Politik Russland kündigt Fluchtkorridor für Zivilisten in Sjewjerodonezk an

SDA

14.6.2022 - 15:36

Seit Tagen steht die Stadt Sjewjerodonezk in der Region Luhansk in der Ukraine unter Beschuss. Foto: Oleksandr Ratushniak/AP/dpa
Seit Tagen steht die Stadt Sjewjerodonezk in der Region Luhansk in der Ukraine unter Beschuss. Foto: Oleksandr Ratushniak/AP/dpa
Keystone

Russland will den in dem Chemiewerk Azot in der ostukrainischen Grossstadt Sjewjerodonezk eingekesselten Zivilisten die Flucht über einen humanitären Korridor ermöglichen.

An diesem Mittwoch solle von 7.00 bis 19.00 Uhr MESZ (Ortszeit: 8.00 bis 20.00 Uhr) in nördliche Richtung ein Fluchtweg in die Stadt Swatowe (Swatowo) im Gebiet Luhansk geöffnet werden, sagte der Vertreter des russischen Verteidigungsministeriums, Michail Misinzew, am Dienstag in Moskau. Auf dem Werksgelände werden in Bombenschutzkellern etwa 540 bis 560 Zivilisten vermutet.

Der Ort Swatowe liegt in der von prorussischen Separatisten kontrollierten und von Moskau als Staat anerkannten Volksrepublik Luhansk. «Es wird eine sichere Evakuierung aller friedlichen Bürger garantiert – ohne Ausnahme», sagte Misinzew.

Sjewjerodonezk wird als Verwaltungszentrum der Region Luhansk seit Tagen von blutigen Kämpfen erschüttert. Die Eroberung des gesamten Gebiets Luhansk ist eines der Hauptkriegsziele Moskaus.

Einen Vorschlag der ukrainischen Seite, die Menschen auf von Kiew kontrolliertes Gebiet fliehen zu lassen, lehnte Moskau ab. Demnach schlugen die ukrainischen Behörden vor, die Menschen im benachbarten Lyssytschansk in Sicherheit zu bringen.

Das von Kiew angedachte Vorgehen diene nur dazu, ukrainische Kämpfer über diesen Weg aus Sjewjerodonezk herauszuschleusen, sagte Misinzew. Kiew versuche, solch ein Szenario wie zuvor beim Stahlwerk Azovstal in der Hafenstadt Mariupol durchzuziehen.

Misinzew forderte die ukrainischen Kämpfer auf, die Waffen niederzulegen und sich zu ergeben. Dann werde ihr Leben verschont. Zuvor waren bereits Tausende ukrainische Soldaten in Mariupol in Gefangenschaft gekommen. Die Gesamtzahl der Kriegsgefangenen auf russischer Seite liegt nach Moskauer Angaben bei etwa 6500.