SRG-Wahlbarometer «Das CS-Debakel schenkt am ehesten der SP ein»

Von Gil Bieler

22.3.2023

Können auf Zugewinne hoffen: Die SP-Präsident*innen Mattea Meyer und Cédric Wermuth besprechen sich im Nationalrat mit Gewerkschaftsboss Pierre-Yves Maillard (stehend).
Können auf Zugewinne hoffen: Die SP-Präsident*innen Mattea Meyer und Cédric Wermuth besprechen sich im Nationalrat mit Gewerkschaftsboss Pierre-Yves Maillard (stehend).
Bild: Keystone

Die Grünen haben ihren Höhenflug womöglich hinter sich, SP und SVP legen zu: Das zeigt das zweite SRG-Wahlbarometer. Nicht eingerechnet ist jedoch die Empörung über das CS-Aus. Hält diese bis im Wahlherbst an? 

Von Gil Bieler

22.3.2023

Minus 2,5 Prozentpunkte für die Grünen, plus 1 Prozentpunkt für SP und SVP. Die anderen Parteien kommen auf einen mehr oder weniger gleich grossen Stimmenanteil wie bei den letzten nationalen Wahlen 2019.

Diese Prognose zeigt das zweite Wahlbarometer der SRG, das am Mittwoch erschienen ist. Durchgeführt hat die repräsentative Befragung das Meinungsforschungsinstitut Sotomo vom 20. Februar bis zum 5. März.

Wähleranteil und Veränderung laut SRG-Barometer

  • SVP: 26,6 Prozent (+1 Prozentpunkt)
  • SP: 17,8 Prozent (+1 Prozentpunkt)
  • FDP: 15,6 Prozent (+0,5 Prozentpunkte)
  • Mitte: 13,3 Prozent (-0,5 Prozentpunkte)
  • Grüne: 10,7 Prozent (-2,5 Prozentpunkte)
  • GLP: 8,3 Prozent (+0,5 Prozentpunkte)

    Fehlerbereich: +/- 1,2 Prozentpunkte

Noch nicht berücksichtigt werden konnte der abrupte Untergang der Credit Suisse, der erst am Sonntag mit der Übernahme durch die UBS besiegelt wurde. «Die CS-Affäre hat natürlich riesige Emotionen geweckt», erklärt Sotomo-Geschäftsführer Michael Hermann auf Anfrage von blue News. 

Zu grossen Verschiebungen im Wahlbarometer hätte dies aber kaum geführt: «Es ist für die Parteien nicht so einfach, diese Empörung für sich zu nutzen. Auch wenn das natürlich alle versuchen.» Für den April etwa haben die Parteien wegen der Grossbanken eine Sondersession angesetzt. 

Tendenziell stütze die CS-Affäre sicherlich jene Kräfte, die die marktwirtschaftlichen Mechanismen kritisch sähen und die Rolle des Staates hochhielten, so der Politgeograf. Klarer Fall für ihn: «Das CS-Debakel schenkt am ehesten der SP ein.»

Für die FDP könnte sich das Blatt noch wenden

Gewählt wird erst im Oktober. Ob das Thema bis dahin dominant bleibt, hängt für Hermann ganz von der Entwicklung im In- und Ausland ab. Also auch davon, ob sich die Nervosität der Kapitalmärkte zu einer handfesten Finanz- und Wirtschaftskrise auswächst. «Ohne wirtschaftliche Verwerfungen – zum Beispiel hohe Arbeitslosenzahlen – wird sich die Empörung bis im Herbst wieder legen.»

Interessanterweise dürfte sich, wenn es wirklich zu einer globalen Finanz- und Wirtschaftskrise kommt, die Rolle der FDP wandeln: «Momentan wird die FDP eher als Schuldige gesehen», erklärt Hermann. Bei einer langen Wirtschaftskrise könnte die Partei aber – dank ihrer Kompetenz in Wirtschaftsfragen – sogar profitieren.

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