Rückkehr des B-WortsLondon diskutiert wieder über Brexit
SDA/amo
21.11.2022 - 16:41
Grossbritannien ist nicht mehr EU-Mitglied
Grossbritannien ist aus der EU ausgetreten. Der Sitz des britischen Premierministers Boris Johnson in der Downing Street 10 in London erleuchtet in den britischen Nationalfarben.
Bild: Keystone/AP/TH
Die Briten feiern den Austritt aus der Europäischen Union.
Bild: Keystone/AP/TS
Nigel Farage, der die Brexit-Partei leitet und stets für den Austritt gekämpft hat, freut sich, dass der Schritt nun vollzogen worden ist.
Bild: Keystone/AP/TS
Grossbritannien ist nicht mehr EU-Mitglied
Grossbritannien ist aus der EU ausgetreten. Der Sitz des britischen Premierministers Boris Johnson in der Downing Street 10 in London erleuchtet in den britischen Nationalfarben.
Bild: Keystone/AP/TH
Die Briten feiern den Austritt aus der Europäischen Union.
Bild: Keystone/AP/TS
Nigel Farage, der die Brexit-Partei leitet und stets für den Austritt gekämpft hat, freut sich, dass der Schritt nun vollzogen worden ist.
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Der TV-Sender GB News gilt als Bastion der Brexit-Anhänger. Doch was die jüngste Umfrage des Kanals ergab, raubte selbst dem Moderator die Sprache: 55 Prozent der Zuschauer halten den EU-Austritt inzwischen für eine schlechte Idee.
21.11.2022 - 16:41
SDA, amo
Die Szene war symbolisch: Nachdem die britische Regierung den Brexit jahrelang gar nicht mehr erwähnt oder zumindest negative Folgen heruntergespielt hatte, ist das Wort tatsächlich wieder in aller Munde. «Zurück in die Zukunft», kommentierte das Portal «Politico».
Auslöser: ein Bericht der Zeitung «Sunday Times», dass Premier Rishi Sunak wegen der schweren Wirtschaftskrise eine Annäherung an die EU nach dem Vorbild der Schweiz wolle. Damit sollten die entstandenen Barrieren im Handel mit der EU beseitigt werden. Die «Financial Times» schrieb daraufhin unter Berufung auf eigene Recherchen, solche Vergleiche seien in Regierungskreisen gemacht worden.
Rishi Sunak has ruled out a Swiss-style relationship with the EU in which Britain would obey rules made in Brussels https://t.co/EJaTcvnDal
Sunak dementierte, dass es solche Ideen gebe. «Ich habe für den Brexit gestimmt, ich glaube an den Brexit und ich weiss, dass der Brexit gewaltige Vorteile und Möglichkeiten für dieses Land liefern kann und bereits geliefert hat», sagte der Regierungschef am Montag bei einer Industriekonferenz. Die EU-Kommission teilte mit, man habe kein Angebot gemacht, sondern arbeite auf Grundlage der ausgehandelten Verträge mit London zusammen.
Dass die Diskussion dennoch aufkommt, wundert nicht. Die wirtschaftliche Lage des Vereinigten Königreichs ist schlecht: Rezession, hohe Inflation, Fachkräftemangel und sinkende Reallöhne sind nur die herausstechenden Probleme. Mit Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen will Finanzminister Jeremy Hunt rund 55 Milliarden Pfund (ca. 62 Milliarden Franken) in die leere Kasse bekommen.
Was aber besonders für Aufsehen in konservativen Kreisen sorgte: Hunt sprach sich für mehr Zuwanderung aus, um die Wirtschaft anzutreiben und Lücken zu schliessen – dabei war doch der Ärger über die Freizügigkeit ein Brexit-Treiber. «Verratet uns nicht beim Brexit», warnte die konservative Zeitung «Daily Mail». Die frühere Kulturministerin Nadine Dorries, eine enge Vertraute von Ex-Premier Boris Johnson, teilte den Beitrag bei Twitter.
Johnson gilt noch immer als Gesicht des Brexits. «Get Brexit Done» (Lasst uns den Brexit durchziehen), lautete Johnsons Mantra – und noch immer behaupten viele Konservative, er habe das geschafft. Dabei hat das Austrittsabkommen mit der EU viele Fragen offen gelassen, die noch immer einer Antwort harren. So sorgt der Vertrag zwar weitgehend für problemlosen Handel – dennoch sind Zölle entstanden, und die Bürokratie hat deutlich zugenommen. Der bilaterale Handel brach ein.
Zustimmung zum Brexit bei den Briten so tief wo nie zuvor
Zuletzt nahmen die schlechten Nachrichten für Brexiteers zu. So kritisierte der konservative Ex-Umweltminister George Eustice, das Freihandelsabkommen mit Australien – von der Regierung als erster wichtiger Vertrag nach dem Brexit gefeiert – sei für Grossbritannien schlecht. Die unabhängige Wirtschaftsaufsicht OBR betonte, der Brexit habe «erhebliche nachteilige Auswirkungen auf den Handel» mit der EU gehabt und schädige die Wirtschaft nachhaltig. Schliesslich ermittelte das Meinungsforschungsinstitut Yogov, die Zustimmung zum Brexit sei so niedrig wie nie – was ausgerechnet von GB News bestätigt wurde.
‘The Conservative Party has lost many of the people who voted for it in 2019 who also voted Leave.’
Polling expert John Curtice says ‘less than half’ of Leave voters are likely to back Conservative.
Brexit is back, heisst es in London. «Es fühlt sich an, als erkenne die Konservative Partei endlich die wirtschaftliche Realität an», kommentierte Gavin Barwell, einst Stabschef von Premierministerin Theresa May, im Gespräch mit «Politico».
Brexit-Befürworter weiterhin stark vertreten
Dass Grossbritannien plötzlich den Rückwärtsgang einlegt und in die EU zurückkehrt, ist kaum zu erwarten. In der Konservativen Partei hat der Einfluss der Brexit-Befürworter seit dem Austritt eher noch zugenommen. Zudem lehnt Oppositionschef Keir Starmer von der Labour-Partei, der laut Umfragen gute Chancen auf einen Sieg bei der nächsten Wahl 2024 hat, eine Rückkehr in den Binnenmarkt ab.
Dass nun aber debattiert wird und der Brexit nicht mehr der Elefant im Raum ist, könnte nach Ansicht von Beobachtern durchaus helfen. Denn um das Land voranzubringen, sei wichtig anzuerkennen, welche Probleme der Brexit ausgelöst hat. Sonst drohe weiter Stillstand.
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O-Ton Rishi Sunak,
«Heute gehen wir noch weiter, eröffnen ein neues Kapitel in der Sicherheits-Beziehung unserer Nationen.»
Die Regierungschefs haben eine Rüstungskooperation vereinbart. Sie wollen eine ferngesteuerte Haubitze entwickeln, die 155-Millimeter-Geschosse 40 Kilometer weit feuern können soll.
Grossbritannien und Deutschland stünden zu diesem gefährlichen Zeitpunkt für die Welt Seite an Seite, um Sicherheit und Wohlstand zu Hause und auf dem ganzen europäischen Kontinent zu erhalten.
Sunak hat seinerseits gerade das bisher grösste britische Militärpaket für die Ukraine zugesagt. Neben 60 Kampfbooten und Hunderten gepanzerten Fahrzeugen umfasst es auch weitere Marschflugkörper vom Typ Storm Shadow.
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