Partei Tausende demonstrieren in Tirana gegen Albaniens Regierungschef

SDA

20.2.2024 - 22:32

Oppositionelle demonstrieren In der albanischen Hauptstadt Tirana gegen Regierungschef Edi Rama.
Oppositionelle demonstrieren In der albanischen Hauptstadt Tirana gegen Regierungschef Edi Rama.
Keystone

In der albanischen Hauptstadt Tirana haben am Dienstagabend tausende Demonstranten Regierungschef Edi Rama Korruption vorgeworfen und ihn zum Rücktritt aufgefordert. Bei den Protestierenden handelte es sich überwiegend um Anhänger der Oppositionspartei.

Die Versammlung dauerte etwa zwei Stunden, wie eine Reporterin der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Rama hielt sich derweil zu einem offiziellen Besuch in der Türkei auf.

Der Chef der Oppositionspartei PD und frühere Ministerpräsident Sali Berisha, der seit Dezember unter Hausarrest steht, wandte sich per Videoschalte an die Demonstrierenden. «Heute haben wir unseren Kampf begonnen, die Diktatur von Edi Rama zu beenden, der eine echte Gefahr ist», sagte Berisha. Er warf Rama einen «politischen Angriff» auf seine Familie und Korruption vor.

Gegen Ende artete die Demonstration in Gewalt aus, wie die AFP-Reporterin berichtete. Einige Teilnehmer warfen Molotow-Cocktails und Steine in Richtung des Regierungssitzes, um den die Polizei eine Sicherheitsabsperrung errichtet hatte. Schäden und Verletzte gab es nicht.

Berisha war unter Hausarrest gestellt worden, weil er sich geweigert hatte, zu einer Befragung zu gegen ihn gerichteten Korruptionsvorwürfen zu erscheinen. Der 79-Jährige war im Oktober vor einem Sondergericht für Korruption und organisiertes Verbrechen wegen «passiver Korruption eines hochrangigen Beamten» angeklagt worden.

Die Ermittlungen stehen im Zusammenhang mit einer mutmasslichen Begünstigung von Berishas Schwiegersohn bei der Privatisierung einer staatlichen Sportanlage im Jahr 2008, als Berisha Regierungschef war. Berisha wirft die Vorwürfe als «rein politisch» motiviert zurück und wirft Rama vor, die Ermittlungen gegen ihn veranlasst zu haben. Vergangenes Jahr hatten die USA und Grossbritannien Einreiseverbote gegen Berisha wegen dessen mutmasslicher Verwicklung in organisiertes Verbrechen und Korruption verhängt. Auch diese Vorwürfe wies der Ex-Regierungschef zurück.

Berisha war nach dem Zusammenbruch des Kommunismus in den 1990er Jahren Albaniens erster demokratisch gewählter Präsident. Von 2005 an war er Ministerpräsident, 2013 folgte ihm Rama im Amt nach.