Ägypten «Von Samsung-Gerät gesendet»: Todesfall Mursi offenbart Zensur

SDA/tali

19.6.2019

Mohammed Mursi war 2012 als erster Präsident Ägyptens frei gewähltworden. Im Juli 2013 wurde er vom Millitär gestürzt und inhaftiert.
Mohammed Mursi war 2012 als erster Präsident Ägyptens frei gewähltworden. Im Juli 2013 wurde er vom Millitär gestürzt und inhaftiert.
Getty Images

Die letzten Worte auf dem Teleprompter waren nicht für die Öffentlichkeit bestimmt: Eine TV-Moderatorin enthüllte wohl aus Versehen, wie die ägyptische Berichterstattung über Mursis Tod gelenkt wird.

Eine ägyptische TV-Moderatorin hat mit einem peinlichen Versprecher nach dem Tod von Ex-Präsident Mohammed Mursi womöglich Einblick in die strikten Zensurmethoden des Landes gewährt. Ihren Bericht zum Tod des früheren Spitzenpolitikers las sie von einem Teleprompter ab – und schloss mit dem Satz: «Von einem Samsung-Gerät gesendet».

Beobachtern zufolge war es ein klarer Hinweis darauf, dass Wortlaut und Details über Berichte zum Tod des 67-Jährigen von höchster Ebene diktiert wurden, verschickt per Smartphone an Redaktionen im Land. Samsung zählt zu den meist genutzten Herstellern von Smartphones in Ägypten.

In Ägypten nur eine Randnotzig

Der Tod Mursis, der seit seinem Sturz im Jahr 2013 inhaftiert war, blieb in ägyptischen Zeitungen nur eine Randnotiz. Laut der unabhängigen Online-Zeitung «Mada Masr» tauchte meist derselbe, 43 Wörter lange Bericht auf. Nur die private Zeitung «Al-Masry Al-Youm» berichtete über den Tod auf der Titelseite.

Schon kurz nach dem Bekanntwerden von Mursis Tod erklärten Menschenrechtler, der Tod des Ex-Präsidenten sei «schrecklich, aber komplett vorhersehbar» gewesen. Die ägyptische Regierung habe ihm eine angemessene medizinische Betreuung verwehrt.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan geht noch einen Schritt weiter: Mursi sei nicht eines natürlichen Todes gestorben, sondern getötet worden, sagte Erdogan am Mittwoch in Istanbul.

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