Antisemitische Aussagen Jugendliche feiern Hassbrief von Osama Bin Laden

sda/dmu

17.11.2023 - 07:18

Die Plattform TikTok muss gegen Videos zu einem berüchtigten Pamphlet von Osama Bin Laden ankämpfen. Im Bild eine undatierte Aufnahme des verstorbenen Terroristen-Anführers.
Die Plattform TikTok muss gegen Videos zu einem berüchtigten Pamphlet von Osama Bin Laden ankämpfen. Im Bild eine undatierte Aufnahme des verstorbenen Terroristen-Anführers.
Keystone

Auf der Plattform TikTok sind Videos zu einem berüchtigten Hassbrief von Osama Bin Laden viral gegangen. Sein Hassbrief von 2002 an die USA legitimiert antisemitische Ideologie. Jetzt ist TikTok eingeschritten. 

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Auf TikTok gehen derzeit Videos zu einem Hassbrief von Osama Bin Laden viral.
  • Die Videos zeigen Ausschnitte aus einem Pamphlet «an das amerikanische Volk» des Terroristen-Anführers. Darin rechtfertigt Bin Laden seinen Kampf nach den Anschlägen vom 11. September 2001 mit Opfermythen und antisemitischem Hass.
  • TikTok schreitet nun ein und werde die Videos «proaktiv und aggressiv» entfernen.
  • Zuvor hatte die britische Zeitung «Guardian» die Übersetzung des Textes von ihrer Website entfernt.

Mehr als zwölf Jahre nach seinem Tod sorgt Osama Bin Laden im Netz für Furore. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 rechtfertigte der Terroristen-Anführer seinen Kampf mit Opfermythen und antisemitischem Hass in einem Pamphlet «an das amerikanische Volk».

Insbesondere bei jungen Amerikaner*innen der Generation Z scheinen Videos mit Ausschnitten des hasserfüllten Briefs auf offene Ohren zu stossen. Und zwar so sehr, dass die Plattform TikTok nun einschreiten muss. Die Videos würden «proaktiv und aggressiv» entfernt, teilte TikTok am Donnerstag mit.

Kurz zuvor hatte die britische Zeitung «Guardian» die Übersetzung des Textes von ihrer Website entfernt. Der Text sei ohne den ursprünglichen Kontext häufig in sozialen Medien geteilt worden, hiess es zur Begründung.

Auch Hashtag «#lettertoamerica» gesperrt

Der «Guardian» hatte im Jahr 2002 über den auf Arabisch verfassten Brief des früheren Chefs der Terrororganisation Al Kaida berichtet und ihn in englischer Übersetzung komplett veröffentlicht.

In dem Text legte der Planer der Terroranschläge vom 11. September 2001 seine von islamischem Fundamentalismus und Antisemitismus geprägte Weltsicht dar und drohte mit weiteren Gewalttaten. Bei TikTok wurden Zitate daraus und Verweise auf den Text beim «Guardian» mit Bezug auf den Gazakrieg verbreitet.

TikTok sperrte auch den Hashtag «#lettertoamerica» in der Suchfunktion der Plattform. Die Verbreitung der Videos und die Berichte darüber lösten sofort neue Kritik an dem Dienst aus, dem in den USA Nähe zu chinesischen Behörden vorgeworfen wird – was TikTok zurückweist. So schrieb die republikanische Präsidentschaftsanwärterin Nikki Haley auf der Plattform X, dies sei ein Beispiel dafür, «wie unsere ausländischen Feinde soziale Medien vergiften».

Mehr als 15 Millionen Views

TikTok konterte, es habe nur «eine geringe Anzahl» der Videos gegeben – und sie verstiessen ganz klar gegen die Regeln der Plattform. Laut einer Analyse wurden die seit Anfang der Woche veröffentlichten Videos zunächst rund zwei Millionen Mal angesehen, was nicht sehr viel für eine Plattform mit rund 150 Millionen Nutzern allein in den USA ist.

Dann habe ein Zusammenschnitt bei X neue Aufmerksamkeit darauf gelenkt. Bis Donnerstagnachmittag seien Videos mit dem entsprechenden Hashtag mehr als 15 Millionen Mal angesehen worden.

Bin Laden war im Mai 2011 in Pakistan von US-Spezialkräften getötet worden. Eine Expertin für Propaganda und Falschinformationen an der Stanford-Universität kritisierte die Entscheidung des «Guardian» als einen Fehler. Man sollte längst öffentlich bekannte Fantasien eines Terroristen nicht zum verbotenen Wissen machen, nur weil es einige bei TikTok verbreiteten, argumentierte Renee DiResta beim Online-Dienst «Threads».

So könne es für manche aufregender werden, sie wiederzuentdecken. Stattdessen solle man Leute «die Forderungen des Mörders» lesen lassen und mehr Kontext hinzufügen.