Nach US-Intervention Reiseverbot aufgehoben – Khashoggis Familie flieht in die USA

Philip Dahm

26.10.2018

Salah Khashoggi (links) musste sich am 23. Oktober in Riad von König Salman und Kronprinz Mohammed bin Salman (rechts) Einiges anhören.
Salah Khashoggi (links) musste sich am 23. Oktober in Riad von König Salman und Kronprinz Mohammed bin Salman (rechts) Einiges anhören.
Keystone

Greade noch musste Jamal Khashoggis Sohn den saudischen Machthabern die Hand geben, nun darf die Familie wohl auf Druck Washingtons hin das Land verlassen. Derweil pöbelt Riad gegen eine Uno-Sonderbeauftragte.

Es ist bis dato der makabere Höhepunkt in einem bitteren Fall von politischem Mord: Das saudische Herrscherhaus lässt es sich Anfang der Woche nicht nehmen, Jamal Khashoggis Sohn in den eigenen Palast zu zitieren, um ihn mit Korokodilstränen zu kondolieren.

Bye bye, bin Salman

Nach dem Auftritt, der eigentlich ein Märchen saudischer Unschuld werden sollte, regte sich weltweit Widerstand. Nicht nur wegen der fragwürdigen Rolle, die das Regime in der Sache spielt, sondern auch, weil Salah Khashoggi und anderen Angehörigen des Opfers ihr strenges Vaterland nicht verlassen dürfen. Doch das ist nun Geschichte: Am Freitagmorgen landet die Familie Khashoggi in den USA.

Wie kam es in Riad zum Sinneswandel? Die Antwort: Weil Washington Druck gemacht hat. Am 16. Oktober war Mike Pompeo im Wüstenstaat. Wie Specher Robert Palladino gegenüber «Reuters» sagt, hat der US-Aussenminister schon damals gefordert, dass Salah Khashoggi und Co das Land verlassen dürften, wenn sie denn wollten: Viele Familienmitglieder haben neben dem saudischen auch einen amerikanischen Pass und wohnen angeblich im Gebiet der Hauptstadt Washington.

Riads x-te Version des Tathergangs

Vielleicht war auch ein Einschreiten der CIA massbeblich für die Ausreiseerlaubnis: Gina Haspel hat Mitte der Woche die Türkei besucht. Die Geheimdienstchefin hat dort eine Audio-Aufnahme angehört, die Ankara offenbar nicht aus den Händen geben wollte und auf der die Ermordung von Jamal Khashoggi festgehalten ist. Ein Tag nach dem Bekanntwerden dieses Umstandes darf die  Familie ausreisen: Das US-Aussenministerium zeigt sich laut «Business Insisder» von der Nachricht «erfreut».

Wenig Freude dürfte das Weisse Haus dagegen am neuerlichen Kurswechsel Riads haben: Die saudischen Behörden präsentieren neue Erkenntnisse. Es sind notabene jene Ermittler, die zuvor jedwede Beteiligung Saudi-Arabiens am Tod an dem Journalisten weit von sich gewiesen haben. Jene Ermittler, die danach kolportierten Jamal Kashoggi habe sich mit 15 Landsmännern geprügelt und verunfallt.

Jene Ermittler, die zuletzt der Welt weismachen wollten, das Opfer sei in Wahrheit ein aggressiver Täter gewesen. Und nun gibt Riad zu, es habe in der Botschaft in Istanbul einen geplanten Mord gegeben: Wenn das so weitergeht, kann es nur noch wenige Tage dauern, bis der erste Bauer geopfert wird und die Verantwortung für die Entsendung des Killerkomandos übernimmt.

Saudi kanzelt UN-Sonderbeauftragte ab

Selbst für die UN, die US-Präsident Donald Trump eigentlich als inkompetenten, langsamen Haufen verstanden wissen will, ist die Sache klar: Der Fall «deutet darauf hin, dass Herr Khashoggi Opfer einer aussergerichtlichen Hinrichtung und die saudische Regierung mehr oder weniger darin verstrickt ist», unterstreicht die Sonderbeauftragte Dr. Agnès Callamard gegenüber «Al Jazeera».

Die Französin Dr. Agnès Callamard arbeitet für die UN-Menschenrechtskommission: Als Sonderermittlerin für aussergerichtliche Tötungen beschäftigt sie sich beruflich mit Staaten wie Indonesien – und nun auch Saudi-Arabien.
Die Französin Dr. Agnès Callamard arbeitet für die UN-Menschenrechtskommission: Als Sonderermittlerin für aussergerichtliche Tötungen beschäftigt sie sich beruflich mit Staaten wie Indonesien – und nun auch Saudi-Arabien.
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Und wie hat Riad reagiert, als Callamard bei der UN in New York eine internationale Untersuchung forderte? «Ich wäre Ihnen verbunden, wenn Sie uns ihre persönliche Meinung in dieser Versammlung ersparen.»

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