TV-Duell-TickerEin «Desaster» – Biden versagt in der TV-Debatte
Philipp Dahm und Helene Laube
28.6.2024
Biden vs. Trump – die Tiefpunkte im Video
Das erste TV-Duell zwischen Joe Biden und Donald Trump ist Geschichte. In Erinnerung bleibt das Duell auch wegen einiger Tiefpunkte.
28.06.2024
US-Präsident Joe Biden greift seinen Herausforderer in der Fernsehdebatte scharf an, klingt aber heiser und stockt öfter. Donald Trump wirkt energischer, reagiert spöttisch und bezeichnet Biden als «schlechtesten Präsident» der USA. blue News begleitet das TV-Duell hier im Ticker.
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Philipp Dahm und Helene Laube
28.06.2024, 05:33
28.06.2024, 12:21
Philipp Dahm
Das Wichtigste im Überblick
Am 28. Juni, um 3 Uhr MESZ startete in Atlanta, Georgia, das erste TV-Duell zwischen US-Präsident Joe Biden und seinem Amtsvorgänger Donald Trump.
Trump setzte auf die übliche Rhetorik, wirkte energisch und konnte fast unwidersprochen lügen.
Seine Botschaft: Biden habe das Land kaputt gemacht, und er sei der grossartigste Präsident aller Zeiten.
Biden hat enttäuscht. Der Präsident hatte sich akribisch auf das Duell vorbereitet, wirkte aber fahrig und schwach, geriet immer wieder ins Stottern und verhedderte sich in Daten. Immerhin: In der zweiten Debattenhälfte verbesserte sich seine Leistung.
Die Demokraten befinden sich nach der Debatte in Panik-Modus: Die Zweifel, ob Biden noch fit für eine zweite Amtszeit ist, sind nun grösser denn je.
Die CNN-Grössen Jake Tapper und Dana Bash moderierten das TV-Duell. Es dauerte 90 Minuten inklusive zweier Werbepausen.
Zum ersten Mal seit 1976 war kein Publikum vor Ort.
Die Mikrofone der Kandidaten waren stummgeschaltet, wenn der andere sprach. Nach Fragen wurden sie nach zwei Minuten abgedreht.
Alles über die bevorstehenden US-Wahlen findest du hier.
Die Reaktionen auf den Auftritt Joe Bidens sind verheerend, auch und gerade in der eigenen Partei. Hinter vorgehaltener Hand sprechen Demokraten sofort nach der Debatte tatsächlich über die – eigentlich unvorstellbare – Frage: Ob ihr Frontmann derart schwach ist, dass sie rund vier Monate vor dem Wahltag einen alternativen Kandidaten finden müssen. «Es ist schwer zu argumentieren, dass Biden unser Kandidat sein sollte», zitiert CNN einen nicht genannten Parteifunktionär. Andere sprechen von blanker «Panik» in der Partei.
Aber ginge es überhaupt, Biden noch aus dem Rennen zu nehmen? Theoretisch ja. Ende August treffen sich die Demokraten zu einem Krönungsparteitag in Chicago. Eigentlich um Biden offiziell als ihren Präsidentschaftskandidaten zu nominieren. Doch dort könnte die Partei noch kurzfristig umsatteln und einen neuen Kandidaten festlegen.
Biden müsste dafür allerdings aus freien Stücken aussteigen, denn er hat formal die Vorwahlen seiner Partei gewonnen, und an deren Ergebnisse sind die Delegierten beim Parteitag vorerst gebunden. Biden könnte aber etwa gesundheitliche oder familiäre Gründe geltend machen, um sich gesichtswahrend zurückzuziehen. Ob er dazu bereit wäre, ist fraglich.
Und das noch grössere Problem: Einen echten Plan B scheint die Partei nicht zu haben. Sie hat es versäumt, einen Nachfolger aufzubauen. Das muss sich allen voran auch Biden zum Vorwurf machen lassen. Der siebenfache Grossvater behauptet von sich, er sei die am besten qualifizierte Person für den Job, und nur er könne Trump schlagen.
6.20 Uhr
Prominenter demokratischer Wahlkampfspender in Sorge
Joe Biden müsse ernsthaft darüber nachdenken, ob er der beste Kandidat für die Demokraten sei, sagt Mark Buell, ein prominenter demokratischer Wahlkampfspender. «Haben wir Zeit, einen anderen Kandidaten aufzustellen?», sagte Buell nach der Debatte zur «New York Times». Er fordere noch nicht den Rücktritt Bidens, betonte Buell. Aber: «Wir sind dafür verantwortlich, real einzuschätzen, wie Amerika über den Kandidaten denkt, und Biden dann damit zu konfrontieren – es steht schlicht zu viel auf dem Spiel.»
US-Vizepräsidentin Kamala Harris hat in einem TV-Interview die Leistung von Präsident Joe Biden in der Fernsehdebatte mit seinem Herausforderer Donald Trump verteidigt. «Ja, da war ein holpriger Start, aber auch ein sehr starker Schluss», sagte Harris am Donnerstag (Ortszeit) beim Fernsehsender CNN. Man habe einen Präsidenten erlebt, der einen starken Kontrast zu seinem Konkurrenten gezeichnet habe und Trump habe «wieder und wieder» gelogen. «Die Menschen können über den Stil diskutieren, aber am Ende muss diese Wahl von Substanz handeln», sagte Harris. Sie erlebe Biden seit dreieinhalb Jahren im Weissen Haus als Mann, der erfolgreiche Arbeit für das amerikanische Volk leiste, sagte die Vizepräsidentin.
In der hitzigen Debatte war Biden teils zögerlich aufgetreten, hatte sich oft versprochen und gab nicht immer zusammenhängende Antworten. In ersten Reaktionen haben US-Kommentator*innen von Stimmen hinter den Kulissen der demokratischen Partei berichtet, wonach die Leistung des 81-Jährigen «Panik» ausgelöst habe.
5.30 Uhr
Demokraten nach Debatte im Panik-Modus
Ein Mitglied des Demokratischen Nationalkomitees (DNC) ruft Präsident Biden nach der Debatte auf, seine Kampagne zu beenden. «Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt für Biden, unter Verweis auf gesundheitliche Bedenken zurückzutreten», sagt Nadia B. Ahmad, ein progressives DNC-Mitglied aus Florida, der «New York Times».
4.56 Uhr
Vernichtende Kritik – sogar bei CNN
CNN berichtet, unter den Demokraten habe das Duell «Panik» ausgelöst. Die Kommentatoren des Senders, der nicht dafür bekannt ist, Trump nahezustehen, sind sich einig, dass die Debatte ein Fiasko für den Präsidenten war.
Es sei offensichtlich, dass Biden nicht fit für den Job ist. Demokraten, die behauptet hätten, Biden sei in privaten Gesprächen wach und klar, hätten eindeutig gelogen. Er habe es nicht geschafft, zum Beispiel das Thema Abtreibung wirksam anzubringen. Seine Partei hätte den Auftritt nicht zulassen dürfen.
4.50 Uhr
Biden klingt heiser
Bidens Stimme klingt in der Debatte heiser und war teilweise schlecht zu verstehen. Der Fernsehsender CBS berichtete unter Berufung auf Quellen im Biden-Team, der Präsident sei erkältet – habe aber nicht Covid. Er sei getestet worden.
4.42 Uhr
Analyse
Donald Trump hat viele Dinge gesagt, die nicht den Fakten entsprechen. Doch Joe Biden hat keine gute Figur gemacht: Der Präsident wirkte klapprig und unsicher. Ein CNN-Kommentator nennt Bidens Auftritt ein «Desaster»: Die Demokraten dürften nun nervös werden.
Mehr Reaktionen in Kürze.
4.40 Uhr
Melania Trump fehlt
Die frühere First Lady Melania Trump fehlt beim ersten TV-Duell ihres Mannes. Die 54-Jährige begleitete den früheren Präsidenten nicht zu der Debatte gegen Biden – anders als dessen Ehefrau Jill. Die aktuelle First Lady zeigt sich nach dem Schlagabtausch gemeinsam mit ihrem Ehemann auf der Fernsehbühne in Atlanta. Trump verlässt die Fernsehbühne sofort nach dem Ende des Duells – allein.
Melania Trump hatte sich seit ihrem Abschied aus dem Weissen Haus Anfang 2021 kaum öffentlich gezeigt, sich weitgehend in Schweigen gehüllt und auch im Wahlkampf ihres Mannes bislang kaum keine Rolle gespielt. Bidens Frau Jill dagegen ist in der Wahlkampagne ihres Mannes sehr präsent. Der US-Präsident schrieb am Donnerstag auf der Plattform X: «Das Beste am Wahlkampf ist, dass ich dich an meiner Seite habe, Jilly.»
The best part of the campaign trail is having you by my side, Jilly. https://t.co/szfXMjTDIS
Biden sagt, es habe unter ihm «signifikante Fortschritte» gegeben. Es brauche nun ein gerechteres Steuersystem. Er lobt, dass er die Medikamenten-Preise gesenkt habe: Der Präsident wirkt bei seiner Rede fahrig und er stottert dann und wann. Er wolle den Kampf gegen die Inflation fortsetzen, endet er.
Trump sagt, Biden mache nichts. Er werde nicht respektiert: Israel, Iran und China würden ihm auf der Nase herumtanzen. «Das mit der Ukraine hätte nie passieren dürfen.» Und: «Das ganze Land explodiert deinetwegen.» Was er dagegen erreicht habe, habe «noch nie jemand gesehen». Seine Leistungen für die Veteranen seien «unglaublich». Doch nun seien die USA eine «versagende Nation».
4.37 Uhr
Akzeptiert Trump den Wahlausgang? Er legt sich nicht fest
Trump will sich weiterhin nicht festlegen, ob er den Ausgang der Wahl im November akzeptieren wird. Die Moderatoren haken mehrfach nach, doch der Republikaner windet sich heraus, antwortet erst beim dritten Anlauf auf die entsprechende Frage und auch da nur ausweichend: «Wenn es eine faire, legale und gute Wahl ist, dann auf jeden Fall», gab Trump zurück. «Es gibt nichts, was ich lieber tun würde», schob er später nach. Alles klar: Wenn Trump die Wahl gewinnt, war sie fair, legal und gut – verliert er, war sie unfair, illegal und schlecht.
Biden sagt, er bezweifle, dass Trump den Wahlausgang akzeptieren werde, «weil Sie so ein Jammerlappen sind». Der Demokrat wirft Trump entgegen: «Sie halten es nicht aus, zu verlieren.»
Trump hatte bei der Präsidentenwahl 2020 gegen Biden verloren, gesteht die Niederlage aber bis heute nicht ein. Der Republikaner startete damals einen Feldzug gegen den Wahlausgang und versuchte mit allen Mitteln, das Ergebnis umzukehren. Dies gipfelte in der gewaltsamen Attacke seiner Anhänger auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021. Dort war der Kongress an jenem Tag zusammengekommen, um den Sieg Bidens bei der Präsidentenwahl von 2020 formal zu bestätigen. Trump hatte seine Anhänger zuvor bei einer Rede durch unbelegte Behauptungen aufgewiegelt, dass ihm der Wahlsieg durch massiven Betrug gestohlen worden sei.
4.35 Uhr
Trump verteidigt Ausstieg aus Pariser Klimaabkommen
Trump verteidigt den Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaabkommen während seiner Amtszeit. «Es war eine Abzocke der Vereinigten Staaten, und ich habe sie beendet, weil ich dieses Geld nicht verschwenden wollte», sagt der Republikaner. Das Abkommen sei eine «Katastrophe» gewesen.
Biden weist das zurück und betont, die USA könnten nur gegen den Klimawandel kämpfen, wenn sie Mitglied des Abkommens seien. Es gebe keine Anzeichen dafür, dass Trump sich für Umweltverschmutzung und Klima interessiere, sagt der Demokrat.
Biden hat den Kampf gegen den Klimawandel zur Priorität erklärt und wirbt für die wirtschaftlichen Chancen des Klimaschutzes. Als eine seiner ersten Amtshandlungen verfügte er die Rückkehr der USA in das Klimaabkommen, aus dem sein Vorgänger Trump ausgetreten war.
4.31 Uhr
«Du bist ein Jammerli»
Wird Trump das Wahlergebnis anerkennen? Wenn sie fair ist, ja, antwortet Trump. Er wäre ja gerne irgendwo anders, aber er müsse antreten, weil Biden so einen schlechten Job mache. «Du bist ein Jammerli», sagt Biden. Es habe keinen Wahlbetrug gegeben.
Es folgt die zweite Werbepause.
4.29 Uhr
«Wir sind dem Dritten Weltkrieg sehr, sehr nahe»
«Wir sind dem Dritten Weltkrieg sehr, sehr nahe»: Putin und Kim Jong-un würden Biden nicht respektieren, sagt Trump. Biden verweist auf Trumps Gebaren in Sachen Nato. Wenn Trump siege, würde Putin mit Polen weitermachen. «Dann haben wir einen Krieg.»
4.25 Uhr
Thema Alter – und Golf
Als es ums Alter geht, prahlt Trump, er habe zwei kognitive Test «gemeistert». Das sollte Biden auch tun. Er habe zwei Golfturniere gewonnen. «Ich bin in sehr guter Form.» Biden sagt, sein Handicap sei gut und er stelle sich Trump gerne im Wettstreit.
4.21 Uhr
«Er kriegt Geld von China»
Nun soll es um die Drogenkrise in den USA gehen – aber nicht mit Trump: «Er kriegt Geld von China», sagt Trump. Biden habe zudem das höchste Staatsdefizit. Dann kommt er zum Thema zurück: Die Drogen würden mit den Illegalen ins Land kommen.
Biden sagt, der Missbrauch von Drogen würde zurückgehen. Mit Blick auf die Grenze habe es einen überparteilichen Kompromiss gegeben, den Trump beerdigt habe, um keinen Fortschritt zuzulassen.
Trump landet irgendwie beim inhaftierten US-Journalisten, der in Russland im Gefängnis sitzt. Putin fordere für ihn wahrscheinlich Milliarden, sagt Trump.
4.20 Uhr
Biden zu Trumps Strafverfahren: «Moral eines Strassenköters»
Trump und Biden liefern sich einen heftigen Schlagabtausch zu Trumps Anklagen und Strafverfahren. «Die einzige Person auf dieser Bühne, die ein verurteilter Verbrecher ist, ist der Mann, den ich gerade anschaue», sagt Biden.
Trump werde zudem noch vieler weiterer Verbrechen beschuldigt und müsse hohe Zivilstrafen zahlen, ergänzte Biden. «Milliarden Dollar dafür, eine Frau in der Öffentlichkeit belästigt zu haben und für eine ganze Reihe anderer Dinge; dafür, Sex mit einem Pornostar gehabt zu haben, in der Nacht, in der deine Frau schwanger war», sagte Biden und irrte im Detail: Melania Trump hatte bereits vier Monate vor dem fragwürdigen Termin Sohn Barron zur Welt gebracht. «Du hast die Moral eines Strassenköters», sagte Biden.
Trump sagte ohne Belege, dass Biden möglicherweise bald ein verurteilter Verbrecher sein könne, «weil er viele Tote an der Grenze ausgelöst hat».
Trump war Ende Mai im Prozess um die Verschleierung von Schweigegeld-Zahlungen an eine Pornodarstellerin schuldig gesprochen worden. Es ist das erste Mal in der US-Geschichte, dass ein ehemaliger Präsident wegen einer Straftat verurteilt wurde. Das Strafmass wird im Juli verkündet – dem 78-Jährigen droht im schlimmsten Fall eine Haftstrafe. Trump weist alle Schuld von sich und bezeichnet die Ermittlungen gegen ihn regelmässig als politische «Hexenjagd».
4.16 Uhr
Kinder sind nicht gefragt
Auch als es um soziale Sicherheit geht, landet Trump beim Thema Migration. Es ist inzwischen klar, dass dieser Punkt sein Hebel ist, um das Publikum auf seine Seite zu ziehen.
Jake Tapper fragt nun nach den hohen Kosten für die Betreuung von Kindern. Diese Frage beantwortet Trump nicht. «Joe, unser Land wird zerstört. Er ist der schlimmste Präsident in der Geschichte unseres Landes. Er will offene Grenzen. Wenn er die Wahl gewinnt, hat unser Land keine Chance.» Er habe nie jemanden gefeuert.
Biden antwortet, die USA seien hoch respektiert in der Welt. Er ist sichtlich sauer. Trump sei vielmehr der schlechteste Präsident. Tapper hakt nach, was Trump denn nun für Kinder tun würde. Trump sagt: «Niemand hat je so eine Wirtschaft aufgestellt.» Biden wolle die Steuern erhöhen. «Wenn man sie senken würde, wie ich gesagt habe, würden die Firmen mehr Geld ins Land bringen.»
Biden antwortet, Trump habe nichts für den Mittelstand getan und das höchste Defizit hinterlassen.
4.06 Uhr
Klima? Trump redet über Migration
Trump sagt zum Thema Klimawandel, er wolle saubere Luft und sauberes Wasser. Das alles habe es unter ihm gegeben. «Er hat nicht eine verdammte Sache» fürs Klima gemacht, klagt Biden. Trump meint, China und andere würden auch nichts tun – und wechselt wieder das Thema.
Das Insulin in den USA sei seinetwegen billiger geworden. Und schwupps redet er wieder über Migranten, die alles wegnehmen würden. Biden kommt wieder aufs Klima zurück und spricht von Zielen, die erreicht werden würden.
4.02 Uhr
Schwarze Wählerschaft
Schwarze haben unter Biden mehr Arbeit, aber schwarze Familien haben nicht mehr Geld. Der Präsident spricht über Programme, die er für die schwarze Bevölkerung aufgelegt hat: Es geht um Wohnprogramme, Kinderbetreuung und den Arbeitsmarkt. «Wir haben viel gemacht, und wir müssen noch mehr machen.»
«Er sagt, es liegt an der Inflation. Er hat die Inflation verursacht. Ich habe ihm ein Land ohne Inflation gegeben.» Migranten würden den Schwarzen und Hispanics die Arbeit wegnehmen, sagt Trump. Biden kontert, unter Trump sei die Wirtschaft geschwächt worden und es habe keine Jobs gegeben. Biden habe Schwarze «Super-Raubtiere» genannt, behauptet Trump noch. Hillary Clinton hatte diesen Ausdruck verwendet, hinter verschlossenen Türen – nicht Biden.
Trump versucht in diesem Wahlkampf immer wieder, Schwarze gegen Immigranten aufzuhetzen.
3.51 Uhr
Trump prahlt, er habe «Hunderte Millionen Dollar» Spenden eingenommen
Was ist mit Rache? «Meine Rache wird Erfolg sein», sagt Trump. Weil Biden ihn als Straftäter angegriffen hat, kontert er: «Joe könnte ein verurteilter Straftäter sein.» Wenn er für die Lage an der Grenze oder Ukraine belangt werden würde, hätte er eine Vorstrafe. Biden antwortet, es sei «einfach falsch», dass Trump derart drohe und spricht über dessen jüngste Prozesse.
«Ich habe nie mit einem Pornosternchen geschlafen», wehrt sich Trump. Er habe einen «schrecklichen Richter» gehabt. Er habe in den letzten Prozesstagen «Hunderte Millionen Dollar» Spenden eingenommen, prahlt er.
Biden wirft Trump vor, er habe gesagt, bei den Nazis habe es auch gute Leute gegeben. Das sei erfunden, kontert Trump. «Es ist eine Nonsens-Geschichte und er weiss das.» «Es ist passiert», beharrt Biden. Man habe gesehen, was am 6. Januar passiert ist.
Es folgt die erste Werbepause.
3.45 Uhr
Biden nennt Trump «Verlierer» und «Lügner»
Biden greift seinen Amtsvorgänger hart an und beschimpft ihn. Biden bezeichnet Trump mehrfach als Lügner. «Er übertreibt, er lügt», sagte Biden mit Blick auf Trumps Aussagen zur Lage an der Grenze. Zu Äusserungen seines Konkurrenten über Veteranen sagte Biden: «Alles, was er sagt, ist eine Lüge.» Der Demokrat bezeichnete Trump ausserdem als «Verlierer» und «Trottel», in Anspielung auf eine angebliche Aussage Trumps über Kriegsveteranen während dessen Amtszeit.
2018 hatte ein Medienbericht für Aufsehen gesorgt, dass der damalige Präsident Trump anlässlich eines geplanten Besuchs eines amerikanischen Soldatenfriedhofs in Frankreich gesagt haben soll: «Warum sollte ich auf diesen Friedhof gehen? Er ist voller Verlierer.» Später habe er die mehr als 1800 US-Marinesoldaten, die ihr Leben in der Schlacht im Wald von Bellau im Ersten Weltkrieg verloren hatten, als «Trottel» bezeichnet.
Biden sagte, sein verstorbener Sohn Beau, der im US-Militär gedient habe, sei kein Trottel oder Verlierer gewesen. «Sie sind der Trottel. Sie sind der Verlierer», warf er seinem Vorgänger vor.
Trump hatte den Medienbericht damals zurückgewiesen und tat das auch bei der TV-Debatte. Die Geschichte sei nicht wahr gewesen, sagte der Republikaner bei der Debatte und verlangte eine Entschuldigung von Biden für diesen Anwurf.
3.44 Uhr
Sturm auf das US-Kapitol
Auf die Frage, ob er Wähler beruhigen könne, die besorgt über eine Wiederholung des Sturms auf das Kapitol am 6. Januar 2021 sind, weist Trump wie zuvor alle Vorwürfe von sich und greift zu seiner Standard-Erklärung: Er habe seinen Anhängern gesagt, sie sollten «friedlich und patriotisch» zum Kapitol marschieren. Tatsächlich war das nur eine kurze Ansage in einer Rede, in der er seine Anhänger immer wieder aufrief, die Ergebnisse der Präsidentschaftswahl anzufechten. Unter anderem sagte Trump damals: «Falls ihr nicht kämpft wie verrückt, werdet ihr bald kein Land mehr haben.»
Biden kritisierte Trump daraufhin scharf. «Er hat diese Leute ermutigt», sagte Biden. Trump habe drei Stunden lang im Weissen Haus gesessen und nicht eingegriffen, während seine Anhänger Fenster eingeschlagen, das Parlamentsgebäude besetzt und brutal gewütet hätten. Stattdessen habe Trump diese Leute als «Patrioten» bezeichnet und wolle ihnen ihre Strafen erlassen. «Und jetzt sagt er, wenn er wieder verliert – so ein Jammerlappen, der er ist –, dass es ein Blutbad geben könnte», wetterte Biden.
Am 6. Januar 2021 hatten Anhänger Trumps gewaltsam das Kapitol in Washington gestürmt. Dort war der Kongress zusammengekommen, um den Sieg Bidens bei der Präsidentenwahl von 2020 formal zu bestätigen. Trump hatte seine Anhänger zuvor bei einer Rede durch unbelegte Behauptungen aufgewiegelt, dass ihm der Wahlsieg durch massiven Betrug gestohlen worden sei. Infolge der Krawalle kamen damals fünf Menschen ums Leben. Die Attacke wirkt bis heute nach. Biden warnt seitdem immer wieder, dass Trump eine Gefahr für die Demokratie sei. Trump hält bis heute an der Lüge vom Wahlbetrug fest.
Trump bedient sich regelmässig radikaler Rhetorik, benutzt hasserfüllte Sprache und hetzt seine Anhänger auf. Im laufenden Wahlkampf hatte er Mitte März darüber gesprochen, wie er den Verkauf chinesischer Autos auf dem US-Markt erschweren will. Er schob nach: «Wenn ich nicht gewählt werde, wird es ein Blutbad geben. (...) Es wird ein Blutbad für das Land sein.» Das schlug grosse Wellen. Trumps Wahlkampfteam wiegelte ab und bemühte damals die Argumentation, der Ex-Präsident habe nur über die US-Autoindustrie gesprochen, das «Blutbad»-Zitat sei aus dem Kontext gerissen geworden.
3.41 Uhr
Trump: Könnte Krieg in der Ukraine noch vor Amtsantritt beenden
Der frühere US-Präsident Donald Trump hat Amtsinhaber Joe Biden für den russischen Angriffskrieg in der Ukraine verantwortlich gemacht und Europa aufgefordert, mehr Geld für Kiew auszugeben. Wenn die USA einen «echten Präsidenten» hätten, der von Kremlchef Wladimir Putin respektiert würde, wäre dieser nie in der Ukraine einmarschiert, sagte der Republikaner bei der Präsidentschaftsdebatte am Donnerstag (Ortszeit) in Atlanta. Biden habe Putin sogar ermutigt, so Trump.
Trump kündigte erneut an, den Krieg beenden zu können, wenn er wiedergewählt würde. Das würde noch vor seinem Amtsantritt im Januar passieren, so der 78-Jährige weiter. Wie er das genau machen will, liess Trump offen. Trump sagte ausserdem, der Demokrat Biden müsse von den europäischen Staaten fordern, dass sie mehr Geld für die Unterstützung der Ukraine ausgeben. Auf Nachfrage sagte der Republikaner weiter, dass Putins Bedingungen für einen Frieden in der Ukraine nicht akzeptabel seien.
Biden nannte Putin abermals einen Kriegsverbrecher. «Er hat Tausende und Abertausende von Menschen getötet», sagte der 81-Jährige. Der Demokrat warnte, dass Putin nicht mit der Ukraine aufhören werde.
Die USA sind unter Biden der wichtigste Unterstützer der Ukraine im Abwehrkampf gegen Russlands Angriffskrieg. Nach Pentagon-Angaben haben die USA der Ukraine seit Kriegsbeginn militärische Hilfe im Umfang von mehr als 51 Milliarden Dollar bereitgestellt. Zu Beginn des Jahres waren die Waffenlieferungen der Amerikaner durch eine innenpolitische Blockade in den USA allerdings über mehrere Monate zwischenzeitlich aufgehalten worden. Befeuert von Trump hatten sich Republikaner vom rechten Rand der Partei im US-Parlament gegen die Hilfen gestemmt. Trump hat für den Fall einer Wiederwahl signalisiert, die Unterstützung für Kiew dramatisch zurückzufahren oder ganz einzustellen - und Putin in dessen Nachbarschaft freie Hand zu lassen.
3.40 Uhr
Nahost, Nato und Ukraine
Thema Nahost: Hamas hat die Geiseln noch nicht freigelassen. Was will Biden tun, um den Krieg zu beenden? Nur Hamas wolle den Krieg fortsetzen, sagt Biden. Er versorge Israel mit Waffen ausser mit schweren 2000-Pfund-Bomben. «Wir haben Israel gerettet», sagt er. Er werde Jerusalem weiter unterstützen: Hamas sei sehr geschwächt.
«Lass Israel den Job beenden», sagt Trump und kommt nochmal auf das Thema Ukraine zurück. Würde Trump einen Staat Palästina unterstützen? Trump wechselt das Thema, spricht über die Nato und wie er die Mitglieder zu höheren Ausgaben angehalten hat. «Milliarden um Milliarden sind in den nächsten Monaten reingekommen.»
3.29 Uhr
«Er hat unsere Grenzen geöffnet»
Was ist mit Trumps grosser Abschiebe-Initiative? «Sie töten unsere Leute wie nie zuvor», sagt Trump. «Es ist schrecklich, was in unserem Land passiert. Er hat unsere Grenzen geöffnet. Sowas hat man noch nicht gesehen.» Immigranten würden in Luxushotels wohnen. «Alles, was er sagt, ist eine Lüge», antwortet Biden.
Er kommt darauf zu sprechen, dass Trump Veteranen «Verlierer» genannt hat: Trump bestreitet das. «Niemand hat sich besser um unsere Veteranen gekümmert als ich.» «Wir haben mehr für Veteranen gekümmert», meint Biden. Mehr als jeder andere in der Geschichte.
3.20 Uhr
Illegale Immigration
Jake Tapper fragt Biden, was er gegen die illegalen Einreisen in die USA tun würde, die auf Rekordniveau ist. Biden erwähnt, dass die Gewerkschaft der US-Grenzschützer ihn unterstützt hat. Tatsächlich unterstützte sie einen parteiübergreifenden Senatsentwurf, den Biden befürwortete und der in Sicherheitsmassnahmen an der Grenze investiert hätte. Republikaner blockierten auf Geheiss von Trump den Gesetzesentwurf, der nicht wollte, dass Biden einen Sieg im Wahljahr erringt.
Jetzt antwortet Trump und greift Biden erwartungsgemäss an. Er behauptet fälschlicherweise, Biden habe die Grenze geöffnet. Es kämen Millionen Menschen aus Gefängnissen und der Psychiatrie und vor allem Terroristen aus der ganzen Welt über die Grenze. Das klingt alles sehr ähnlich wie in Trumps ersten Wahlkampf 2016 – und stimmt nicht.
3.19 Uhr
Roe v Wade
Es geht nun um das Thema Abtreibung: Wird Trump Abtreibungspillen verbieten? «Ich werde das nicht blockieren», sagt Trump. Er sagt, die Bundesstaaten könnten nun entscheiden. «Ich denke, es ist wichtig, dass es Ausnahmen gibt.» Etwa, wenn das Leben der Mutter gefährdet sei. Die Demokraten wollten Babys töten.
«Es ist schrecklich, was du getan hast», kontert Biden. Er will das Recht auf Abtreibung wiederherstellen. Trump wechselt das Thema: Junge Frauen würden durch illegale Einwanderer umkommen. Trump wirkt auf Anhieb fitter als der Amtsinhaber. «Unter Roe v Wade kann man spät abtreiben», wirft er Biden vor die Füsse.
3.07 Uhr
Das erste Thema: Wirtschaft
Joe Biden wird zunächst nach der hohen Inflation gefragt. Er antwortet, er habe ein schweres wirtschaftliches Erbe übernommen, als er sein Amt angetreten habe. Es habe «Chaos» geherrscht, als sein Vorgänger abgetreten sei. Trump kontert, es sei die beste Wirtschaft überhaupt gewesen. «Alles war total gut.» Es habe kein Krieg geherrscht. Nur die Pandemie habe ihm geschadet.
Freitag, 28. Juni 2024, 3.03 Uhr
Beginn des TV-Duells
Jake Tapper und Dana Bash führen durch diesen Morgen. Die beiden Kandidaten betreten die Bühne.
Donnerstag, 27. Juni 2024, 9 Uhr
«Joe Biden ist zu alt und Donald Trump ist zu sehr ‹Donald Trump›»
Zum Präsidentschaftswahlkampf in den USA heisst es am heutigen Donnerstag in der niederländischen Zeitung «De Telegraaf»:
«Für weite Teile der Bevölkerung ist klar: Joe Biden ist zu alt und Donald Trump ist zu sehr ‹Donald Trump›. Umfragen zeigen, dass etwa zwei Drittel der Amerikaner es satthaben, die gleichen Kandidaten wie 2020 zu erleben. Einige sind sogar regelrecht wütend, dass sie dieses Duo am Hals haben. (...)
Bei dem amtierenden Präsidenten Biden sollten alle Alarmglocken läuten. Kaum 40 Prozent der Amerikaner vertrauen ihm noch. Er leistet sich bei seinen öffentlichen Auftritten fast jede Woche die schlimmsten Patzer. Und mit seinem schlurfenden Gang und seiner starren Mimik ist er das Gegenteil eines dynamischen Anführers, wie die Amerikaner ihn im Weissen Haus sehen wollen. (...)
Trump: Entscheidung zu Vize getroffen
Donald Trump sorgt mal wieder für Spannung: Seit Monaten lässt er Spekulationen freien Lauf, wen er als Vize an seine Seite holen wird. Nun scheint die Entscheidung gefallen zu sein: Auf die Frage, ob er sich schon für jemanden entschieden hat, antwortet Trump: «In meinem Kopf, ja.»
27.06.2024
Trump bietet seine eigenen Herausforderungen. Bei seinen Anhängern kann er zwar nichts falsch machen, aber das sind nicht die Leute, die er für sich gewinnen muss. Seine Republikanische Partei hat ihm erheblichen Ballast aufgebürdet. Die radikale Haltung des rechten Parteiflügels gegen Abtreibungen etwa wird von einer grossen Mehrheit der US-Bevölkerung nicht geteilt. Und kaum jemand aus seinem ehemaligen Regierungsteam will Trump zurück im Weissen Haus sehen.»
17 Uhr
Schlecht für Trump: Gemässigte Republikaner gewinnen Vorwahl
Bei Vorwahlen der Republikanischen Partei im US-Bundesstaat Utah haben sich gemässigte Kandidaten gegen Anhänger von Ex-Präsident Donald Trump durchgesetzt. Der 64-jährige Abgeordnete John Curtis kürte sich zum Kandidaten der Republikaner für die Wahl um einen Senatssitz von Utah im November. Auch Gouverneur Spencer Cox gewann eine Vorwahl gegen einen ultrarechten Kandidaten.
Weder Curtis noch Cox sind echte Widersacher Trumps. Auch sie unterstützen ihn und einige seiner politischen Positionen. Beide haben im Wahlkampf aber deutlich gemacht, dass sie auch vom strammen Trump-Kurs der Partei abweichen wollen.
Curtis und Cox siegten am 25. Juni problemlos gegen Rivalen, von denen sie bei einem Parteitag im April noch geschlagen worden waren, Trent Staggs und Phil Lyman. Allerdings waren bei dem Parteitag tendenziell eher mehr rechte Delegierte vertreten, während die eigentliche republikanische Wählerschaft bei der Vorwahl eher gemäßigter wählte.
Das konservative Utah mit seinem grossen mormonischen Bevölkerungsanteil gilt ohnehin als weniger loyal gegenüber Trump als andere Bundesstaaten. ,Die Siege bei der Vorwahl sichern den Republikanern aller Wahrscheinlichkeit auch den Erfolg bei der Wahl gegen die demokratischen Kandidaten im November.
Seit 1970 ist in Utah kein Demokrat mehr in den Senat gewählt worden. Curtis dürfte damit der Nachfolger von Mitt Romney werden. Der ehemalige republikanische Präsidentschaftskandidat tritt bei der Kongresswahl nicht noch einmal an.
11 Uhr
Wenig geliebte Kandidaten
Sowohl Biden als auch Trump haben mit Unbeliebtheit zu kämpfen: Etwa sechs von zehn Erwachsenen in den USA haben laut einer Erhebung des Associated Press-NORC Center for Public Affairs Research eine sehr oder irgendwie negative Meinung zu Biden.
Ähnlich ist es bei Trump. Sechs von zehn Republikanern sind allerdings damit zufrieden, dass Trump voraussichtlich der Präsidentschaftskandidat ihrer Partei wird. Von den befragten Demokraten denken nur 42 Prozent das über Biden.
11 Uhr
Wie wichtig ist das TV-Duell?
Etwa die Hälfte der Befragten, 47 Prozent, betrachtet die TV-Debatte als «äusserst» oder «sehr» wichtig für den Wahlkampf von Biden.
Etwa vier von zehn geben an, dass sie sehr wichtig für den Wahlkampf von Trump sei. Etwa drei von zehn Befragten sagen, die Debatte sei zumindest «sehr» wichtig für beide Wahlkampflager.
Unter den befragten Anhängern der Demokraten glauben 55 Prozent, dass die Debatte für den Erfolg der Biden-Kampagne äusserst oder sehr wichtig ist. Etwa die Hälfte der Republikaner, 51 Prozent, sagt das über die Kampagne von Trump.
26. Juni, 11 Uhr
Stimmen aus dem Volk: «Es ist ein Zirkus»
Es wird das erste TV-Duell zwischen Biden und Trump seit 2020. Unterstützerinnen und Unterstützer beider Präsidentschaftsbewerber sehen die Debatte entweder als wichtigen Test für Biden und Trump oder als Spektakel, das man nicht verpassen sollte.
«Ich denke, sie ist superwichtig», sagte die 44-jährige Trump-Anhängerin Victoria Perdomo aus Florida. «Sie führt Amerika vor Augen, was du die nächsten vier Jahre lang erleben wirst.»
Der als unabhängiger Wähler registrierte Nic Greene sagte, er werde wahrscheinlich Trump wählen, weil dieser der «am wenigsten schlimmste Kandidat» sei. Greene glaubt nicht, dass TV-Debatten Wählern die Entscheidung vereinfachen. «Ich denke, die Mehrheit der Leute hat sich mit oder ohne diese Debatten bereits entschieden», sagte er. «Es ist ein Zirkus.»
Der 40-jährige Arthur Morris, der noch nicht entschieden hat, wem er seine Stimme gibt, hat Zweifel an den geistigen Fähigkeiten von Biden und Trump, die beide schon älter sind. Er wolle von Biden gezeigt bekommen, dass dieser dazu in der Lage sei, das Präsidentenamt auf angemessene Art auszuüben, sagte Morris.
Von Trump hingegen wolle er sehen, dass diesem nach dem Angriff auf das US-Kapitolgebäude vom 6. Januar 2021 durch seine Anhänger und seiner jüngsten Verurteilung im Schweigegeldprozess vertraut werden könne.