Müll-Streit Philippinen schicken über 1'300 Tonnen Abfall nach Kanada zurück

dpa/AP/uri

31.5.2019

Was macht Abfall aus Kanada auf den Philippinen? Die Leute dort wehren sich dagegen, dass ihr Land zur internationalen Müllhalde wird – jetzt folgt die Regierung dem Beispiel Malaysias und schickt den Dreck zurück.

Nach monatelangen diplomatischen Querelen schicken die Philippinen mehr als 1'300 Tonnen Abfall nach Kanada zurück. Der Frachter «MV Bavaria» verliess am Freitag mit 69 Containern den philippinischen Hafen Subic Bay. Das Schiff, das unter der Flagge Liberias fährt, soll Ende nächsten Monats in Vancouver an der kanadischen Westküste ankommen. Der Streit um den Abfall beschäftigt beide Länder schon seit Monaten. Der philippinische Präsident Rodrigo Duterte hatte Kanada deshalb sogar mit «Krieg» gedroht.

Der Abfall war bereits in den Jahren 2013/14 über viele Tausend Seemeilen hinweg durch den Pazifik nach Südostasien gebracht worden. Insgesamt handelte es sich um mehr als 100 Container mit Haushaltsmüll, darunter auch Plastikflaschen, Plastiktüten, Altpapier und gebrauchte Windeln. Nach philippinischen Angaben wurde alles fälschlicherweise als Plastikmüll deklariert. Der Abfall lagerte seither im Hafen von Subic Bay, etwa 80 Kilometer entfernt von der Hauptstadt Manila.

Die «MV Bavaria» wurde mit 69 Containern Abfall beladen, der angeblich aus Kanada stammt.
Die «MV Bavaria» wurde mit 69 Containern Abfall beladen, der angeblich aus Kanada stammt.
Bild: Keystone

«Moment des Stolzes für alle Philippiner»

Der Fall sorgte in jüngster Zeit auch für diplomatischen Ärger. Die Philippinen versuchten Kanada, zur Rücknahme zu bewegen. Die dortige Regierung stellte sich jedoch auf den Standpunkt, dass es sich um ein privates Geschäft handele. Schliesslich riefen die Philippinen ihren Botschafter aus Kanada zurück und charterten den Frachter. Die Chefin der Hafenbehörde, Wilma Eisma, sagte bei der Abfahrt: «Dies ist ein Moment des Stolzes für alle Philippiner.» Aussenminister Teodoro Locsin erklärte die Angelegenheit für «beendet».

Die Philippinen sind längst nicht das einzige Land in Südostasien, das Müll aus Industrieländern aufnimmt. Inzwischen gibt es jedoch eine Bewegung, die verhindern will, dass die Region zur «Müllhalde der Welt» wird. Erst vor wenigen Tagen kündigte Malaysia an, Tausende Tonnen Abfall in die Herkunftsländer zurückzuschicken.

Abfall an der Manilabucht. (Archiv)
Abfall an der Manilabucht. (Archiv)
Bild: Keystone

Abfall aus aller Herren Länder

Yeo Bee Yin, die Umweltministerin Malaysias, hatte zuvor an einem Hafen ausserhalb von Kuala Lumpur die Inhalte der Abfalldeponien gezeigt. Darunter fanden sich etwa Kabel aus Grossbritannien, verunreinigte Milchtüten aus Australien und CDs aus Bangladesch. Zu sehen waren auch Elektroschrott und Haushaltsabfall aus den USA, Kanada, Japan, Saudi-Arabien und China.

Die Einfuhr des Abfalls verletze die malaysischen Gesetze und drohe, das Land in eine Müllkippe zu verwandeln, erklärte die Umweltministerin. Bei der Rücksendung handle es sich um eine Angelegenheit der nationalen Würde und Souveränität, sagte sie laut einem Bericht der «New Straits Times».

Internationaler Pakt zu Plastikabfall

Die Kosten für die Rückführung des Abfalls nach Australien, Kanada, Saudi-Arabien, Japan, China, Bangladesch, Spanien und in die USA sollen laut den malaysischen Behörden von den Herkunftsländern getragen werden. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace erklärte, die bekannt gewordenen Probleme seien «wahrscheinlich nur die Spitze eines Eisbergs».

Zuletzt hatten sich am 10. Mai 2019 fast alle Länder der Erde auf einen besseren Umgang mit Plastikabfall geeinigt. Die Vereinbarung, Tausende Arten von Plastikmüll nachzuverfolgen, kam am Ende eines zweiwöchigen, von den UN unterstützen Treffens zu Plastikmüll und giftigen und gefährlichen Chemikalien zustande. Sie steht im Zusammenhang mit dem von den UN unterstützten Baseler Übereinkommen zu Abfällen, dem 186 Staaten angehören. Die USA sind nicht dabei.

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