Sie scheut keinen Konflikt Wie Tillersons Sprecherin zur Staatssekretärin aufstieg

Matthew Lee und Josh Lederman, AP

21.3.2018

Bis vor kurzem fristete die frühere Fox-Moderatorin als Sprecherin von US-Aussenminister Rex Tillerson ein eher tristes Dasein. Nach dessen Demission bekleidet Heather Nauert nun plötzlich die vierthöchste Position im US-Aussenministerium.

Als US-Präsident Donald Trump den Daumen für Aussenminister Rex Tillerson senkte, war Tillersons Sprecherin gerade am anderen Ende der Welt - eine symptomatische Situation für das Verhältnis zwischen Heather Nauert und ihrem ehemaligen Chef. Jetzt, da Tillerson weg ist, steigt ihr Stern geradezu kometenhaft.

Neben UN-Botschafterin Nikki Haley ist Nauert eine der ganz wenigen Frauen mit massgeblichem Einfluss auf die Aussenpolitik in der Trump-Regierung. Nur drei Aussenamtsmitarbeiter - alles Männer - stehen noch über der ehemaligen Moderatorin des US-Fernsehsenders Fox. Dabei sah es noch vor gut einer Woche so aus, als wäre sie nicht mehr lange im Amt. Doch dann feuerte Trump Tillerson - und für Nauert nahmen die Dinge eine völlig neue Wendung.

Heather Nauert wollte schon hinschmeissen

Im Gegensatz zu nahezu allen vorangegangenen Aussenamtssprechern war Nauert der Zugang zu ihrem Chef und dem inneren Führungszirkel verwehrt geblieben. So musste sie Tillerson vor der Presse verteidigen und seine Aktivitäten erklären, während der Minister ohne sie um die Welt reiste oder Treffen in Washington abhielt. Unzufrieden mit dieser Situation erwog sie laut Aussagen aus ihrem Umfeld mehrfach hinzuschmeissen.

Als Trump die Demission Tillersons via Twitter bekanntgab, befand sich Nauert gerade auf einer vom israelischen Militär organisierten Tour in einem Schmuggler-Tunnel der radikalislamischen Hamas in der Nähe des Gaza-Streifens. Kurz darauf feuerte Trump auch noch Staatssekretär Steve Goldstein und nominierte Nauert für dessen freigewordenen Posten. Die überraschte Nauert soll zunächst einen anderen Kollegen vorgeschlagen haben. Doch als das Weisse Haus betonte, man wolle unbedingt sie für den Job, willigte sie ein.

Mit dem neuen Amt hat Nauert nun unter anderem die Aufsicht über die diplomatische Öffentlichkeitsarbeit in Washington und in den fast 275 US-Botschaften, Konsulaten und anderen Niederlassungen im Ausland. Zudem hat sie das Recht auf einen Sitz im Aufsichtsrat im Gremium für die staatlichen Fernsehsender wie Voice of America.

Ärger mit ihrem Ex-Chef

Nauert stammt aus dem US-Staat Illinois, war bis vor einem Jahr TV-Moderatorin in Trumps Lieblingssendung «Fox & Friends». Sie hat einen Master-Abschluss in Journalismus, arbeitete vor ihrem Engagement bei Fox für ABC News. Auf Aussenpolitik oder internationale Beziehungen ist sie nicht spezialisiert.

Als sie im April vergangenen Jahres Tillersons Sprecherin wurde, galt sie nicht als dessen erste Wahl. Sie stellte sich gegen Tillersons Bestrebungen, den Zugang für Journalisten zu beschränken, die Zahl der Presse-Briefings zu reduzieren und weniger Journalisten auf Reisen mitzunehmen.

Donald Trumps Personalkarussell

Ausgeschlossen vom inneren Machtzirkel baute sie ihre eigenes Netzwerk in diplomatischen Kreisen auf. Weil ihr die Teilnahme an Reisen mit Tillerson verwehrt wurde, reiste sie auf eigene Faust ins Ausland. Und sie startete das Programm «The Readout» auf den Social-Media-Kanälen des Aussenministeriums, in dem sie ranghohe Vertreter zu aktuellen Themen befragte.

Während Tillerson beim Weissen Haus zunehmend in Ungnade fiel, blieb man ihr dort gewogen. Regierungssprecherin Sarah Huckabee Sanders beschrieb Nauert als «Teamplayerin» und nannte sie «eine wichtige Bereicherung der Regierung».

Nauert scheut keine Konfrontation

Nauert scheut nicht davor zurück, sich im Ausland unbeliebt zu machen. «Die Vorstellung, dass Russland einen sogenannten humanitären Korridor fordert, da will ich ganz offen sein, ist ein Scherz», sagte sie kürzlich bei einer Pressekonferenz vor dem Hintergrund, dass Moskau die Regierung des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad militärisch unterstützt.

Mit solchen Kommentaren zog sie den Zorn von Kreml-Vertretern und den staatlichen russischen Medien auf sich. Wenn sie mit scharfen Fragen der Reporter russischer Medien konfrontiert wird, schlägt sie oft zurück und wirft diesen vor, für den Kreml zu arbeiten.

«Sie sind auch vom russischen Fernsehen. Okay. Das sagt genug. Ich fahre also fort», blaffte sie vergangenen Monat einen Reporter an, nachdem der russische Präsident Wladimir Putin einen animierten Film gezeigt hatte, der eine Rakete mit Flugrichtung USA zeigte.

Scharmützel mit Russland

Die Reaktion aus Russland auf Nauerts Aussage liess nicht lange auf sich warten: «Wenn das Aussenministerium unseren Journalisten weiter ausweicht und sie nochmals als russische Journalisten bezeichnet, werden wir unser Versprechen umsetzen. Dann werden wir Sonderplätze für sogenannte US-Journalisten schaffen», twitterte die Sprecherin des russischen Aussenministeriums, Maria Sacharowa.

Und damit waren die Scharmützel noch nicht beendet. Erst gratulierte die russische Botschaft in Washington Nauert «und natürlich allen weiblichen Angestellten» im Aussenministerium zum Internationalen Frauentag. In ihrer Antwort bedankte sich Nauert via Twitter und stichelte: Moskau solle den Tag doch nutzen, um seinen internationalen Verpflichtungen nachzukommen und die Bombardierung unschuldiger Frauen, Männer und Kinder in Syrien stoppen.

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