SteuervermeidungTrumps zwei neue Probleme mit den Steuerenthüllungen
uri/dpa
4.10.2018
Die Behörden ermitteln nun gegen den US-Präsidenten wegen Steuervermeidung. Nach den Midterm-Wahlen droht ihm noch grösserer Ärger.
«Was ich aufgebaut habe, habe ich selbst aufgebaut». US-Präsident Donald Trump pflegt den Mythos des Selfmade-Milliardärs. Eine aufwendige Recherche der «New York Times» (NYT) rüttelt nun an den Grundfesten dieser uramerikansichen Erzählung. Demnach hätten Trump und seine Geschwister nicht zuletzt im grossen Stil getrickst und betrogen – das trumpsche Immobilienimperium sei zum Teil durch Steuerbetrug in Höhe von Hunderten Millionen Dollar aufgebaut worden.
Auch habe Trump nach Angaben des Blattes deutlich mehr Geld als Starthilfe von seinem Vater erhalten, als behauptet. Fred Trump habe seinem Sohn zudem wiederholt in finanziellen Krisenzeiten unter die Arme gegriffen. Vor diesem Hintergrund erscheint Trumps Selfmademan-Mythos als eine bewusste Täuschung.
Mehrheitsverlust bei Midterm-Wahlen droht
Trump-Sprecherin Sarah Sanders bemühte sich, dem Bericht etwas entgegenzusetzen: «Es ist ein absolut falscher Angriff, basierend auf einer alten, recycelten Geschichte», sagte Sanders am Mittwoch in Washington. «Es gab keinen Betrug und keine Steuervermeidung.» Das einzig Wahre an der Geschichte sei, dass Trumps Vater seinem Sohn sehr vertraute, sagte Sanders. Trump habe viele gemeinsame Geschäfte in die Wege geleitet. Fred Trump habe über seinen Sohn gesagt: «Alles was er anfasst, wird zu Gold».
Trump drohen trotz oder vielleicht auch gerade wegen seines «Goldhändchens» nun aber ernste Konsequenzen. «Die Steuerabteilung überprüft die Behauptungen im Artikel der ‹New York Times› und verfolgt entschlossen alle geeigneten Wege der Untersuchung», sagte James Gazzale, Sprecher des Steuer- und Finanzministeriums, laut dem Finanzdienst Bloomberg.
Die ganze Angelegenheit dürfte sich zudem nicht positiv auf die derzeit ohnehin niedrigen Beliebtheitswerte Trumps auswirken. Diese liegen um die 40 Prozent. Und das ist wenig im schwierigen Wahlkampf für die anstehenden Midterm-Wahlen.
Bei den sehr knappen Mehrheitsverhältnissen im US-Kongress könnten sich diese am 6. November zugunsten der oppositionellen Demokraten verkehren. Und in diesem Fall würde es wohl richtig gefährlich für Trump. Wie das «Wall Street Journal» berichtet, könnten die Demokraten und auch der Sonderermittler in der Russland-Affäre, Robert Mueller, dann nämlich sogar die Herausgabe aller Steuererklärungen des Präsidenten von der US-Steuerverwaltung Internal Revenue Service (IRS) verlangen.
Trump-Team schiesst gegen «New York Times»
Trump brach bereits in seinem Präsidentschaftswahlkampf mit der Tradition der Offenlegung von Steuererklärungen durch die Kandidaten. Würden diese nun öffentlich, könnten sich etliche Fragen zu Verstrickungen und Abhängigkeiten des Präsidenten gegenüber Geschäftspartnern und Kreditgebern auftun. Zudem wären die Unterlagen gerade auch hinsichtlich der Ermittlungen zu Trumps Russland-Kontakten von allergrösstem Interesse.
Vor dem Hintergrund der Sprengkraft der Vorwürfe schiesst Trumps Team entschieden gegen den Bericht der NYT. «Die Vorwürfe wegen Betrugs und Steuerhinterziehung der ‹New York Times› sind zu 100 Prozent falsch und in höchstem Masse verleumderisch», erklärte Trumps Anwalt Charles Harder auf eine Anfrage der Zeitung. «Präsident Trump hatte praktisch keine Verbindung zu diesen Angelegenheiten.» Trump habe diese Aufgabe an Verwandte und Steuerfachleute delegiert.
Zuvor hatte das Weisse Haus bereits die Seriosität des Blattes infrage gestellt: «Die Glaubwürdigkeit der ‹New York Times› und anderer Medien in der US-Bevölkerung befindet sich auf einem historischen Tief, weil sie beständig damit beschäftigt sind, den Präsidenten und seine Familie anzugreifen, statt über das Weltgeschehen zu berichten.»
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