Krimtataren festgenommen Russlands Geheimdienst räumt auf der Krim auf

dpa

5.9.2021 - 10:53

Wladimir Putin nahe Sewastopol auf der Krim: Am 10. August 2019 posiert er beim Biker-Treffen Babylon's Shadow für Selfies.
Wladimir Putin nahe Sewastopol auf der Krim: Am 10. August 2019 posiert er beim Biker-Treffen Babylon's Shadow für Selfies.
KEYSTONE

Wenn es um die Festigung der Macht auf der besetzten Krim geht, duldet Moskau keinen Widerspruch: 50 Krimtartaren wurden verhaftet, nachdem sie gegen das Gebahren des Geheimdienstes protestiert haben.

Auf der von Russland einverleibten Schwarzmeer-Halbinsel Krim sind nach ukrainischen Angaben mehr als 50 Krimtataren festgenommen worden. Sie seien teilweise mit roher Gewalt in Polizeibusse gedrängt worden, schrieb die Menschenrechtsbeauftragte des Parlaments in der Hauptstadt Kiew, Ljudmila Denissowa, im Nachrichtenkanal Telegram.

Die Krimtataren hätten in der Stadt Simferopol gegen «illegale Durchsuchungen und Festnahmen» durch den russischen Inlandsgeheimdienst FSB protestiert. Zuvor seien fünf Aktivisten der muslimischen Minderheit von russischen Sicherheitskräften festgenommen worden, sagte Denissowa.

Simferopol auf der Halbinsel Krim.
Simferopol auf der Halbinsel Krim.
Karte: Google Earth

Die Hintergründe waren zunächst unklar. Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte bei Twitter die Freilassung aller Festgenommenen. Angaben von russischer Seite lagen zunächst nicht vor. Denissowa rief die internationale Gemeinschaft auf, Druck auf Russland auszuüben, damit die Repressionen gegen die Krimtataren ein Ende hätten.

Zuletzt hatten die Vereinten Nationen Moskau vorgeworfen, mit willkürlichen Verhaftungen und Razzien gegen Vertreter der Religionsgemeinschaft vorzugehen. Russland hatte sich 2014 die ukrainische Halbinsel einverleibt.

Unter der muslimischen Volksgruppe der Krimtataren sind die Vorbehalte gegen Russland nach wie vor gross. Hauptgrund ist ihre Deportation im Zweiten Weltkrieg. 1944 waren etwa 200'000 Menschen wegen angeblicher Kooperation mit den deutschen Besatzern per Zug vor allem ins heutige Usbekistan gebracht worden.

Nicht zuletzt wegen dieser geschichtlichen Erfahrung boykottierten viele Krimtataren 2014 das Referendum über die Vereinigung der Krim mit Russland.