Harter Wettbewerb Verspätungen an Schweizer Flughäfen nehmen sprunghaft zu

SDA/tjb

20.3.2019

Ein Anblick, der an Schweizer Flughäfen in den letzten Jahren viel öfter vorkommt: verspätete Flüge.
Ein Anblick, der an Schweizer Flughäfen in den letzten Jahren viel öfter vorkommt: verspätete Flüge.
Bild: Hannibal Hanschke/dpa

Der Flugbetrieb in der Schweiz hat in den letzten Jahren markant an Pünktlichkeit eingebüsst. Seit 2014 nahm die Anzahl von verspäteten oder ausgefallen Flügen um mehr als die Hälfte zu.

Der Funkverkehr zwischen einem Swiss-Flieger und dem Tower am Flughafen Zürich im Herbst 2018 ist vielen noch in Erinnerung: Als «zum Chotzä» bezeichnete der Pilot die Verspätung, die er beim Start in Zürich erhielt. Er dürfte nicht der einzige geblieben sein, der sich darüber aufregt, denn in der Schweiz nehmen die Verspätungen beim Fliegen deutlich zu.

Zu diesem Schluss kommt eine Analyse zur Zuverlässigkeit der Schweizer Flugbranche des Fluggastrechte-Portals AirHelp. Untersucht wurde laut einer Mitteilung vom Mittwoch der Zeitraum zwischen 2014 und 2018. Demnach hatten alleine 2018 insgesamt 56'300 Flüge mindestens 15 Minuten Verspätung oder sind sogar ganz ausgefallen. Im Jahr 2014 waren es noch 37'400.

Selbstverschulden der Fluglinien

Die Anzahl an Passagieren, die Anspruch auf eine Entschädigung haben, sei zwischen 2014 und 2018 um satte 88 Prozent angestiegen. Die Schuld dafür schiebt AirHelp den Airlines zu.

Denn das Argument, dass mehr Flugbewegungen automatisch zu mehr Verspätungen und Ausfällen führen, will das Fluggastrecht-Portal nur bedingt gelten lassen. Die Gesamtanzahl an Flugbewegungen in diesem Zeitraum habe sich im gleichen Zeitraum um nur 5,1 Prozent erhöht.

Den Grund für die Unzuverlässigkeit der Airlines sieht AirHelp unter anderem im immer härter werdenden internationalen Wettbewerb im Luftraum. So böten einige Fluggesellschaften etwa Strecken an, die sie aufgrund von Flugzeug- und Personalmangel gar nicht in Stande seien zu bedienen.

«Europaweites Problem»

Die Swiss hält auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP fest, dass man grundsätzlich keine konkreten Zahlen zu Flugausfällen kommuniziere. «Was ich bestätigen kann, ist, dass die Anzahl Verspätungen und Annullierungen im Sommer 2018 deutlich höher lag im Vergleich zu anderen Jahren», teilte Swiss-Mediensprecherin Karin Müller mit.

Dies betreffe aber bei weitem nicht nur die Swiss oder den Schweizer Flugbetrieb alleine, sondern sei ein europaweites Problem. Zurückzuführen sei die Zunahme meist auf externe Faktoren wie mangelndes Personal und Streiks bei den europäischen Flugsicherungen.

«Insbesondere in Zürich waren zudem ungünstige Wetterbedingungen in Kombination mit den sehr komplexen Betriebskonzepten des Flughafen Zürich, welche die Kapazitäten im Flugbetrieb stark reduzieren, eine weitere Hauptursache für die vielen Verspätungen», sagte Müller.

Nadelöhr Sommerferien

Die Lage dürfte sich zudem nicht so schnell bessern. Der Flughafen Zürich erwartet auch im kommenden Sommer wieder viele Verspätungen: Bei Biese etwa falle die Kapazität am Flughafen stark ab: «Der Flughafen Zürich ist generell wetteranfällig», sagte Flughafen-Sprecherin Sonja Zöchling gegenüber AWP.

Bei ungünstigen Windverhältnissen seien statt den angestrebten gut 60 Flügen pro Stunde nur noch etwa 40 möglich. Der Flughafen selbst führe zudem wie die Swiss keine Statistiken über Verspätungen und Ausfälle im Flugverkehr. Angestrebt werde aber, dass mindestens 80 Prozent der Flüge pünktlich starten, sagte Zöchling.

Laut Swiss-Mediensprecherin Müller erzielte die Schweizer Fluggesellschaft zwischen 2015 und 2018 Werte zwischen 73 und 78 Prozent, wobei der tiefste Wert von 73 Prozent im letzten Jahr erreicht wurde.

Eine Entspannung der Situation ist aber schon aufgrund des erwarteten Passagieraufkommens nicht in Sicht: Im laufenden Jahr soll der bisherige Passagierrekord von 2018 von über 31 Millionen Fluggästen erneut übertroffen werden. Und bis in 20 Jahren erwartet der Flughafen Zürich ganze 50 Millionen Passagiere und über 350'000 Flugbewegungen.

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