Giftanschlag auf Skripal Fall Skripal: Russland will britische Diplomaten ausweisen

AP / dpa / tsch

15.3.2018

Russlands Reaktion auf die britischen Sanktionen liess nicht lange auf sich warten: Laut Nachrichtenagentur Ria will das Land nun britische Diplomaten ausweisen.

Die Diplomaten müssten das Land schon «sehr bald» verlassen, zitiert Ria den russischen Aussenminister Sergej Lawrow. Bevor diese Schritte öffentlich gemacht würden, wolle sich die russische Regierung allerdings erst mit Vertretern Grossbritanniens absprechen. Auch müsse Präsident Putin allen Schritten noch zustimmen, so Kreml-Sprecher Dmitri Peskow.

Die britische Regierung hatte am Mittwoch angeordnet, dass 23 russische Diplomaten das Land binnen einer Woche verlassen müssen. Sie verdächtigt Russland, am Giftanschlag auf den Ex-Doppelagenten Sergej Skripal und dessen Tochter beteiligt gewesen zu sein. Russland weist dies zurück.

Heftige Debatte im UN-Sicherheitsrat

In der Affäre um den Giftanschlag haben sich Grossbritannien und Russland unterdessen im UN-Sicherheitsrat scharf attackiert. Der britische Vize-UN-Botschafter Jonathan Allen warf Moskau einen Verstoß gegen die Chemiewaffenkonvention vor. Denn Russland habe das Nervengift Nowitschok nicht deklariert, als es die Organisation für das Verbot Chemischer Waffen über die Zerstörung seiner Chemiewaffenbestände informiert habe.

Diese Tatsache allein sollte jegliches russisches Argument negieren, dass wohl ein anderes Land für die Attacke auf Skripal verantwortlich sei, sagte Allen in einer Dringlichkeitssitzung des UN-Gremiums am Mittwochabend in New York. Sein Land gehe davon aus, dass es künftig weitere Drohungen und Attacken aus Russland geben würde - und es dann jegliche Verwicklung abstreiten würde.

«Wir haben nichts zu verbergen»

Der russische UN-Botschafter Wassili Nebensia betonte indes, dass Moskau «nichts mit diesem Zwischenfall» um Skripal zu tun habe. «Wir haben nichts zu befürchten und nichts zu verbergen.» Grossbritannien warf er hingegen vor, «eine hysterische Atmosphäre» zu schaffen. Der Ex-Spion Skripal sei für Russland keine Bedrohung mehr gewesen, sagte Nebensia. Und überhaupt wurde ein Attentat seinem Land kurz vor der Präsidentschaftswahl und der Ausrichtung der Fussballweltmeisterschaft im Sommer nichts bringen. «Mir kommen aber eine Reihe von Ländern in den Sinn, die sehr wohl von diesem Vorfall profitieren - und davon, Russland zu beschuldigen», fügte Nebensia hinzu.

Zudem forderte der Topdiplomat Grossbritannien auf, gemeinsamen britisch-russischen Ermittlungen zu dem Fall zuzustimmen. Dies sei «der einzige zivilisierte Weg», um die Frage der Verantwortung für den Attentatsversuch zu klären. Grossbritannien bat allerdings die Organisation für das Verbot Chemischer Waffen um eine unabhängige Überprüfung der britischen Einschätzung, dass das aus sowjetischer Produktion stammende Mittel Nowitschok gegen Skripal zum Einsatz kam.

Zuvor hatte das Aussenministerium in Moskau einen Mangel an Beweisen beklagt. Gerade das Fehlen von Videomaterial im Fall Skripal sei verdächtig und einer von vielen Gründen, die britischen Vorwürfe zurückzuweisen, sagte Aussenamtssprecherin Maria Sacharowa der Nachrichtenagentur AP.

Weisses Haus spricht von «abscheulicher Attacke»

Am 4. März waren Skripal und dessen Tochter Julia im englischen Salisbury vergiftet vorgefunden worden, sie liegen in kritischem Zustand in einer dortigen Klinik. Premierministerin Theresa May forderte Moskau in einem Ultimatum zu einer Erklärung auf, Russland liess die Frist aber verstreichen. In einer Reaktion rief May 23 Diplomaten aus Russland auf, Grossbritannien binnen einer Woche zu verlassen.

Im Fall Skripal bekam Grossbritannien Rückendeckung von den USA. Das Weisse Haus teile Londons Einschätzung, dass Moskau für die «abscheuliche Attacke» auf Skripal verantwortlich sei, sagte Regierungssprecherin Sarah Sanders in Washington. Das Giftattentat auf den Ex-Agenten passe in ein Muster Russlands, internationales Recht zu missachten, die Souveränität anderer Länder zu untergraben und Versuche anzustellen, «westliche demokratische Institutionen und Prozesse zu unterwandern und zu diskreditieren.»

Bilder des Tages
Zurück zur Startseite