CDU-Parteitag Entscheidet sich am Samstag, wer Merkels Nachfolger wird?

tsha/dpa

14.1.2021

Norbert Röttgen, Armin Laschet und Friedrich Merz (von links) bei einer Diskussionsveranstaltung vor wenigen Tagen: Einer der drei wird am Samstag voraussichtlich neuer CDU-Chef – und im Herbst vielleicht Nachfolger von Angela Merkel im Kanzleramt. 
Norbert Röttgen, Armin Laschet und Friedrich Merz (von links) bei einer Diskussionsveranstaltung vor wenigen Tagen: Einer der drei wird am Samstag voraussichtlich neuer CDU-Chef – und im Herbst vielleicht Nachfolger von Angela Merkel im Kanzleramt. 
Bild: Keystone

Von Konrad Adenauer bis Angela Merkel: Sieben Kanzler und eine Kanzlerin haben seit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1949 das politische Steuer in der Hand gehabt. Fünf von ihnen, darunter auch die aktuelle Amtsinhaberin, entstammen der CDU, der grossen konservativen Partei des Landes.

Wenn die Christdemokraten am kommenden Samstag auf ihrem – wegen der Corona-Krise rein digitalen – Parteitag darüber abstimmen, wer die CDU in Zukunft führen soll, geht es also freilich um weit mehr als nur um ein Parteiamt. Es geht auch um die Kanzlerschaft. Schliesslich wird in Deutschland im September gewählt. Und nach 16 Jahren im Amt wird Merkel, zumindest deutet alles darauf hin, nicht noch einmal fürs Kanzleramt kandidieren.

Geführt wird die CDU derzeit von Annegret Kramp-Karrenbauer. Doch die chronisch unbeliebte Politikerin hatte bereits vor rund einem Jahr ihren Rücktritt angekündigt und ist seitdem nur noch bis Abruf im Amt. Um ihre Nachfolge haben sich drei Männer beworben, die keine Unbekannt sind im deutschen Politbetrieb: Armin Laschet, Friedrich Merz und Norbert Röttgen.



Gut möglich, dass einer von ihnen nicht nur Nachfolger von Kramp-Karrenbauer im Amt des Parteivorsitzenden wird – auch Bundeskanzler trauen sich alle drei zu. Und tatsächlich ist die CDU in allen Umfragen derzeit stärkste Kraft. Dass aus ihren Reihen auch der nächste Kanzler kommt, ist also wahrscheinlich.

Das sind die drei Kandidaten

Armin Laschet hat im Machtkampf um den CDU-Vorsitz vor allem versucht, mit seiner Erfahrung als Ministerpräsident des Bundeslands Nordrhein-Westfalen zu punkten – und mit einem Kurs von «Mass und Mitte». Eine scharfe Abgrenzung von der in der Bevölkerung wieder äusserst beliebten Kanzlerin versuchte der 59-jährige Bergmannssohn aus Aachen zuletzt zu vermeiden – obwohl er sich gerade am Anfang der Corona-Krise gerne von ihrem Kurs harter Beschränkungen distanziert hatte. Der studierte Jurist wirbt für eine Erneuerung der CDU ohne harten Bruch mit Merkel.

Für einen Abgrenzungskurs gegen die Politik von Angela Merkel steht hingegen Friedrich Merz, auch wenn er soeben bekräftigt hat: «Das wird kein Bruch.» Der ehemalige CDU/CSU-Fraktionschef im Bundestag bedient klar die konservative Klientel der Union, etwa wenn er früher von «deutscher Leitkultur» sprach oder sich jetzt strikt gegen die Aufnahme von Flüchtlingen aus Lagern in Griechenland oder Bosnien ausspricht. Der 65-jährige Jurist wurde 2002 von der damalige CDU-Vorsitzenden Merkel vom Amt des Fraktionsvorsitzenden im Bundestag verdrängt und versucht sich nun an einem Comeback.



Der 55-jährige Norbert Röttgen versucht hingegen, sich im Kampf um den CDU-Vorsitz vor allem als Erneuerer zu profilieren. Die Partei müsse weiblicher, jünger, digitaler und interessanter werden, so Röttgen. Sein Spitzname war «Muttis Klügster», der feinsinnige Jurist gehörte einst zum direkten Umfeld von Kanzlerin Angela Merkel. Doch dann folgte der tiefe Fall: Als Spitzenkandidat bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen 2012 scheiterte er spektakulär. Als er seinen Posten als Bundesumweltminister einfach weiterführen wollte, warf ihn Merkel kurzerhand raus. Kurz danach verlor er auch noch seinen Posten als CDU-Vize.

Umfragen zufolge hat Merz derzeit die besten Chancen, am Samstag ins Amt des Parteichefs gewählt zu werden – und das, obwohl er bundesweit auf nur wenig Sympathien stösst. Laschet und Röttgen sehen die letzten Umfragen etwa gleich auf.

Auch ihre Namen sind im Gespräch, wenn es um einen Merkel-Nachfolger geht: Markus Söder (links) und Jens Spahn in einem Nürnberger Impfzentrum.
Auch ihre Namen sind im Gespräch, wenn es um einen Merkel-Nachfolger geht: Markus Söder (links) und Jens Spahn in einem Nürnberger Impfzentrum.
Bild: Keystone

Ein grüner Kanzler?

Egal, wer nun gewinnt: möglich, dass es am Ende keiner der drei Männer ins Kanzleramt schafft. Denn Kanzlerkandidatur und Parteivorsitz gehören in Deutschland nicht zwangsläufig zusammen. Sollte etwa der bei der breiten Bevölkerung unbeliebte Friedrich Merz auf Kramp-Karrenbauer folgen, könnte sich ein anderer fürs Kanzleramt in Stellung bringen: Gesundheitsminister Jens Spahn. Der 40-Jährige unterstützt zwar Armin Laschet bei dessen Kandidatur; dass er das Zeug zum Kanzler hat, glauben aber viele Deutsche. In der Corona-Pandemie hat sich Spahn als fähiger Krisenmanager erwiesen, auch wenn es zuletzt bei der Verteilung der Impfstoffe etwas gehakt hat.

Und dann sind da noch die anderen Parteien, die das Kanzleramt nicht einfach einem CDU-Mann überlassen wollen. Hartnäckig halten sich die Gerüchte, der bayerische Ministerpräsident Markus Söder habe Ambitionen, selbst Kanzler zu werden. Der Chef der CDU-Schwesterpartei CSU hat das allerdings stets dementiert – und dürfte sich wohl kaum in eine Kampfabstimmung über die Kanzlerkandidatur stürzen. Zumal bislang jeder CSU-Kandidat beim Wähler gescheitert ist.

Hoffnungen aufs Kanzleramt machen sich auch die Grünen. Die Öko-Partei ist in den Umfragen derzeit zweistärkste Kraft und wird einen ihrer beiden äusserst beliebten Parteivorsitzenden – Annalena Baerbock und Robert Habeck – voraussichtlich im Frühjahr zum Spitzenkandidaten küren. Doch sowohl Habeck als auch Baerbock bräuchten einen Koalitionspartner – rein rechnerisch derzeit in Ding der Unmöglichkeit. Es bleibt also spannend in Deutschland in diesem wichtigen Wahljahr.

Annalena Baerbock und Robert Habeck führen die Öko-Partei Bündnis 90/Die Grünen.
Annalena Baerbock und Robert Habeck führen die Öko-Partei Bündnis 90/Die Grünen.
Bild: Keystone
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