Metier:
«Man muss als Musiker wie als Sportler zuerst einmal gegen sich selbst gewinnen. Gegen seine Tagesform, gegen seine Ängste, gegen die Erinnerung, vielleicht gegen die letzte Niederlage. Alle Zweifel, die einen Musiker vor einer Vorstellung überkommen können oder Federer in einem Halbfinal, müssen in diesem Moment ausgeschaltet werden. Das ist ein lebenslanger Lernprozess.»
Tenns-Champion und TV-Experte Mats Wilander erinnert sich, wie enttäuscht er war, als Roger Federer beim French-Open-Endspiel 2006 auf dem Weg zur Viersatzniederlage gegen Rafael Nadal nicht mutiger gespielt hatte. Er warf Roger öffentlich vor, «keine Eier» (im englischen Original «Balls») zu haben und entschuldigte sich später für seine Wortwahl, denn:
«Ich hatte es nicht so hart gemeint, wie es rübergekommen war. Aber ich wusste auch, dass ich recht gehabt hatte. Ich behaupte nicht, dass es einfach ist, sein Spiel zu ändern, wenn man so sehr gewinnen will wie Roger. Aber ich wusste: Wenn er so weiterspielt, wird er die French Open gegen Nadal nie gewinnen.»
Mats Wilander ist aber nicht nur einer der grössten Kritiker Federers, sondern auch einer seiner grössten Bewunderer.
Die zweifache Olympiasiegerin Michelle Gisin erzählt im Buch, wie sie dank Roger Federer ihre Liebe zum Tennis entdeckte und wie beeindruckt sie war, als dieser im März 2022 den Super-G auf der Lenzerheide beehrte:
«Ich glaube, es war das härteste Speedrennen meines Lebens. Ich konnte mich fast nicht mehr auf den Beinen halten, und dann stand Roger in der Mixed Zone. Alle sind fast umgekippt. Es war witzig zu beobachten, wie das Rennen bei den Athletinnen in den Hintergrund rückte, weil einfach alle extrem fasziniert und begeistert waren, dass er sich die Zeit für sie und das Rennen nahm. Er blieb, bis auch die allerletzte Läuferin im Ziel war, posierte mit allen für ein Foto, redete mit jeder Athletin. Ich war am Schluss die Letzte, die noch Autogramme gab. Und Roger harrte immer noch aus.»
Die aufstrebende US-Tennisspielerin Coco Gauff sagt über Roger Federer:
«Als ich aufwuchs, war er kein Spieler, den ich wirklich im Blick hatte. Ich konzentrierte mich auf die Frauen, auf Serena und Venus Williams. Aber als ich anfing, auf der Juniorentour zu spielen, lernte ich ihn schätzen. Natürlich wusste ich, wer er ist und was er erreicht hat. Aber wie nett er zu mir war, verblüffte mich. Obwohl ich doch noch so jung und ein Niemand war und er der Grösste im Tennis! Er nahm sich die Zeit, mit mir Dreizehnjähriger zu reden, und zwar nicht nur zehn Minuten, sondern manchmal eine ganze Stunde, via Facetime. Ich glaube, er hat das auch mit anderen getan.»
«Hätte nie gedacht, dass dieses Bild so populär werden würde»
Der griechische Tennispionier Stefanos Tsitsipas erinnert sich an seine erste Begegnung mit Roger Federer in Wimbledon:
«Wir trainierten zusammen auf einem Matchcourt. Es war eine unglaubliche Erfahrung, den Platz mit meinem Idol zu teilen. Wie sehr habe ich mich damals bemüht, keine Fehler zu machen. Ich schlug die Bälle äusserst exakt, fühlte mich beseelt und war sehr beeindruckt von der Qualität seiner Bälle, wie sauber sie auf meinem Schläger landeten und wie mühelos bei ihm alles aussah. Es fühlte sich fast so an, als würde er sich bei keinem seiner Schläge anstrengen.»
Später schlug Stefanos Tsitsipas sein Idol am Australian Open 2019 in ihrem ersten grossen Duell auf der Profitour.
Die britische Fotografin Ella Ling, die anlässlich von Federers Abschied am Laver-Cup 2022 den Moment erwischte, als er nach Rafael Nadals Hand griff, wurde dadurch berühmt.
Sie sagt im neuen Federer-Buch:
«Ich hätte nie gedacht, dass dieses Bild so populär werden würde. Der Händedruck sieht so aus, als ob sie sich länger bei der Hand gehalten hätten. Dabei war es nur ein Wimpernschlag, aber wenn du diesen Moment festhalten kannst, ist das unbezahlbar. Dieser Moment ist für die Ewigkeit und fasst das ganze Gefühl des Abends zusammen. Und weil die Fotografie eine solche Wirkung haben kann, liebe ich meinen Job.»
Das sind sechs kurze Ausschnitte von 24 ganz persönlichen Geschichten rund um Roger Federer, die fassbar machen, was unseren Schweizer Weltstar so einzigartig macht, dass er die unterschiedlichsten Menschen auf dem ganzen Globus in seinen Bann zieht.
Momoll, ich denke, das neue Buch über Roger Federer hat die Kraft, sicher so manchen Fedi-Fan über die Tatsache hinwegzutrösten, dass er im vergangenen Herbst die Tennisbühne, also zumindest als Spieler, definitiv verlassen hat.
Die schönste einhändige Rückhand, die gefühlvollsten Volleys, atemberaubende Improvisationen. Einige der besten Ballwechsel aus Roger Federers herausragender Karriere gibt's in diesem Video.
16.09.2022
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