In «Crazytown» Trump schimpft Woodwards Buch als «Betrug an der Öffentlichkeit»

AP, dpa, tsch

5.9.2018

Nach der Veröffentlichung eines neuen Enthüllungsbuchs über die Zustände im Weissen Haus unter Donald Trump setzt der US-Präsident auf Angriff. Er wertet die Geschichten darin als Betrügereien und sieht eine Verschwörung mit den Demokraten.

US-Präsident Donald Trump verurteilt Bob Woodwards Buch «Fear: Trump in the White House» über das Weisse Haus und seine Präsidentschaft als «Betrug an der Öffentlichkeit». Angebliche Zitate von Verteidigungsminister James Mattis und Stabschef John Kelly seien erfundene Betrügereien, schrieb er am Dienstag (Ortszeit) bei Twitter, ebenso verhalte es sich mit anderen Geschichten und Zitaten in dem Buch, das für Trump zur Unzeit kommt: In zwei Monaten stehen Zwischenwahlen zum Kongress an. «Woodward ist ein Agent der Demokraten? Timing bemerkt?», fragte er mit Blick auf den Autor und Journalisten Bob Woodward.

Nach Darstellung Woodwards soll Trump etwa bei einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates im vergangenen Januar gefragt haben, warum die US-Streitkräfte so massiv auf der koreanischen Halbinsel vertreten sein müssten. Mattis Antwort laut Woodword: «Wir machen das, um den Dritten Weltkrieg zu verhindern.» Nachdem Trump die Sitzung verlassen hatte, soll Mattis ihm das Verständnis «eines Fünft- oder Sechstklässlers» attestiert haben – so zitiert ihn der Autor. Über John Kelly berichtete Woodward, er habe in kleiner Runde über Trump gesagt: «Er ist ein Idiot. Es ist sinnlos zu versuchen, ihn von irgendetwas zu überzeugen. Er ist entgleist. Wir sind in Crazytown.»

Kelly und Mattis dementieren

Kelly und Mattis wiesen jeweils zurück, entsprechende Aussagen gemacht zu haben. «Die Idee, dass ich jemals den Präsidenten einen Idioten genannt hätte, ist nicht wahr», sågte Kelly. Es handele sich lediglich um einen weiteren Versuch, Leute aus dem engen Umfeld des Präsidenten mit Dreck zu beschmutzen und von den vielen Erfolgen der US-Regierung abzulenken. Auch Mattis entgegnete, solche «verächtlichen» Worte nie über Trump geäussert zu haben: «Obwohl ich normalerweise gerne (Bücher des Genres) Fiction lese, ist das eine unverwechselbare Washingtoner Literaturmarke, und seine (Woodwards) anonyme Quellen geben ihm keine Glaubwürdigkeit.»

Trump hat sich zunehmend kritisch über anonyme Quellen geäussert, die von Reportern wie Woodward bei einer Auseinandersetzung mit seiner Regierung verwendet werden. Regierungssprecherin Sarah Huckabee Sanders setzte die Kritik an den Medien fort: Die Leistungen und Erfolge Trumps würden in den Medien nicht hinreichend dargestellt. «Demokraten und ihre Verbündeten in den Medien wissen, dass die Politik des Präsidenten funktioniert und dass mit einem Erfolg wie diesem er von niemandem 2020 zu schlagen ist – noch nicht einmal knapp.»

Autor soll diskreditiert werden

Bob Woodward (rechts) and Carl Bernstein erhielten für ihre Berichterstattung und Recherchen zur Watergate-Affaere den Pulitzerpreis.
Bob Woodward (rechts) and Carl Bernstein erhielten für ihre Berichterstattung und Recherchen zur Watergate-Affaere den Pulitzerpreis.
Keystone

Woodwards Buch ist ein weiteres Enthüllungsbuch über die Trump-Regierung. Im Januar war ein Buch von Michael Wolff veröffentlicht worden, das mit anschaulichen Anekdoten für Aufmerksamkeit sorgte, aber zahlreiche Ungenauigkeiten enthielt. Trump und das Weisse Haus versuchen nun, auch den Inhalt des Buches von Woodward zu diskreditieren - oder gleich den mehrfach ausgezeichneten Autor selber. Trump sagte der konservativen US-Internetseite Daily Caller: «Er hat eine Menge Glaubwürdigkeitsprobleme gehabt.»

Ob die Strategie funktionieren wird, ist fraglich: Woodward ist einer der respektiertesten Journalisten weltweit. 1973 deckte er gemeinsam mit Carl Bernstein den Watergate-Skandal auf, der zum Rücktritt von US-Präsident Richard Nixon führte. Der frühere Verteidigungsminister Robert Gates sagte 2014, er wünschte, er hätte den legendären Reporter für den US-Geheimdienst CIA rekrutiert - «weil er eine aussergewöhnliche Fähigkeit dafür hat, ansonsten verantwortungsvolle Erwachsene dazu zu bringen, ihm ihr Herz auszuschütten».

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