Die Weltgesundheitsorganisation setzt im Kongo auf Impfungen gegen Ebola. Der Impfstoff ist vielversprechend, aber noch nicht zugelassen.
Irene Mboyo Mola verlor ihren Mann an die Krankheit. Die Mutter von sechs Kindern pflegte ihn bis zum letzten Atemzug und ging damit ein grosses Risiko ein. Der tödliche Virus ist hochansteckend.
Trotz der Gefahren. Mola liess sich und ihre Kinder nicht impfen.
Im Kongo glauben die Menschen nicht daran, dass es Ebola gibt. Sie sagen, Hexerei bringe die Menschen um.
Viele weigern sich deshalb, sich spritzen zu lassen.
Neuer Ebola-Ausbruch im Kongo: Falsche Hoffnung wegen Impfstoff?
Die Weltgesundheitsorganisation setzt im Kongo auf Impfungen gegen Ebola. Der Impfstoff ist vielversprechend, aber noch nicht zugelassen.
Irene Mboyo Mola verlor ihren Mann an die Krankheit. Die Mutter von sechs Kindern pflegte ihn bis zum letzten Atemzug und ging damit ein grosses Risiko ein. Der tödliche Virus ist hochansteckend.
Trotz der Gefahren. Mola liess sich und ihre Kinder nicht impfen.
Im Kongo glauben die Menschen nicht daran, dass es Ebola gibt. Sie sagen, Hexerei bringe die Menschen um.
Viele weigern sich deshalb, sich spritzen zu lassen.
Die Weltgesundheitsorganisation setzt im Kongo auf Impfungen gegen Ebola. Der Impfstoff ist vielversprechend, aber noch nicht zugelassen. Und die Skepsis ist gross. Irene Mboyo Mola verlor ihren Mann an die Krankheit – sie blieb gesund, obwohl sie die Spritze verweigerte.
Elf Tage lang stand Irene Mboyo Mola ihrem Mann zur Seite, brachte ihn zur Toilette, stützte seinen fiebernden Körper, versorgte seine blutenden Wunden. Die Krankenschwestern hätten sich nicht an den Sterbenden herangetraut, berichtet die 30-jährige Kongolesin, Mutter von sechs Kindern. «Er hat mir gesagt, er könne nur noch den Tod sehen.» Molas Mann starb an Ebola. Er ist einer von bisher rund 20 Opfern des jüngsten Ausbruchs der Fieberkrankheit im Kongo.
Die Ehefrau ging mit der treuen Pflege ein hohes Risiko ein. Das gefährliche und häufig tödliche Ebola wird durch Körperflüssigkeiten übertragen – Pflegende sind besonders gefährdet, sich zu infizieren. Eine Heilung gibt es zwar nicht, für den engen Kontaktkreis der Kranken aber erstmals seit Entdeckung des Ebola-Erregers vor mehr als 40 Jahren eine neue Hoffnung: ein Impfstoff. Der ist noch nicht offiziell zugelassen, doch trotzdem vielversprechend.
Alle sechs Kinder der Molas bekamen die Spritze verpasst. Bis zum Ende des dreiwöchigen Fensters, in der die Krankheit nach dem Kontakt mit dem Ebola-Patienten ausbrechen kann, mussten sie täglich mehrfach Fieber messen lassen. Vielleicht war es die Impfung, die dafür sorgte, dass sich keine Symptome zeigten.
11'000 Todesopfer in zwei Jahren
Auch die Mutter blieb fieberfrei. «Ich bin immer noch da», sagt sie drei Wochen nach dem Tod ihres Mannes. Bei Mola war es jedoch sicher nicht die Impfung, die vor einer Infektion schützte: Sie hatte die Spritze verweigert. Sie glaube nicht, dass ihr Mann an Ebola gestorben sei, erklärte sie den Gesundheitsbehörden.
Ebola fielen zwischen 2014 und 2016 in Westafrika mehr als 11 000 Menschen zum Opfer. Es gibt keine Garantie, dass die lang ersehnten Impfungen den Ausbruch im Kongo stoppen können.
Der Impfstoff befindet sich noch in der Testphase. Trotzdem haben die Weltgesundheitsorganisation und die kongolesische Regierung nun 7500 Dosen ins Land geschafft, um die Ansteckungskette zu durchbrechen. Der Ansatz ist eine sogenannte Ring-Impfung mit dem Vakzin des Pharmaherstellers Merck: Wer direkten Kontakt mit Kranken hatte, muss aufgespürt und geimpft werden, dann folgen in einem weiteren «Ring» wiederum dessen Kontaktpersonen.
Die kommenden zwei Wochen entscheiden nach Ansicht von Gesundheitsexperten darüber, wie erfolgreich der mittlerweile schon neunte Ebola-Ausbruch im Kongo eingedämmt wird. Welche Rolle dabei der Impfstoff spielt, ist nach Worten des Ebola-Experten Pierre Rollin aber nahezu unmöglich zu fassen. «Wir können sagen, dass die Impfung plus alle anderen Massnahmen wirkt», erklärt der Fachmann der US-Gesundheitsbehörden. «Aber man kann nicht sagen, dass die Impfung alleine wirkt.» Dazu wäre eine Testanordnung nötig, bei der zwei Gruppen verglichen würden – einmal mit und einmal ohne Impfung.
Impfstoff muss bei minus 60 Grad aufbewahrt werden
Selbst wenn die Immunisierung hilft, so wären in einem riesigen Land wie dem Kongo mit seinem tropischen Klima und fehlenden Strom- und Strassennetz noch längst nicht alle Hürden überwunden. Der Impfstoff muss bei minus 60 bis minus 80 Grad Celsius aufbewahrt werden, mobil ist das höchstens eine Woche zu schaffen. Die von Ebola heimgesuchten Orte liegen aber oftmals besonders weit von einigermassen befahrbaren Strassen entfernt.
«Die Strassen sind so schlecht, dass die Impfung zu spät kommen kann», sagt Rosy Boyekwa Yamba, Vertreter des Gesundheitsministeriums für die Region Mbandaka im Nordwesten des Kongos, wo die jüngsten Ebola-Fälle aufgetreten sind. Eine weitere grosse Sorge, die ihn umtreibt, ist, dass Kontaktpersonen einfach nicht schnell genug gefunden werden. Erst in der vergangenen Woche hätten sich noch einmal fünf Menschen gemeldet, nachdem er die Dorfgemeinschaften in der Region aufgerufen habe, «ehrlich zu sein», was den Kontakt mit Infizierten angehe, sagt Yamba.
Bislang wurden nach Angaben des kongolesischen Gesundheitsministeriums mehr als 2000 Menschen in Mbandaka und den Orten Bikoro und Iboko geimpft. Viele Mitarbeiter der Gesundheitsdienste, die sich in erster Reihe um die Kranken kümmern, bekamen die Spritze. Doch auch an Angehörige wie Mola richtet sich das Angebot.
Drei Viertel der Kongolesen, die angesprochen wurden, hätten sich bislang impfen lassen, meldet die WHO. Aber wie Mola lehnen viele auch ab. Das Misstrauen ist gross. Fast alle der Dutzenden Menschen, mit denen AP-Reporter bei einem Besuch in Mbandaka ins Gespräch kamen, glauben nicht, dass Ebola existiere und sehen darin Hexerei. «Ebola gibt es hier nicht», sagt etwa Aziza Monzu. «Es ist eine Krankheit, die Organisationen geschaffen haben, um Geld zu machen.»
Ebola-Experte Rollin kann die Skepsis verstehen. «Jeden Tag und überall sterben hier Menschen, und niemand interessiert sich dafür», sagt er. «Plötzlich, wegen Ebola, kommt das Interesse, und das macht misstrauisch.» Dörfer, Familien und Nachbarn ins Boot zu holen, sieht WHO-Koordinator Alhassane Touré denn auch als A und O der Impfkampagne. Damit seien schon 90 Prozent des Problems gestemmt, betont er.
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