Atomstreit Iran beginn mit Urananreicherung in Atomanlage Fordo

dpa/tpfi

9.11.2019

Der Iran hat, ein Jahr nach dem Ausstieg der USA aus dem Atomabkommen, die Urananreicherung in der Atomanlage Fordo südlich von Teheran wieder aufgenommen. So will der Iran die anderen Vertragspartner unter Druck setzen.

Das internationale Abkommen zur Verhinderung einer iranischen Atombombe steht auf der Kippe. Die USA wollen schärfere Auflagen für die Islamische Republik und sind aus dem Regelwerk ausgestiegen - der Iran wiederum will die anderen Vertragspartner unter Druck setzen.

Nach mehr als vier Jahren hat der Iran die Urananreicherung in der unterirdischen Anlage Fordo südlich von Teheran wieder aufgenommen und damit erneut gegen das internationale Atomabkommen verstoßen.

Die Führung in Teheran will damit den Druck auf Deutschland und die anderen Vertragspartner erhöhen, ihren Verpflichtungen aus dem Atomdeal nachzukommen. Das Wiener Atomabkommen von 2015 sollte verhindern, dass die Islamische Republik Nuklearwaffen entwickeln kann.

«Maximaler Druck» der USA

Die iranischen Atomorganisation (AEOI) drohte am Samstag zudem mit einem Ausstieg aus dem Atomwaffensperrvertrag, sollte das Wiener Abkommen nicht vertragsgerecht umgesetzt werden. Der Iran hatte 1970 den internationalen Atomwaffensperrvertrag ratifiziert, der auf eine «friedliche Nutzung» von Kernenergie zielt.

Die USA waren Anfang Mai 2018 einseitig aus dem Atomabkommen ausgestiegen und hatten Sanktionen gegen das Land verhängt. Die US-Regierung versucht mit einer Politik des «maximalen Drucks», den Iran zu einer Neuverhandlung des Atomabkommens mit schärferen Auflagen zu bewegen.

Die anderen Vertragspartner halten an dem Deal zwar noch fest, sind aber ohne die USA nicht in er Lage, ihn umzusetzen. Viele Unternehmen schrecken davor zurück, im Iran zu investieren. Teheran geht es besonders um die Aufhebung der US-Sanktionen, die das Land in eine Wirtschaftskrise gestürzt haben.

Vier Jahren stand die Urananreicherung in Fordo still

AEOI-Sprecher Behrus Kamalwandi sagte, die Urananreicherung bis zu einem Grad von 4,5 Prozent habe begonnen. Zuvor war Mitte der Woche Urangas in die 1044 Zentrifugen in Fordo injiziert worden. Laut Wiener Atomvertrag sollte Fordo nur für wissenschaftliche Projekte genutzt werden, die Zentrifugen dort durften ohne Gasinjektion lediglich getestet werden.

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien sei über alle Schritte in Fordo in Kenntnis gesetzt worden, sagte Kamalwandi. IAEA-Inspekteure seien auch vor Ort präsent und überprüften den Prozess. Die iranische Atombehörde lud auch einheimische Medienvertreter nach Fordo ein, ausländische Journalisten durften hingegen nicht teilnehmen.

Westliche Geheimdienste haben der iranischen Führung mehrfach vorgeworfen, die unterirdische Atomanlage Fordo für militärische Zwecke zu nutzen. Daher war auch die Umwandlung der Anlage in ein Forschungszentrum einer der Kernpunkte bei den Atomverhandlungen zwischen dem Iran und den fünf UN-Vetomächten - China, Frankreich, Großbritannien, Russland und USA - sowie Deutschland.

Bau eines zweiten Atomkraftwerkes

Laut Kamalwandi beginnt der Iran am Sonntag auch mit dem Bau eines zweiten Atomkraftwerks in Buschehr im Südiran. Die Bauarbeiten an dem zweiten Akw sollen bis 2025 dauern. Danach werde der Iran dann mit dem Bau des dritten Atomkraftwerks beginnen, so der Sprecher. Das erste Akw in Buschehr mit einem 1000-Megawatt-Reaktor hatte der Iran in Zusammenarbeit mit Russland gebaut.

Präsident Hassan Ruhani hatte es inakzeptabel genannt, dass ein Abkommen nur von einer Seite respektiert werde. Daher weist Teheran auch internationale Besorgnis und Kritik vehement zurück. «Haltet Euch an das Wiener Abkommen, dann tun wir das auch», sagte Außenminister Mohammed Dschawad Sarif. Auch Ruhani betont, dass der Iran umgehend zu den Bestimmungen des Atomdeals zurückkehren werde, sobald dieser vertragsgerecht umgesetzt sei.

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