InterviewValentinas Bruder ist Autist: «Die Menschen sollen aufhören, uns anzustarren»
Von Bruno Bötschi
2.4.2020
Valentina ist elf. Am allermeisten liebt sie ihren Bruder, auch wenn er manchmal nervt. Leonardo ist Autist. Jetzt hat Valentina ein Buch über das abenteuerliche Leben mit ihrem Bruder geschrieben.
Valentina mag es, sich Gedanken zu machen. Abzutauchen in die Welt, in der ihr Bruder Leonardo lebt. Es ist eine andere als ihre. Vor zwei Jahren hat das Mädchen damit begonnen, Geschichten über ihren Bruder zu schreiben. Leonardo ist drei Jahre jünger als Valentina – und Autist.
Valentina sagt, dass das Schreiben ihr Türen öffnet. Und dass sie sich, wenn diese offen sind, frei fühlt wie ein Vogel. Oft will sie deshalb gar nicht mehr aufhören, zu schreiben.
Valentina sagt, dass sie das Buch «Der Delfin in der Hängematte» geschrieben hat, weil sie möchte, dass die Menschen mehr über Autismus erfahren. Ein FaceTime-Gespräch mit Valentina und ihrer Mutter Sonia.
Valentina, heute ist internationaler Welt-Autismus-Tag. Es ist ein besonderer Tag für dich, weil heute auch das Büchlein «Der Delfin in der Hängematte» mit deinen Texten über deinen Bruder Leonardo erscheint. Stolz?
Valentina: Ja.
Sehr stolz?
Valentina: Einfach stolz.
Wer hat dir zum ersten Mal erklärt, dass Leonardo Autist ist?
Valentina: Ich weiss nicht mehr, ob es das Mami oder der Papi war. Ich war auf jeden Fall noch ganz klein.
Leseraktion «Der Delfin in der Hängematte»
«Bluewin»-Leserinnen und Leser können das Buch «Der Delfin in der Hängematte.» unter dem Codewort bw20hd zum Spezialpreis von Fr. 14.90 statt Fr. 17.90 (inkl. Porto und Verpackung) bestellen. Entweder direkt über die Homepage: www.woerterseh.ch, per Mail: leserangebot@woerterseh.ch oder telefonisch unter: 044 368 33 68. Bitte Codewort nicht vergessen!
Dein drei Jahre jüngerer Bruder leidet an der sogenannten Autismus-Spektrum-Störung, kurz ASS. Wie würdest du einem Menschen, der keine Ahnung von Autismus hat, die Krankheit von Leonardo erklären?
Valentina: Ich sage, mein Bruder kann nicht sprechen, er isst manchmal wie ein Schwein, und er kann sehr bockig sein.
Ein paar nette Dinge sagst du über deinen Bruder aber auch noch, oder?
Valentina: Ja schon, aber nicht immer.
Wann hast du angefangen, Texte über Leonardo zu schreiben?
Valentina: Das weiss ich nicht mehr.
Sonia: Vor zwei Jahren war das – Valentina, erzähle Herrn Bötschi doch einmal, wie alles zustande gekommen ist?
Valentina: Ich habe die Geschichten auf Papier aufgeschrieben, sie zu einem Büchlein zusammengeklebt und meiner Oma zum Geburtstag geschenkt.
Hat ihr das Büchlein gefallen?
Valentina: Sogar sehr. Mami hatte dann die Idee, dass wir das Büchlein vervielfältigen könnten.
Wie ging es weiter?
Sonia: Wir suchten eine Lektorin, die Valentina beim Ausformulieren ihrer Geschichten geholfen hat. Danach habe ich die Geschichten mit dem Computer nochmals abgetippt.
Wer ist schuld daran, dass die Texte nun im Wörterseh Verlag als Buch erschienen sind?
Valentina: Mami.
Mein Lieblingssatz in deinem Büchlein lautet: «Ich möchte Leonardo nicht verändern, denn ich liebe ihn so, wie er ist.»
Valentina: Das Leben mit meinem Bruder kann anstrengend sein, aber es macht auch viel Spass. Leonardo ist einzigartig, und ich liebe ihn ganz fest. Aber ehrlich gesagt, ich habe die Geschichten im Büchlein schon länger nicht mehr gelesen, und darum kann ich nicht sagen, welche Sätze darin ich am liebsten mag.
Du nennst deinen Bruder Rockstar, dabei kann er gar nicht singen.
Valentina: Das stimmt. Aber Leonardo schlägt mit dem Kopf gegen die Wand, wenn er sich unverstanden fühlt – und das tönt dann so, als würde er Schlagzeug spielen.
Ist es nicht brutal mitanzusehen, wenn dein Bruder seinen Kopf gegen die Wand schlägt?
Valentina: Früher ja, heute bin ich daran gewöhnt. In der Schule wollten sie ihm deswegen einen Helm anziehen. Aber Mami und Papi möchten das nicht.
Sonia: Wie es Valentina vorhin gesagt hat: Leonardo schlägt mit dem Kopf gegen die Wand, wenn er sich unverstanden fühlt oder wenn er etwas haben möchte, aber wir es ihm nicht sofort geben. Aber natürlich lassen wir es nicht zu, dass er seinen Kopf gegen die Wand schlägt. Es ist ständig jemand in seinem Umfeld. Es gibt Wochen, in denen er ruhiger ist und er nie versucht, den Kopf gegen die Wand zu schlagen. Die aktuelle Corona-Krise findet Leonardo überhaupt nicht lustig. Er ist viel unruhiger als sonst. Sein Tagesablauf hat sich komplett verändert, und er kann fast nie nach draussen gehen.
Leonardo kann noch nicht sprechen – Valentina, wie verständigt ihr euch beide?
Valentina: Wenn mein Bruder etwas will, nimmt er meine Hand und zeigt darauf.
In deinem Buch schreibst du, dass Leonardo eine Vorliebe für die Vengaboys respektive deren Comic-Musikvideos «We’re going to Ibiza» habe.
Valentina: Dieses Video liebt er über alles. Ich fand es lange auch sehr cool, aber jetzt finde ich es nur noch blöd. Das Lied ist ein Ohrwurm – kaum habe ich es gehört, bring ich es nicht mehr aus meinem Kopf. Das mag ich nicht.
Was macht Leonardo, wenn er das Video der Vengaboys sieht?
Valentina: Er fängt an zu tanzen, hin und wieder geht er auch ganz nah an den Bildschirm ran.
Sonia: Ich glaube, das tut er deshalb, weil er ein bisschen in die Flugzeugpilotin verliebt ist, die im Video zu sehen ist (lacht).
Valentina: Nein, sie interessieren ihn nicht. Als ich Leonardo einmal aus einem anderen Buch etwas vorlesen wollte, lief er einfach weg. Ich gebe zu, da war ich etwas beleidigt.
Gibt es Dinge, die ihr beide gern zusammen macht?
Valentina: Schwimmen und in der Hängematte schaukeln.
Schreibst du nach wie vor Texte über deinen Bruder?
Valentina: Zurzeit nicht.
Frank Baumann hat zu deinem Büchlein «Der Delfin in der Hängematte» die Illustrationen beigesteuert. Wie gefallen dir seine Zeichnungen?
Valentina: Ich finde sie cool, aber ich habe ein bisschen Angst.
Vor was genau hast Du Angst?
Valentina: Frank Baumann hat früher viele verschiedene TV-Sendungen gemacht. Ich weiss nicht, über was genau. Ich weiss nur, diese Sendungen fanden nicht alle Schweizerinnen und Schweizer gut, und deshalb habe ich Angst, dass sich mein Büchlein deswegen vielleicht nicht so gut verkaufen wird.
Gibt es etwas, was du im Zusammenhang mit deinem Bruder oder seiner Krankheit unbedingt noch erwähnen möchtest?
Valentina: Die Menschen sollen aufhören, unsere Familie komisch anzustarren, wenn wir zusammen auf der Strasse unterwegs sind oder wir zusammen einkaufen gehen. Das nervt total. Es fühlt sich an, als wären wir berühmt.
Möchtest Du nicht berühmt sein?
Valentina: Doch, aber nicht auf diese Art.
Sondern?
Valentina: Ich würde gern Schauspielerin oder Regisseurin werden.
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Leonardo ist in der Stiftung für Kind und Autismus eingeschult. Ein allfälliger Gewinn aus dem Buchverkauf würde deshalb dieser Stiftung in Urdorf ZH überwiesen.
Das sind die zwölf verrücktesten Pflanzen der Welt
Tödliches Gift: Der Wunderbaum (Ricinus communis) gilt mit seinen Früchten als giftigste Pflanze auf der Erde. Das Endosperm der Samen ist stark giftig, da es das toxische Eiweiss Rizin enthält. Rizin ist eines der potentesten natürlich vorkommenden Gifte überhaupt. Der Tod tritt unbehandelt durch Kreislaufversagen etwa 48 Stunden nach der Vergiftung ein. Der Wunderbaum ist in Ost- und Westafrika beheimatet, wird
Bild: iStock
Gross, grösser, am grössten: Der Riesenmammutbaum (Sequoiadendron giganteum) im Westen der USA ist das massivste beziehungsweise voluminöseste bekannte Lebewesen der Welt. Der immergrüne Baum kann bis zu 95 Meter hoch und einen Stammdurchmesser von 17 Meter haben.
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Kletternder Parasit: Mit einem Durchmesser von über einem Meter bildet die Riesenrafflesie (Rafflesia amoldi) die grösste Einzelblüte. Allerdings existiert die gigantische Blüte der Kletterpflanze nur wenige Tage, dann zerfällt das rote, nach Aas riechende Organ. Zurück bleibt ein Haufen schwarzen Schleims.
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Blüte mit Heizung: Naht die Blütezeit, macht die Titanwurz eine erstaunliche Verwandlung durch: Bis zu zehn Zentimeter am Tag schiesst ihr gigantischer Blütenstand nach oben. Und um Insekten für die Befruchtung anzulocken, verströmt das Fortpflanzungsorgan einen Aasgeruch und heizt sich auf 36 Grad Celsius auf.
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Königin der Anden: Die Riesenbromelie (Puya raimondii) ist die weltweit grösste Bromelie, mit mehr als zehn Metern Höhe. Sie hat auch eine der grössten Blütenstände aller Pflanzen und ist eine vom Aussterben bedrohte Art, die in den Anden in Peru und Bolivien beheimatet ist.
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Ganz schön alt: Der Riesen-Eukalyptus (Eucalyptus regnans) wächst als immergrüner Baum, der ein Alter von etwa 400 Jahren erreichen kann. An bevorzugten Standorten kann er Wuchshöhen von 65 Metern in 50 Jahren erreichen. Er gilt als der höchste Laubbaum der Welt, möglicherweise sogar als der höchste Baum überhaupt. Bei einem 1872 gefällten Exemplar wurden 132 Meter an Höhe gemessen.
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Königlich stark: De Riesenseerose Victoria ist wohl eine der eindrucksvollsten Pflanzen auf dem blauen Planeten überhaupt. Mit bis zu drei Metern hat sie den grössten Blattdurchmesser. 1840 entdeckt vom Botaniker Richard Schomburgh, wurde sie benannt nach Queen Victoria. Viele Botanische Gärten bauten in der Folge eigene Victoria Häuser.
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Gefiederte Blätter: Die Raphia-Palme ist vorwiegend im tropischen Afrika beheimatet. Ihre Blätter gelten mit bis zu 25 Meter Länge als die grössten im Pflanzenreich. Sie sind nicht nur sehr gross, sondern auch gefiedert und bleiben nach dem Absterben an der Pflanze.
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Schweres Früchten: Der Jackfruchtbaum (Artocarpus heterophyllus) ist in Indien beheimatet. Er bekommt, wenn man von Zuchterfolgen wie Riesenkürbisse und dergleichen einmal absieht, die schwersten Früchte. Sie können mehr als 30 Kilogramm wiegen.
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Über 4000 Jahre alt: Im Patriarch Grove in den White Mountains in Kalifornien stehen 17 Exemplare der Langlebigen Kiefer (Pinus longaeva), die über 4000 Jahre alt sind. Ein Baum, dessen Alter von 4700 Jahren durch Auszählung der Jahresringe in einem kleinen Bohrkern bestimmt wurde, trägt den Namen «Methuselah». (Archivbild)
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Fast 10'000 Jahre alt: Über die älteste individuellen Lebewesen wird, je nach Definition, gestritten. Aber eine Pflanze ist es auf jeden Fall: Eine Gemeine Fichte (Picea abies) in Schweden, deren Stamm viel jünger ist, konkurriert mit den Langlebigen Kiefern. Sie geht aus Wurzelwerk hervor, das seit etwa 9600 Jahren existieren soll.
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Affen-Gesicht: Wer die Dracula simia ansieht, wundert sich wahrscheinlich nicht, warum sie den Beinamen Affen-Orchidee trägt. Viel Fantasie um das Gesicht eines Primaten zu erkennen, braucht es nicht. Die Pflanze wächst in 300 bis 600 Meter Höhe in Peru und Ecuador und duftet nach Orange.
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Klein, aber hübsch: Die Wurzellose Zwergwasserlinse (Wolffia arrhiza) gilt als kleinste Blütenpflanze über- überhaupt. Ihre Blüten sind für das menschliche Auge unsichtbar. Der Pflanzenkörper selbst ist maximal 1,5 Millimeter lang. Und übrigens: Sie ist als Aronstabgewächs mit der Titanwurz recht eng verwandt.
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