Minderjährige Aufnahme unbegleiteter Flüchtlinge entzweit EU-Staaten

sda/tafu

13.3.2020

Einige EU-Staaten erklärten sich schon bereit, minderjährige Flüchtlinge aufzunehmen. Andere sagten zwar Unterstützung zu – Kinder zu sich zu nehmen, komme aber nicht infrage.

Die EU-Staaten sind bei der Aufnahme minderjähriger Flüchtlinge aus Griechenland tief gespalten – für die Umverteilung einiger Hundert Migranten gibt es jedoch bereits Zusagen. «Es gibt sieben, acht Länder, die anpacken wollen», sagte der luxemburgische Minister Jean Asselborn bei einem Treffen der EU-Innenminister am Freitag in Brüssel. Andere Länder lehnen eine Aufnahme jedoch ab.

EU-Innenkommissarin Ylva Johansson hatte am Vortag angekündigt, dass es eine Koalition der Willigen aus sieben Staaten gebe. Diese wollten Griechenland insgesamt 1'600 unbegleitete Minderjährige und andere Flüchtlinge abnehmen.



Neben Deutschland gehören Frankreich, Irland, Finnland, Portugal, Luxemburg und Kroatien dazu. Auch Bulgarien habe Bereitschaft gezeigt, hiess es am Freitag in Brüssel. Die Schweiz hatte in den vergangenen Monaten ebenfalls zugesagt, Kinder und Jugendliche aufzunehmen.

Die Aufnahme unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge entzweit die EU-Staaten.
Die Aufnahme unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge entzweit die EU-Staaten.
Bild: Keystone

Gemäss Staatssekretariat für Migration (SEM) haben «die griechischen Behörden bisher in weniger als zehn Fällen um eine Übernahme von unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden» ersucht. Die Schweiz habe in allen Fällen zugestimmt, schrieb das SEM auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Dabei handelt es sich ausschliesslich um Minderjährige, die eine familiäre Verbindung in die Schweiz haben.

Rund 5'500 Minderjährige

Deutschland und Frankreich dürften die meisten Minderjährige übernehmen – wohl jeweils mehrere Hundert. Für die deutsche Regierung hat die Aufnahme von kranken Kindern mit ihren Familien Priorität. Anschliessend sollen unbegleitete Minderjährige – bestenfalls Mädchen unter 14 Jahren – berücksichtigt werden.

Aktuell leben nach Angaben des griechischen Bürgerschutzministeriums mehr als 42'500 Flüchtlinge und Migranten auf Lesbos, Samos, Kos, Leros und Chios – dabei liegt die Kapazität eigentlich bei rund 6'000 Plätzen. Nach Angaben der EU-Kommission sind rund 5'500 von ihnen unbegleitete Minderjährige. Neun von zehn seien 14 Jahre alt oder älter, hiess es unter Berufung auf griechische Behörden.

Ruhe an der Grenze

«Die Niederlande sind bereit, Griechenland jede Unterstützung zu geben, die es braucht», sagte die niederländische Migrationsministerin Ankie Broekers-Knol. «Aber wir sind nicht bereit, Kinder zu übernehmen.»
Asselborn warb hingegen erneut für die Übernahme der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge: «Ich glaube, dass wir Griechenland damit auch helfen können.» Er hoffe, dass die Bemühungen nicht durch das Coronavirus gestoppt würden.



Kroatiens Innenminister Davor Bozinovic betonte, man müsse die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus beim weiteren Vorgehen berücksichtigen. Am griechisch-türkischen Grenzübergang bei Kastanies/Pazarkule herrschte am Freitagmorgen Ruhe. Am Vorabend hatten abermals zahlreiche Menschen von der türkischen Seite aus versucht, einen Grenzzaun auf der griechischen Seite zu durchbrechen, um illegal nach Griechenland und damit in die EU einzudringen.

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