High-Tech-Geschosse für die Ukraine Plötzlich trifft Kiew russische Ziele viel genauer

phi

23.8.2022

Die verschiedenen Projektile, die mit MLRS oder Himars abgefeuert werden können.
Die verschiedenen Projektile, die mit MLRS oder Himars abgefeuert werden können.
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Ein Schuss kostet circa 112'000 Dollar – doch dafür finden die Geschosse präzise ihr Ziel: Nach Kanada soll nun auch Washington die Ukraine mit hochmoderner Artillerie-Munition vom Typ Excalibur versorgen.

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Der Test im Irak im Jahr 2007 überzeugt die US Army: Die Geschosse vom Typ M982 Excalibur sind hochpräzise. 92 Prozent der Munition trifft ihr Ziel mit einer Abweichung von nur vier Metern – was bei einem Projektil von 155 Millimeter in der Regel ausreicht, um dieses zu zerstören. In der Folge wird die Produktion der Munition massiv erhöht.

US-Truppen präparieren im Jahr 2008 in Afghanistan eine M982 Excalibur.
US-Truppen präparieren im Jahr 2008 in Afghanistan eine M982 Excalibur.
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Die neueste Version, die im Dezember 2020 geprüft wird, erreicht die Vorgaben sogar über eine Entfernung von 70 Kilometer. Und nun sollen genau diese Waffen, für die Uncle Sam dem US-Unternehmen Raytheon und der schwedischen Firma Bofors 112'000 Dollar pro Stück zahlt, in die Ukraine geliefert worden sein.

Schon im Mai wird berichtet, dass Kanada Kiew mit Excaliburs versorgt haben soll, wobei es sich nicht um das Langstrecken-Geschoss gehandelt haben dürfte. Nun spekulieren US-Medien, dass auch Uncle Sams jüngstes Waffen-Paket über 775 Millionen Dollar Excalibur-Munition enthält, ohne dass diese aufgeführt wird.

Das erklärt aber nicht, wie es der ukrainischen Armee gelungen ist, russische Luftwaffen-Stützpunkte auf der Krim anzugreifen. Zum einen könnten Partisanen oder aber Spezial-Kommandos dahinterstecken, die hinter feindlichen Linien operieren. Die andere Möglichkeit ist, dass die USA Kiew heimlich mit Langstrecken-Raketen für die Himars versorgt haben.

Die Lieferung dieser ATACMS, die eine Reichweite von rund 300 Kilometern hat, wird schon seit Langem gefordert: Der frühere italienische Armee-Angehörige Thomas Theiner, der seit 2009 in Kiew lebt, hat in Satellitenbildern des getroffenen Saky-Stützpunktes «klare Raketeneinschläge» ausgemacht. 

In seiner Analyse der Krater schlussfolgert Theiner, dass die Summe der Anhaltspunkte «auf die ATACMS hindeutet». Zu diesem Schluss kommen auch die Autoren von «Yahoo! News». Das zeige nicht nur der Angriff auf das mindestens 230 Kilometer von der Front entfernte Saky, sondern auch die Attacke auf ein Munitionsdepot in Dschankoj auf der Krim, das 190 Kilometer von der Kampflinie entfernt war.

«Das war ein Raketenangriff», sagt ein anonymer Ex-Militär zu «Yahoo! News». Es sei zwar möglich, dass Kommandos am Boden die Ziele markiert hätten, doch die Krater auf der Krim stammten wahrscheinlich von der ATACMS. Demnach wäre es im Interesse der USA, die Lieferungen zu verheimlichen, um die bilateralen Probleme mit Russland nicht eskalieren zu lassen.