Wahlen in FrankreichUmfragen sehen keine absolute Mehrheit für Le Pens Rechte
SDA
5.7.2024 - 06:22
Taktischer Rückzug in Frankreich: Mehr als 200 Kandidaten verzichten auf zweite Wahlrunde
STORY: Die Gegner des Rassemblement National verstärken ihre Bemühungen, die rechtsextreme Partei von Marine Le Pen von der Macht zu verdrängen. Laut französischen Medienberichten haben mehr als 200 Kandidaten am Dienstag erklärt, dass sie bei der zweiten Runde der Parlamentswahl am Wochenende nicht antreten werden. Darunter sind auch Bewerber, die im ersten Wahlgang den dritten Platz belegt haben. Sie verlassen das Rennen als Teil einer Strategie zur Schaffung einer «republikanischen Front», die den einwanderungsfeindlichen, euroskeptischen RN blockieren soll. Le Pens Partei hatte die erste Abstimmungsrunde am Sonntag deutlich gewonnen. Präsident Emmanuel Macron, der selbst nicht zur Wahl steht, hatte die Neuwahlen nach dem starken Abschneiden der Rechten bei den Europawahlen Anfang Juni angesetzt. Sein Lager landete aber nur auf dem dritten Platz, hinter dem RN und einem neu gebildeten Linksbündnis. Schon vor diesem taktischen Rückzug war unklar, ob der Rassemblement National eine absolute Mehrheit im Parlament erreichen könnte. Die RN-Abgeordnete Laure Lavalette kritisierte das Manöver. «Ich denke, dass die Franzosen sehr enttäuscht sind von diesen Machenschaften hinter den Kulissen. Und ich bin überzeugt, dass wir natürlich die absolute Mehrheit haben werden, um das tägliche Leben der Franzosen wirklich verändern zu können.» Das Linksbündnis, das am Montag einige seiner bereits gewählten Vertreter präsentierte, gibt sich ebenfalls selbstbewusst. Olivier Faure, Vorsitzender der sozialistischen Partei, setzt auf Sieg. «400.000 Stimmen liegen zwischen uns und der extremen Rechten. Heute gibt es in ganz Frankreich Rückzüge von Kandidaten, die glauben, dass der Moment gekommen ist, in dem die Republik ein Opfer verdient, um zu verhindern, dass neue rechtsextreme Parlamentarier in die Versammlung einziehen.» Der Ansatz der «republikanischen Front» hat schon früher funktioniert. So sammelten sich zum Beispiel bei der Präsidentschaftswahl 2002 Wählerinnen und Wähler aller Couleur hinter dem damaligen Amtsinhaber Jacques Chirac, um Le Pens Vater Jean-Marie zu besiegen.
05.07.2024
Letzte Umfragen sehen bei der Parlamentswahl in Frankreich keine absolute Mehrheit für das in Führung liegende Rassemblement National (RN) von Marine Le Pen.
Keystone-SDA
05.07.2024, 06:22
05.07.2024, 06:47
SDA
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Nach einer am Donnerstagabend veröffentlichten Ifop-Umfrage kommen die Rechtsnationalen und ihre Verbündeten in der entscheidenden Runde der Parlamentswahl am Sonntag auf 210 bis 240 Sitze.
Sie würden damit die absolute Mehrheit von 289 Sitzen in der Nationalversammlung deutlich verfehlen.
Nach einer am Donnerstagabend veröffentlichten Ifop-Umfrage kommen die Rechtsnationalen und ihre Verbündeten in der entscheidenden Runde der Parlamentswahl am Sonntag auf 210 bis 240 Sitze. Sie würden damit die absolute Mehrheit von 289 Sitzen in der Nationalversammlung deutlich verfehlen. Eine vom Institut Opinionway ebenfalls am Donnerstagabend vorgelegte Umfrage sieht das RN und Verbündete bei 205 bis 230 Sitzen.
Klar auf Rang zwei bestätigt sich nach den Umfragen das für die vorgezogene Parlamentswahl gebildete neue Linksbündnis aus Grünen, Sozialisten, Kommunisten und Linkspartei. Ifop sieht diese neue Volksfront bei 170 bis 200 Sitzen, Opinionway geht von 150 bis 180 Sitzen für das Linksbündnis aus. Das Mitte-Lager von Präsident Emmanuel Macron muss laut den Umfrageinstituten eine demütigende Niederlage kassieren und landet auf Rang drei. Ifop geht von 95 bis 125 Sitzen aus, Opinionway von 125 bis 155 Sitzen.
Die bürgerlich-konservativen Républicains müssen nach den Umfragen ebenfalls Federn lassen. Bereits im Anlauf zur Wahl spaltete sich die Partei. Ihr Anführer Éric Ciotti vereinbarte einen Schulterschluss mit dem RN, dem sich aber nur wenige Abgeordnete anschlossen. Die übrigen, gemässigten Républicains kommen laut Ifop auf 25 bis 45 Sitze, Opionway sieht sie bei 38 bis 50 Sitzen.
Eine vom Institut Harris Interactive bereits am Mittwoch veröffentlichte Umfrage sah das Rassemblement National bei 190 bis 220 Sitzen, das Linksbündnis bei 159 bis 183 Sitzen und das Präsidenten-Lager bei 110 bis 135 Sitzen.
Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron hatte nach der Schlappe seiner Mitte-Kräfte und dem haushohen Sieg der Rechtsnationalen bei der Europawahl überraschend die Nationalversammlung aufgelöst und Neuwahlen angekündigt. Um seinen eigenen Posten geht es dabei nicht.