Lärmklagen gegen Sihltal-Zürich-Uetliberg-Bahn Anwohnende fühlen sich durch Bahndurchsagen belästigt

smi

15.3.2024

Nur eine schmale Strasse trennt die Wohnhäuser (links) von der Haltestelle Sihlau der Sihltal-Zürich-Uetliberg-Bahn. Deren Bewohner*innen leiden unter den ständigen Durchsagen.
Nur eine schmale Strasse trennt die Wohnhäuser (links) von der Haltestelle Sihlau der Sihltal-Zürich-Uetliberg-Bahn. Deren Bewohner*innen leiden unter den ständigen Durchsagen.
Keystone

Neun Durchsagen pro Stunde in Deutsch und Englisch müssen die Anwohnenden der Bahnstation Sihlau in Adliswil ZH mithören. Sie wehren sich mit Lärmklagen gegen die Sihltal-Zürich-Uetliberg-Bahn. 

smi

15.3.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die Anwohner*innen der Bahnstation Sihlau in Adliswil ZH wehren sich mit Lärmklagen gegen die Durchsagen der Sihltahl-Zürich-Uetlibergbahn (SZU).
  • Neun Durchsagen in zwei Sprachen pro Stunde müssen sich die Menschen anhören, die in der Nähe der unbedienten SZU-Station leben.
  • Die SZU beruft sich auf das Behindertengleichstellungsgesetz, das sie verpflichtet, Zuginformationen sowohl schriftlich als auch akustisch auszugeben.
  • Die SZU hält zudem fest, sie reduziere die Lautstärke der Durchsagen von 20 Uhr bis 6.30 Uhr. 2025 will sie Infoboxen installieren, die akustische Durchsagen auf Knopfdruck ausgeben.

Im 20-Minuten-Takt halten die Züge der Sihltal-Zürich-Uetliberg-Bahn (SZU) an der Station Sihlau, Gemeinde Adliswil. In beiden Richtungen ergibt das sechs Züge pro Stunde. Jeder von ihnen wird über die Lautsprecher angekündigt, in Deutsch und Englisch. Zusammen mit Verspätungsmeldungen hallen laut «Zürichsee-Zeitung» neun Verlautbarungen pro Stunde durch die Siedlung zwischen Sihl und Albis.

Das nervt die Menschen, die in unmittelbarer Nähe der unbedienten Haltestelle wohnen. Mehr noch, sie fühlen sich belästigt. Deshalb haben sie Lärmklagen eingereicht, die auch das Adliswiler Stadtparlament und den Stadtrat beschäftigen. Diese sind aber nicht zuständig für die Infrastruktur der SZU, wie die Exekutive der Gemeinde betont.

Die akustische Belastung der Stationsnachbar*innen wird dadurch erschwert, dass viele aus Gründen des Denkmalschutzes keine mehrfach-verglasten Fenster anbringen lassen dürfen.

Lärmschutz vs. Behindertengleichstellung

Die Lärmklagen und Beschwerden haben bereits Folgen: So seien die Durchsagen in Englisch Mitte Dezember 2023 eingestellt worden, sagt SZU-Sprecher Marco Graf zur «Zürichsee-Zeitung». Als weitere Massnahme habe der Bahnbetreiber im Februar 2024 von 20 Uhr bis 6.30 Uhr die Lautstärke reduziert. 

Die Adliswiler*innen aus der Sihlau sind zudem nicht die einzigen, die unter den SZU-Durchsagen leiden. «Vor allem» Anwohnende der Stationen Zürich-Manegg und Zürich-Giesshübel beschwerten sich, wie die Medienstelle bekannt gibt. Es gibt also weitere SZU-Geplagte.

Die Verantwortlichen der Bahn betonen jedoch auch, dass das Behindertengleichstellungsgesetz sie dazu verpflichte, Informationen zu den Zügen akustisch auszugeben – für jene, die nicht lesen können, was auf den Anzeigetafeln steht. Auch das Lärmschutzgesetz des Kantons Zürich hielten sie ein.

Durchsagen auf Knopfdruck als Lösung

In absehbarer Zeit wird die SZU die automatischen Durchsagen aber ohnehin einstellen. Sie plant, an jeder Haltestelle eine Text-to-Speech-Box zu installieren. Das sind kleine Lautsprecher, aus denen die Durchsagen auf Knopfdruck ertönen. Diese müssen nur für die Person hörbar sein, die den Knopf gedrückt hat und sich direkt vor der Box befindet. Das dürfte die Anwohnenden der SZU-Stationen entlasten.

Möglicherweise droht aber Gefahr von einer anderen Seite, nämlich dem Zürcher Verkehrsverbund (ZVV), zu dem auch die SZU gehört. Dieser überprüfe, ob englische Durchsagen flächendeckend eingeführt werden sollen, zitiert die Zürichsee-Zeitung einen Vertreter der Gemeinde Adliswil.

Auf Anfrage von blue News präzisiert der Zusammenschluss aller im Kanton Zürich tätigen ÖV-Betriebe, Mehrsprachigkeit sei ein relevantes Thema gerade im internationalen Umfeld des Kantons Zürich. «Grundsätzliche Abklärungen können wir in diesem Thema allerdings nicht bestätigen. Wir prüfen fortlaufend, wo und welcher Zielgruppe welche Fahrgastinformationen am besten helfen.»