AussenansichtWie ein in Berlin lebender Berner die «Clan-Kriminalität» erlebt
Von Michael Angele
27.8.2019
Die «Clan-Kriminalität» ist nicht lustig für den, der unter ihr leidet, aber sie ist enorm spannend für den, der sie medial konsumiert. Und dann gibt es ja jene, die selbst die Hohenzollern als «Parallelgesellschaft» ansehen.
Ich bin fasziniert von der «Clan-Kriminalität». Sie ist das grosse Thema in Deutschland, besonders in den Berliner, Bremer und Essener Lokalmedien, auch die TV-Talkshows beim Nachbarn handeln gern von ihr.
Unter meinen linken Freuden und Kollegen macht mich das ein wenig einsam. Sie finden, man sei schon «rechts», wenn man auch nur das Phänomen registriert. Gestern sagte mir einer, «Clan-Kriminalität» gebe es gar nicht, das sei eine unzulässige Verallgemeinerung. Der Kollege folgte damit der Linie eines bekannten Hamburger Anwalts, der Berliner Clans vor Gericht verteidigt und den Begriff der «Clan-Kriminalität» ablehnt.
Wer der Sache gegenüber ein bisschen aufgeschlossener ist, sagt, sie mussten gleichsam kollektiv kriminell werden, weil sie als Staatenlose nicht arbeiten durften. Das sind Befunde, die man auch in dem Buch «Arabische Clans» von Ralph Ghabdan nachlesen kann.
Zum Basiswissen über diese «arabischen Clans» gehört, dass sie aus dem Volk der Mhallamiye stammen – sie emigrierten aus der Türkei erst nach Libanon und dann nach Westberlin. Weil ihre Staatszugehörigkeit unklar war, waren sie bloss geduldet und bekamen keine Arbeitserlaubnis.
Parallelgesellschaft «Hohenzollern»
Das hat sich geändert. Mittlerweile gibt es die deutsche Staatsangehörigkeit, was die einen in ehrbare Berufe treibt, die anderen aber nicht von ihren Clan-Aktivitäten ablenkt. Ghabdan spricht von «Parallelgesellschaften», die von meinen linken Freuden immer mit dem Hinweis gekontert wird: «Parallelgesellschaften gibt es auch bei den Deutschen. Die Hohenzollern zum Beispiel.»
Wohl wahr, aber die Hohenzollern sind jetzt gerade nicht das Thema. Sondern die Berliner Clans. Der bekannteste Clan-Führer heiß Issa Ramo, auch er ein Mhallamiye. Offiziell ist er Gastronom und macht in Immobilien. Auf seinem Arm hat er einen Bundesadler eintätowiert, dazu steht: Ich bin ein Berliner.
Es gibt Homestorys über Ramo. Seine Villa am Stadtrand ist beschlagnahmt, wie 76 weitere Immobilien des Clans, er lebt trotzdem noch darin. Im Garten stehen Gartenzwerge. Seine Söhne kommen immer wieder ins Gerede. Interessant ist, dass man ihnen oft nichts nachweisen kann.
Erst neulich gab es einen Freispruch gegen seinen Sohn Ismail, der beschuldigt wurde, dass er 2017 einen Mann mit einem Baseballschläger brutal getötet habe. «Ein Tatnachweis hat sich nicht führen lassen», beschied das Landgericht.
Für die Untersuchungshaft wird der Verdächtigte entschädigt. So etwas treibt natürlich das Blut dieses und jenen Bürgers in Wallung und die AfD nochmal um 1,5 Prozent in die Höhe, aber das kriegen meine Freunde nicht mit, weil sie die Lokalpresse nicht oder dann nur selektiv (Mietwucher etc.) lesen.
Dabei ist die Lokalpresse voll von Berichten über Clans. Die Wortwahl ist drastisch. Vor ein paar Tagen titelte die besonnene und nicht mehr zum Springer-Konzern gehörende «Morgenpost»: «Kampf gegen Clans. Bezirke verbünden sich.»
«4 Blocks» in echt
Im Artikel wird geschildert, wie die Clans ihre Aktivitäten über Neukölln hinaus auf andere Bezirke ausdehnen, Spandau hat jetzt auch ein Problem. Mein Bezirk Pankow ist nicht dabei. Wer hier wohnt, kennt kriminelle Clans vor allem durch die Serie «4 Blocks», in der, so könnte man zynisch sagen, das öffentliche Interesse an Clan-Kriminalität gefördert wurde, bevor das Problem real wurde.
Und jetzt, wo es real ist, liest man in der Presse Geschichten wie die über Issam Ramo, die aus «4 Blocks» stammen könnte, oder über den Raub einer riesigen Goldmünze im Bode-Museum, die fast schon an die Geschichte des urdeutschen Kaufhauserpressers Dagobert alias Arno Funke heranreicht, der sich vor vielen, vielen Jahren spektakuläre Geldübergaben via Miniatur-Schienenfahrzeug und dergleichen ausgedacht hatte.
Man muss es zugeben: Die Clan-Kriminalität ist nicht lustig, für den, der unter ihr leidet, aber sie ist enorm spannend für den, der sie medial konsumiert. Es verhält sich hier ähnlich wie bei der italienischen Mafia. Stellt sich die Frage, ob es auch in der Schweiz von heute so etwas wie «Clan-Kriminalität» gibt. In Zürich vielleicht? Der erste Eintrag, den mir eine Google-Abfrage listet, ist, nun ja, eine «Clan Inf...», ach egal, jedenfalls hat es nichts mit Kriminalität zu tun.
Der Berner Michael Angele liefert hier regelmässig eine Aussenansicht aus Berlin – Schweizerisches und Deutsches betreffend.
Angele, 55, bildet zusammen mit Jakob Augstein die Chefredaktion der Wochenzeitung «Der Freitag». Er ist im Seeland aufgewachsen und lebt seit vielen Jahren in Berlin. Berndeutsch kann Angele aber immer noch perfekt. Als Buchautor erschienen von ihm zuletzt «Der letzte Zeitungsleser» und «Schirrmacher. Ein Porträt».
Evakuierungsaktion bei der Seilbahn Lungern-Turren in Lungern im Kanton Obwalden: Wegen einer technischen Panne mussten rund 27 Personen mit dem Helikopter gerettet werden.
Bild: KEYSTONE
Zu zweit durch dick und dünn – und durch heiss und eiskalt: Dieses Liebespaar sprang am Valentinstag in Hamburg ins kalte Wasser.
Bild: Georg Wendt/dpa
Fasnächtliche und farbenfrohe Puppen zieren das Dorf Seelisberg im Kanton Uri über die Fasnachtstage. Die Fasnacht 2021 ist im Kanton Uri aufgrund der Corona-Ppandemie praktisch verboten, es duerfen maximal nur 5 Personen unterwegs sein, aber als einer der wenigen Kantone ist in Uri das Spielen von Musikinstrumenten erlaubt. (13.02.2021)
Bild: KEYSTONE/Urs Flueeler
Die Pandabären-Geschwister Paule (r) und Pit (l) spielen in ihrem Gehege im Zoo Berlin im Schnee. (13.02.2021)
Bild: Kira Hofmann/dpa-Zentralbild/dpa
Halb Euroopa friert. Diese Heidschnucken in Braunschweig jedoch lassen sich von den frostigen Temperaturen nicht beeindrucken. (13.02.2021)
Bild: Stefan Jaitner/dpa
Sahara-Sand färbt Schnee und Himmel orange im Skigebiet Anzère in der Schweiz.
Bild: Keystone/Laurent Gillieron
Menschen drängen sich in der Einkaufsstrasse Via del Corso in Rom nachdem die Corona-Massnahmen gelockert wurden.
Bild: Cecilia Fabiano/dpa
Irgendwo dort versteckt sich die A7: Nahe Hannover herrscht dichtes Schneetreiben auf der Autobahn.
Bild: Julian Stratenschulte/dpa
Eine Replik der Saffa-Schnecke fotografiert vor der Schweizer Nationalbank während einer Jubiläumsaktion organisiert von Bern Welcome, zu 50 Jahren Frauenstimm- und -wahlrecht. (06.02.2021)
Bild: Anthony Anex/Keystone
Ein Porträt von Elisabeth Vischer-Alioth wartet darauf, an eine Hauswand geklebt zu werden, während der Vorbereitungen zur Ausstellung «Hommage 2021: Porträts von mutigen Frauen in der Berner Altstadt». (06.02.2021)
Bild: Anthony Anex/Keystone
Abgeschirmte Speisekuppel. So geht es auch. Im israelischen Jerusalem speisen Restaurantbesucher abgeschirmt von anderen Gästen in einer Kuppel. Israel plant trotz anhaltend hoher Infektionszahlen erste Lockerungen einleiten. (06.02.2021)
Bild: Muammar Awad/XinHua/dpa
Ein überfluteter Platz beim Flussufer in Saint-Ursanne. Der Fluss Doubs trat nach starken Regenfällen über die Ufer. (31.1.2021)
Bild: Keystone
Während einer Demonstration gegen die Inhaftierung von Kremlkritiker Nawalny führen russische Polizisten einen Mann ab. (31.1.2021)
Bild: Aleksander Khitrov/AP/dpa
Imposante Kulisse: In Los Angeles können sich die Menschen unter anderem auf dem Parkplatz des Dodger Stadium gegen Corona impfen lassen. (31.1.2021)
Bild: Damian Dovarganes/AP/dpa
Mehr als zwei Kilometer durch den eiskalten Bodensee: Der Extremschwimmer Paul Bieber hat mit seinem Versuch den deutschen Rekord im Distanz-Eisschwimmen gebrochen. Der 37-Jährige schwamm bei unter fünf Grad Wassertemperatur 2210 Meter weit. 43,03 Minuten brauchte er dafür. (30.1.2021)
Bild: Felix Kästle/dpa
Gleich zwei Mal binnen 48 Stunden gab es in Raron im Kanton Wallis infolge der Schlechtwettersituation in den letzten Tagen Felsstürze. (30.1.2021)
Bild: KEYSTONE/Laurent Gillieron
Vor einem pittoresken Wolkenhimmel zeigt Max Ross auf einer Slackline im Hillcrest Park im kalifornischen Fullerton sein Können. (30.1.2021)
Bild: Mark Rightmire/The Orange County Register/dpa
Ein internationales Forscherteam hat auf Madagaskar eine neue Chamäleonart entdeckt, bei der das Männchen lediglich 13,5 Millimeter lang ist. Obwohl das männliche Tier das kleinste unter rund 11‘050 Reptilienarten ist, verfügt es in Relation zur Körpergrösse über die die grössten Genitalien. Der Grund: Eine erfolgreiche Paarung mit den bedeutend grösseren Weibchen wäre sonst nicht möglich. (28.1.2021)
Bild: Frank Glaw/SNSB-ZSM/dpa
Und dann hatte Hamburg eine Mülldeponie mehr: Im Stadtteil Norderstedt der Hansestadt türmt sich in einem Gewerbegebiet bis zu sechs Meter Müll wie Bauschutt, Teerpappe, Dämmstoffe, Asbest und anderes. Der Unternehmer, der dort bestimmte Stoffe nur zwischenlagern durfte, ist verschwunden. Die Staatsanwaltschaft sucht nun nach ihm. (27.1.2021)
Bild: Christian Charisius/dpa
«Minor Canyon»: Schwere Regenfälle haben im kalifornischen Monterey County zu Schlammlawinen, Überschwemmungen und zu dieser beeindruckenden Mini-Schlucht geführt. (28.1.2021)
Bild: Noah Berger/AP/dpa
Gedenken: Die New Yorker Verkehrsbetriebe ehren 136 Mitarbeiter, die am Coronavirus gestorben sind, mit einer digitalen Gedenkstätte an 107 U-Bahn-Stationen – wie hier in der Moynihan Train Hall im New Yorker Stadtteil Manhattan. (29.1.2021)
Bild: John Minchillo/AP/dpa
Schlange an der Notaufnahme: Rettungssanitäter warten vor dem Santa Maria Krankenhaus in Lissabon, um Covid-19-Patienten zu übergeben. Portugal gehört momentan zu den Ländern mit den weltweit höchsten Neuinfektionszahlen im Verhältnis zur Einwohnerzahl. (28.1.2021)
Bild: Armando Franca/AP/dpa
Feuer an der Tankstelle: Die deutsche Rastanlage Hunsrück Ost an der Autobahn A61 ist einer nur knapp einer Katastrophe entgangen, nachdem hier ein Kleintransporter beim Betanken in Vollbrand geriet. Erst die Feuerwehr konnte das Feuer löschen – zuvor hatte der Kassier allerdings richtig reagiert und per Notschalter die ganze Tankanlage ausser Betrieb genommen. (28.1.2021)
Bild: Keystone
Strand ohne Leben: Ein Bademeister arbeitet am leeren Strand von Palma auf Mallorca. Derzeit gibt es Corona-bedingt kaum Touristen auf der Ferieninsel. (28.1.2021)
Bild: Mar Granel Palou/dpa
Da kann man auch grosse Augen machen: Auf einer österreichischen Landstrasse ist eine Waldohreule mit einem Auto zusammengestossen. Der Vogel überstand den Crash mit dem Bruch eines Flügels und wird derzeit auf einer Greifvogelstation aufgepäppelt. (28.1.2021)
Bild: APA/Keystone
Phantompatienten: An der Universität Leipzig warten Dummys mit einem Metallkopf, in den künstliche Gebisse hineingeschraubt werden können, auf Zahnmedizinstudenten. (28.1.2021)
Bild: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa
Winston hat das Coronavirus besiegt: Der Gorilla erholt sich im Zoo von San Diego nach einer umfangreichen medikamentösen Behandlung von einem schweren Verlauf seiner Corona-Infektion. Bei dem 48-jährigen Silberrücken Winston waren im Zuge der Infektion eine Lungenentzündung und Herzprobleme aufgetreten. Er wurde daraufhin mit einer Antikörper-Therapie, Herzmedikamenten und Antibiotika behandelt. (26.1.2021)
Bild: Ken Bohn/San Diego Zoo Global/dpa
Auf glühenden Kohlen: Ein Mann produziert im Gaza-Streifen beim dort grössten Produzenten Holzkohle. Als bestes und teuerstes Holz für diesen Zweck gilt das von Zitrusbäumen, aber auch das von Olivenbäumen wird gerne verwendet. (26.1.2021)
Bild: Keystone
Von Ruhe auf einer Parkbank kann hier nicht die Rede sein: Möwen und Tauben schwirren und fliegen um eine Frau in Tokio umher. (26.1.2021)
Bild: Eugene Hoshiko/AP/dpa
Schnack beim Snack: Fischer Willy Rivas scherzt im peruanischen Lima mit einem Freund beim Essen in der Fischerbucht in Chorrillos. (26.1.2021)
Bild: Rodrigo Abd/AP/dpa
Banger Blick zum Horizont: Ein freiwilliger Helfer benutzt sein Walkie-Talkie, während er den Vulkan Mount Merapi während einer Eruption überwacht. Der Vulkan, der als einer der gefährlichsten der Welt gilt, ist erneut ausgebrochen und spukte mehrere Stunden glühende Asche und Gestein. (27.1.2021)
Bild: Slamet Riyadi/AP/dpa
Stausee verkommt zu «fliessenden Müllhalde: Ein Mann geht an Tonnen von Müll vorbei, die am Fusse des Wasserkraftwerks am Potpecko-Stausee in Serbien schwimmen. Vor allem Plastikabfälle gelangen durch Nebenflüsse in den Stausee und sammeln sich hier an. Eine serbische Zeitung schrieb bereits von einer «fliessenden Müllhalde». (26.1.2021)
Bild: Darko Vojinovic/AP/dpa
Dickschädeltest: Stirn an Stirn messen zwei Rinder im deutschen Naturschutzgebiet Boberger Niederung ihre Kräfte. (25.1.2021)
Bild: Daniel Bockwoldt/dpa
Nasskaltes Ende: Zwischen Frauenfeld und Matzingen ist eine 33-jährige Wagenlenkerin bei Glatteis von der Strasse abgekommen und im Murgkanal gelandet. Die Frau wurde mit leichten Verletzungen ins Spital gebracht. (26.1.2021)
Bild: Kapo TG
Opfer der Zerstörungswut: Ein Mann räumt in einem Fast-Food-Restaurant in Rotterdam auf. Die Niederlande sind erneut von sogenannten Corona-Krawallen erfasst worden. Hunderte gewaltbereite Jugendliche hatten nach Polizeiangaben in mehreren Städten randaliert und dabei auch die Polizei angegriffen. (25.1.2021)
Bild: Peter Dejong/AP/dpa
Auf den Hund gekommen: Vierbeiner der Indian Railway Protection Force zeigen anlässlich des indischen Nationalfeiertags ihre Kunststückchen.
Bild: KEYSTONE
Galionsfigur mit Kettensäge: Im ungarischen Szilvásvárad streckt sich ein Feuerwehrmann auf dem Dach eines Zugs, um einen Ast abzusägen, der unter der Schneelast heruntergebrochen ist und die Bahnstrecke blockiert. (25.1.2021)
Bild: Keystone
Und sie tun es immer noch: In Rio De Janeiro tummeln sich grosse Menschenmengen auf engem Raum am Strand von Ipanema in Rio de Janeiro. Und das obwohl Brasilien nach wie vor sehr hohe Corona-Fallzahlen hat.
Bild: Bruna Prado/AP/dpa
Himmlische Hilfe: Feuerwehrfrau Tegan Rayner von der Belair Brigade CFS freut sich über den Regen, während sie nach Löscharbeiten der Buschbrände in Cherry Gardens in der Nähe von Adelaide, Australien, steht. (25.1.2021)
Bild: Brenton Edwards/ADELAIDE ADVERTISER/AAP/dpa
Winterfest: Stammrosen sind im Rosenpark Dräger in Steinfurth, Deutschland, mit Folie kältesicher verpackt. (25.1.2021)
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