«Ich bin einfach nicht bereit» Er wartet auf seine zweite Hinrichtung – diesmal mit Stickstoff

vab

22.1.2024

Kenneth Eugene Smith überlebte die Vollstreckung seiner Todesstrafe. Für seine zweite Hinrichtung ist der Einsatz von Stickstoff geplant. (Alabama Department of Corrections via AP, File)
Kenneth Eugene Smith überlebte die Vollstreckung seiner Todesstrafe. Für seine zweite Hinrichtung ist der Einsatz von Stickstoff geplant. (Alabama Department of Corrections via AP, File)
Keystone

Am 25. Januar soll Kenneth Eugene Smith mit Stickstoff hingerichtet werden. Er ist der erste Mensch, bei dem diese Methode angewendet wird. Er sei dafür nicht bereit, sagt er in einem Interview.

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22.1.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Häftling Kenneth Eugene Smith soll der erste Mensch sein, der durch Stickstoff hingerichtet wird. 
  • Vor seiner Hinrichtung am 25. Januar sagt er in einem Interview: «Ich bin einfach nicht bereit, Bruder.»
  • Im November 2022 durchlebte der Mörder eine gescheiterte Hinrichtung. Seither wird er von Schlaflosigkeit und Angstzuständen geplagt.

Er gehört zu den wenigen Menschen, die ihre eigene Hinrichtung überlebt haben: Kenneth Eugene Smith (58) hätte im November 2022 mittels Giftspritze sterben sollen, doch bei der Vollstreckung lief einiges schief. Der Verurteilte lag vier Stunden auf der Todespritsche – angeschnallt, zitternd, schwitzend und hyperventilierend. Seine Henker versuchten vergeblich, eine Nadel in seinen Arm einzuführen, bis sie schliesslich aufgaben.

Jetzt wartet Smith auf seine zweite Hinrichtung, die für den 25. Januar festgelegt wurde. Dieses Mal soll Stickstoff verwendet werden, was Menschenrechtsexperten als «grausam und unmenschlich» kritisieren.

Smith leidet derweil in seiner Gefängniszelle. Am Dienstagvormittag soll der Mann, der sein Urteil für einen Auftragsmord an der Frau eines Pastors im Jahr 1988 bekam, in die sogenannte Todeszelle verlegt werden. Dort verbringen zum Tode Verurteilte ihre letzten zwei Tage vor der Hinrichtung. «The Guardian» hat mit Smith telefoniert: «Dazu bin ich nicht bereit. Nicht in irgendeiner Weise. Ich bin einfach nicht bereit, Bruder», sagt der 58-Jährige während des Telefonats.

In Albträumen durchlebt Smith das Ganze immer wieder

Im Anschluss an die misslungene Hinrichtung wurde bei Smith eine posttraumatische Belastungsstörung festgestellt. Seither nimmt er Medikamente ein, leidet unter schweren Angstzuständen, Depressionen sowie Schlaflosigkeit. 

Laut «The Guardian» plagen ihn Albträume, in denen er ständig in die Todeskammer geführt wird. «Ich brauchte nur, den Raum im Traum zu betreten, um überwältigt zu sein. Ich war völlig verängstigt. Es kam immer wieder hoch», sagt er. 

In den USA werden in vielen Bundesstaaten nach wie vor Todesstrafen vollzogen. (Archivbild)
In den USA werden in vielen Bundesstaaten nach wie vor Todesstrafen vollzogen. (Archivbild)
Eric Risberg/AP/dpa

Die Gedanken an das Näherrücken seiner zweiten Hinrichtung verschlechtern seine Verfassung zusehends. Der britischen Tageszeitung beschreibt er seinen körperlichen sowie geistigen Zustand als «schlecht». Ihm sei übel im Magen und an den meisten Tagen müsse er sich übergeben. 

Seine grösste Angst, die ihn verfolgt: «In diese Maske zu kotzen. Denn wenn ich das tue, Bruder, wird mir niemand helfen. Ich werde an meiner eigenen Kotze ertrinken, und meine Frau wird dasitzen und zusehen müssen.»

«Ich werde ihnen nicht helfen»

Nur wenige Tage vor der geplanten Exekution versuchen seine Anwälte weiterhin, das Ganze abzuwenden. Smith soll als erster Mensch durch Stickstoff, eine sogenannte Hypoxie, hingerichtet werden. Hierbei wird Smith eine Maske über Mund, Kinn und Augen gezogen, durch die Stickstoff fliesst. Der zum Tode Verurteilte stirbt durch Ersticken.

Für Smith ist klar, dass er seine Henker am besagten Tag keinesfalls bei der Ausübung unterstützen wird. «Ich werde ihnen nicht helfen. Ich werde nicht die Maske nehmen und sie umschnallen», sagt er. 

Die Todesstrafe mittels Stickstoff wird von vielen Menschenrechtsexperten, darunter von den Vereinten Nationen und von Amnesty International, kritisiert. Der Vorgang ähnle Folter und es sei zu befürchten, dass die Hypoxie zu einem schmerzhaften sowie erniedrigendem Tod führe.