Brexit-Vorbereitungen London bucht für 135 Millionen Franken zusätzliche Fähren für harten Brexit

AFP

30.12.2018

P&O-Fähre im Hafen von Dover, Kent. (Symbolbild)
P&O-Fähre im Hafen von Dover, Kent. (Symbolbild)
Bild: Keystone

Grossbritannien hat für umgerechnet rund 135 Millionen Franken (120 Millionen Euro) Fähren gebucht, um im Fall eines ungeordneten Brexit das Chaos am Hafen von Dover zu begrenzen.

Mit neuen zusätzlichen Fährverbindungen im Ärmelkanal sollen Lieferengpässe für «wichtige Waren» im Falle eines harten Brexits vermieden werden, hiess es am Wochenende aus Regierungskreisen. Die Verträge mit drei Reedereien aus Frankreich, Dänemark und Grossbritannien ermöglichen es, knapp 4000 Lkw pro Woche vom Festland aus zu britischen Häfen zu bringen.

Entlastung für den Hafen von Dover

Damit soll vor allem der stark frequentierte Hafen Dover entlastet werden. Die britischen Behörden befürchten bei der Wiedereinführung von Grenzkontrollen eine Überlastung von Dover und Riesenstaus von Lastwagen in Hafennähe.

Die zusätzlich gebuchten Fährkapazitäten entsprechen etwa zehn Prozent des derzeitigen Verkehrs am Hafen von Dover. Sie sollen bis zu 4000 Lkw pro Woche vom europäischen Festland direkt zu den Häfen Poole, Portsmouth und Plymouth an der Südküste Englands sowie den Häfen Immingham oder Felixstowe an Englands Ostküste bringen.

Die Verträge mit den französischen Britanny Ferries, dem dänischen Unternehmen DFDS und der britischen Seaborne-Reederei wurden ohne die übliche Ausschreibung ausgehandelt. Das Verkehrsministerium begründete das mit der «äusserst dringenden Notlage» aufgrund «unvorhergesehener Ereignisse».

«Völliger Wahnsinn»

Die Verträge seien ein «kleines, aber wichtiges Element» der Planungen des Ministeriums für einen harten Brexit, sagte ein Sprecher.
Der Chef der oppositionellen Liberaldemokratischen Partei, Vince Cable, nannte das Vorgehen «völligen Wahnsinn». Die Regierung könne einen ungeordneten Brexit jederzeit stoppen, stattdessen würden auf den letzten Drücker öffentliche Gelder in Millionenhöhe ausgegeben.

Grossbritanniens EU-Austritt ist für den 29. März vorgesehen. Einen ungeregelten Brexit wollen sowohl London als auch Brüssel vermeiden, weil ein harter Schnitt der jahrzehntelang gewachsenen Verbindungen unabsehbare wirtschaftliche und soziale Folgen hätte. Dem fertig ausgehandelten Austrittsabkommen will das britische Parlament bislang aber nicht zustimmen.

Liam Fox: Chancen stehen 50 zu 50

Handelsminister Liam Fox warnte am Sonntag, dass die Chancen auf einen EU-Austritt nur bei 50 zu 50 lägen, wenn das Parlament gegen das von Premierministerin Theresa May ausgehandelte Brexit-Abkommen stimme. Nur mit ihrem Plan verlasse Grossbritannien mit «100-prozentiger Sicherheit» Ende März die Europäische Union, sagte der Brexit-Befürworter Fox der «Sunday Times». «Das schlechtest mögliche Ergebnis des Prozesses wäre kein Brexit.»

Fox appellierte deshalb an die Abgeordneten, «ihren Stolz hinter sich zu lassen» und den vorliegenden Brexit-Deal anzunehmen. Die Abstimmung ist für Mitte Januar geplant.

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