«Humanitärer Alptraum» Schwanger nach Vergewaltigung: Horror für Rohingya-Flüchtlinge

tsch / AFP

5.7.2018

Mehr als 60 Babys erblicken jeden Tag in den Rohingya-Flüchtlingslagern das Licht der Welt. Viele von ihnen sind das Resultat von Vergewaltigungen. 

Als «einen humanitären und menschenrechtlichen Alptraum» bezeichnete UN-Generalsekretär Antonio Guterres kürzlich die Lage der Rohingya in den Flüchtlingslagern von Bangladesch. Hunderttausende Mitglieder dieser muslimischen Minderheit waren in den vergangenen Monaten aus Myanmar ins Nachbarland geflohen, da sie in ihrer Heimat grausamer Verfolgung ausgesetzt waren. Doch in den Lagern geht der Horror weiter.

So ist nicht nur die Versorgungslage vor Ort katastrophal, sondern auch die Situation für Neugeborene. Mehr als 16'000 Babys sind in den Lagern bereits zur Welt gekommen, jeden Tag kommen weitere Neugeborene dazu. «Jeden Tag nehmen rund 60 Babys ihren ersten Atemzug unter schrecklichen Bedinungen, weg von Zuhause. Ihre Mütter haben Vertreibung erlebt, Gewalt, Traumata und manchmal auch Vergewaltigung», beschreibt UNICEF-Repräsentant Edouard Beigbeder die Lage. «Das ist alles andere als ein guter Start ins Leben.»

Vergewaltigt auf der Flucht

Laut UNICEF kamen etwa in dem Bezirk Cox’s Bazar nur 18 Prozent aller Babys in Kliniken oder anderen Einrichtungen zur Welt. In den Lagern droht ihnen nicht nur Mangelversorgung, sondern auch Krankheiten wie Cholera, Malaria und Dengue-Fieber.

Viele der Neugeborenen werden ausserdem nie wissen, wer ihr Vater ist. Denn ihre Mütter wurden auf der Flucht vergewaltigt: von Soldaten aus Myanmar. «Es ist unmöglich, die wahren Zahl der Babys in Erfahrung zu bringen, die das Ergebnis von Vergewaltigung sind», sagt Beigbeder. «Aber es ist entscheidend, dass jede neue oder schwangere Mutter und jedes Neugeborene die Hilfe und Unterstützung erhalten, die sie benötigen.»

Die muslimische Minderheit der Rohingya wird in Myanmar seit langem diskriminiert. Die Lage eskalierte im vergangenen Jahr, nachdem Rohingya-Rebellen bei Angriffen rund ein Dutzend Sicherheitskräfte getötet hatten. Menschenrechtsorganisationen und die Vereinten Nationen werfen dem Militär Myanmars vor, daraufhin systematisch und brutal gegen die Minderheit vorgegangen zu sein. Momentan leben geschätzt 700'000 Rohingya in Bangladesch.

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