22 Sonntags-Fragen Nik Flütsch: «Auch Gynäkologen müssen manchmal Abstriche machen»

Von Bruno Bötschi

8.1.2023

«Die Texte von Jiddu Krishnamurti haben mein Denken befreit und mich in meiner Suche nach Sinn und Wahrheit im Leben bestärkt»: Nik Flütsch.
«Die Texte von Jiddu Krishnamurti haben mein Denken befreit und mich in meiner Suche nach Sinn und Wahrheit im Leben bestärkt»: Nik Flütsch.
Bild: zVg

Was steht jeden Samstag auf Ihrem Einkaufszettel? Bei welchem Song stürmen Sie sofort auf die Tanzfläche? Heute stellen wir unsere 22 Sonntags-Fragen Gynäkologe Nik Flütsch.

Von Bruno Bötschi

8.1.2023

Jeden Sonntag stellt blue News einem Menschen aus Gesellschaft, Kultur, Sport, Wirtschaft oder Politik 22 Fragen, um zu erfahren, was sie oder er am Wochenende tut oder lässt – und was der schönste Moment in den vergangenen Tagen war.

Heutiger Gast ist Gynäkologe Nik Flütsch.

Flütsch ist ein Transmann, der 2010 beschloss, als Mann zu leben. Darüber schrieb er das Buch «Geboren als Frau – Glücklich als Mann». Heute ist er als frei praktizierender Gynäkologe tätig und er hilft anderen Transmenschen auf ihrem Weg ins richtige Geschlecht.

Niklaus Flütsch und andere Autor*innen vom Wörterseh Verlag sind vom 13. bis 28. Januar 2023 auf Lesetour. Tickets gibt es hier.

1. Nik Flütsch, was bedeutet Wochenende für Sie – in einem Wort?

Herunterfahren.

2. Was war der schönste Moment in den vergangenen Wochen?

Ein tolles Abendessen mit einem befreundeten Paar und die anschliessende Nacht im Hotel, welche sie uns zu unserem zehnten Hochzeitstag geschenkt haben.

3. Wenn Sie die Macht hätten zu befehlen, was Ihnen heute richtig scheint, würden Sie es befehlen gegen den Widerspruch der Mehrheit?

Nein. Ich kann nicht das Richtige befehlen, ich muss es selber tun.

4. Was steht jeden Samstag auf Ihrem Einkaufszettel?

Katzenfutter. Das kann unglaublich beruhigend auf unsere Katzen wirken.

5. Bei welcher Modedesignerin, bei welchem Modedesigner lassen Sie Ihr Geld?

Während der Corona-Zeit hatte ich meinen Kleiderschrank sortiert und gesehen, dass ich so viele Kleider besitze, dass ich für die nächsten fünf Jahre gar keine mehr kaufen muss. Das spart Ressourcen und CO2. Ich hab noch Kleider von Desigual und Superdry, die sind qualitativ sehr gut und halten erstaunlich lange.



6. Mit wem würden Sie gern einmal zu Abend essen? Die Person darf auch bereits tot sein.

Mit Jiddu Krishnamurti. Seine Texte haben mein Denken befreit und mich in meiner Suche nach Sinn und Wahrheit im Leben bestärkt.

7. Wer ist der beste James-Bond-Darsteller? Und warum?

Sir Sean Connery – auch wenn ich mit vielen seiner Aussagen nicht einverstanden bin. Er hatte einfach eine schöne Art zu altern.

8. Welche TV-Serie schauen Sie gerade?

Zurzeit fesselt mich keine. Die letzte, die mich in Bann gezogen hat, war «Sense8». Ich geniesse es, wenn sich Geschichten jenseits der Heteronormativität bewegen und dennoch nicht die zentrale Handlung dominieren.

9. Welches Konzert haben Sie zuletzt besucht?

Bei uns zu Hause in der Klosterkirche mit dem Obertonchor Partial. Mich fasziniert es immer wieder, was man alles mit der menschlichen Stimme machen kann.

10. Bei welchem Song lassen Sie sofort alles stehen und liegen und stürmen die Tanzfläche?

«I Am What I Am» von Gloria Gaynor.

«Im Winter, wenn es draussen kalt und neblig ist, geniesse ich es, im Bett Tee zu trinken und Bücher oder Zeitungen zu lesen»: Nik Flütsch.
«Im Winter, wenn es draussen kalt und neblig ist, geniesse ich es, im Bett Tee zu trinken und Bücher oder Zeitungen zu lesen»: Nik Flütsch.
Bild: zVg

11. Wie lange bleiben Sie am Sonntag im Bett, nachdem Sie aufgewacht sind?

Das ist unterschiedlich. Jetzt im Winter, wenn es draussen kalt und neblig ist, geniesse ich es, im Bett Tee zu trinken und Bücher oder Zeitungen zu lesen. Bei schönem Wetter bin ich oft auch schon früh unterwegs in der freien Natur.

12. Frühstück im Bett – ja oder nein?

Nein, ich mag keine kitzelnden Brösmeli.

13. Wann sind Sie zuletzt in ein Gotteshaus gegangen?

Beim besagten Konzert in der Klosterkirche: Musik und Wort.

14. Welchen Gegenstand brauchen Sie am Wochenende am meisten?

Meine Lesebrille bei Nebel, mein Fahrrad bei Sonne.

15. Gibt es ein Ritual, das Sie jeden Sonntag pflegen?

Brotbacken für die kommende Woche. Mein Mann und ich haben je einen eigenen Sauerteig, den wir wie ein Tamagotchi regelmässig füttern und pflegen.

16. Freiburger Fondue Moitié-Moitié oder Tessiner Risotto?

Geht auch beides?



17. Das beste Fortbewegungsmittel, das Sie je besessen haben?

Mein Velo. Ich bin damit entlang der gesamten Westküste der USA gefahren. Es ist für mich die schönste Art zu reisen.

18. Locarno oder Lugano?

Locarno. Klingt einfach kerniger.

19. Wenn Sie das Wort Romandie hören: Woran denken Sie?

An unsere nationale Diversität, was ich so in keinem anderen Land bis anhin kennengelernt habe.

20. Was tun Sie am Wochenende zu wenig?

Ausgehen. Ich bin in den letzten Jahren zu einem richtigen Partymuffel geworden. Ich ziehe ein Abendessen und gute Gespräche mit zwei bis drei geladenen Gästen vor.

21. Welches hartnäckige Gerücht über Sie ist schlichtweg nicht wahr?

Dass ich mir meine Barthaare färbe.

22. Ihr Lieblingswitz?

Auch Gynäkologen müssen manchmal Abstriche machen.

Nik Flütsch hat den Fragebogen schriftlich ausgefüllt.


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