Lebensprojekt Wie Alpakas das Leben der Schmockers umkrempelten

Von Max Hugeslhofer

12.10.2020

Frisch geschoren zurück auf die Weide – die Alpakas der Familie Schmocker.
Frisch geschoren zurück auf die Weide – die Alpakas der Familie Schmocker.
Bild: Yannick Andrea

Bei der Familie Schmocker in Milken im Schwarzenburgerland dreht sich alles um Alpakas und deren Wolle. In einer ehemaligen Werkstatt haben sie sich eine Wollverarbeitungsanlage eingerichtet.

Es geschah am helllichten Tag: Sandra und Bruno Schmocker machten einen Spaziergang und kamen dabei an einer Herde Alpakas vorbei. Da war es um Sandra geschehen: «Ich wusste sofort, solche Tiere will ich auch.»

Schon bald hatte sie eine rund 50-köpfige Herde, züchtete und belegte mit ihren Tieren an Shows regelmässig Topplatzierungen. Etwas störte Sandra jedoch: Die rund 200 Kilo hochwertiger Wolle, die beim alljährlichen Schären anfielen, konnten nicht verwertet werden.

Weil sie sahen, dass alle Züchter das gleiche Problem hatten, beschlossen Sandra und Bruno, etwas dagegen zu tun. Bruno, der in der Maschinenbauindustrie arbeitet, konnte durch seine Kontakte gebrauchte Textilmaschinen aus ganz Europa zusammenkaufen.

Inzwischen verarbeiten Sandra und Bruno Schmocker Wolle von Alpakazüchtern aus der ganzen Schweiz.
Inzwischen verarbeiten Sandra und Bruno Schmocker Wolle von Alpakazüchtern aus der ganzen Schweiz.
Bild: Yannick Andrea

Nach und nach kam so in der ehemaligen Werkstatt von Schmockers Bauernhaus ein Maschinenpark zusammen, der die Verarbeitung der Wolle vom Waschen übers Karden und Kämmen bis zum Spinnen ermöglicht.

Schwieriger Anfang

Der Anfang war allerdings hart. «Wir schafften es einfach nicht, die Maschinen richtig einzustellen und gute Ergebnisse zu erzielen», so Bruno. «Vielleicht wollten wir zu schnell zu viel», sinniert der 53-Jährige. Er hatte damals das Pensum bei seinem Arbeitgeber reduziert und dachte bereits daran, mehrere Angestellte einzustellen.

Wegen der Probleme mit der Technik konnten Schmockers jedoch nie die geplante Menge an Wolle verarbeiten, und so ging die Rechnung auch wirtschaftlich nicht auf. «Es war eine sehr harte Zeit», erinnert sich Bruno.

Nach jahrelangem Tüfteln und Probieren hat Bruno Schmocker die Textilmaschine nun im Griff.
Nach jahrelangem Tüfteln und Probieren hat Bruno Schmocker die Textilmaschine nun im Griff.
Bild: Yannick Andrea

Ein Coach, dessen Einsatz von der Schweizer Berghilfe mitfinanziert wurde, brachte eine wichtige Aussensicht ins Unternehmen – und gleichzeitig bekam Bruno langsam seine Maschinen in den Griff.

Heute, über fünf Jahre, nachdem der erste Tieflader mit einem graugrünen Koloss in Milken vorfuhr, läuft das Geschäft. Über ihren Webshop und auf Märkten verkaufen Sandra und Bruno vor allem Duvets und Kissen. Vor Weihnachten waren es so viele Bestellungen, dass sie kaum mit Produzieren nachkamen.

Diese Reportage erschien zuerst im «Berghilfe Magazin».

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