Trügerische Zahlen Darum impfen nicht alle Kantone gleich schnell

Von Lukas Meyer

26.3.2021

Impfung im Zivilschutzzentrum von Rivera im Tessin.
Impfung im Zivilschutzzentrum von Rivera im Tessin.
Keystone/Ti-Press/Alessandro Crinari

Aargau oder Genf haben momentan fast alle erhaltenen Impfdosen schon verabreicht, andere Kantone teils nur zwei Drittel. Woran liegt das?

Von Lukas Meyer

Insgesamt wurden in der Schweiz bis am Mittwoch 1'347'740 Impfungen durchgeführt. 506'559 Personen und damit 5,9 Prozent der Bevölkerung sind laut Bundesamt für Gesundheit (BAG) vollständig geimpft. 334'622 Personen haben bislang die erste Impfung erhalten. Pro Tag wurden 23'807 Impfungen durchgeführt, eine Steigerung um 17 Prozent.

An die Kantone ausgeliefert wurden 1'713'475 Impfdosen, rund 365'000 Dosen wurden bisher noch nicht verabreicht. Die Unterschiede zwischen den Kantonen sind teilweise gross: So haben Aargau, Genf und Waadt fast alle erhaltenen Impfdosen verabreicht, andere wie Thurgau, Luzern, Appenzell Innerrhoden oder Nidwalden lagen am Mittwoch bei etwa 70 Prozent.

Diese Zahlen können aber trügerisch sein. Wie Markus Schmidli, stellvertretender Kantonsarzt von Appenzell Innerrhoden, erklärt, wird der Impfstoff in grossen Tranchen von 975 Dosen angeliefert. Darum komme es je nach Datum des Abrufs der Zahlen zu grossen Schwankungen. Er hält ausserdem fest: «Der Kanton Appenzell Innerrhoden hat seit Beginn der Impfkampagne am 4. Januar strikt nach dem Grundsatz ‹Impfstoff im Kühlschrank schützt nicht› gehandelt und die zur Verfügung stehenden Impfdosen raschmöglichst und mit grossem organisatorischen Aufwand verimpft. Gesamtschweizerisch stehen wir daher bezüglich der geimpften Personen auch mit an der Spitze.»

Zurückbehalten für zweite Impfung

Ähnlich erklärt die Staatskanzlei Nidwalden diese Differenzen. So würden in der Armeeapotheke vorhandene Impfdosen, die noch nicht im Zwischenlager eines Kantons angekommen seien, ebenfalls mitgerechnet. Zudem würden restliche Dosen im Verlauf der nächsten Woche verimpft sowie ein Kontingent für die Zweitimpfung zurückbehalten. «Dadurch kann das leicht verzerrte Bild in der Statistik entstehen.»

«Der Kanton Thurgau hat sich zum Ziel gesetzt, dass auch immer die zweite Dosis gesichert sein muss, wenn jemand zum ersten Mal geimpft wird», teilt die Thurgauer Staatskanzlei auf Anfrage mit. «Dies bedeutet, dass eine gewisse Anzahl Dosen bei uns auf Vorrat bleibt, um diese zweite Dosis sicherzustellen, auch wenn einmal zugesicherte Lieferungen nicht oder verspätet kommen sollten.»

Auch in Luzern plant man so, wie David Dürr, Leiter der Dienststelle Gesundheit und Sport, erklärt: «Wir halten uns an die Vorgabe des Bundes, dass jeweils 50 Prozent der Impflieferung für die zweite Impfung in Reserve gelegt werden muss.»

Bereit für mehr?

Der Kanton Aargau behält ebenfalls einen Teil der Impfdosen zurück, um Termine für die Zweitimpfungen sicherzustellen. Die Gesundheitsdirektion hält auf Anfrage ausserdem fest: «Die Kapazität unserer Impfzentren ist heute schon grösser, als wir aufgrund der erhaltenen Impfstoffmenge verimpfen können.»

Im April sollen 1,5 Millionen weitere Impfdosen eintreffen, bis Ende Juli nochmals 6,5 Millionen, wie der Bundesrat gestern mitteilte. Als Ziel gilt weiterhin, dass bis Ende Juni alle Impfwilligen mindestens die erste Dosis erhalten sollen.

Vor allem die grossen Kantone haben aufgerüstet. So will Zürich mit 11 Impfzentren, 150 Apotheken und 900 Arztpraxen bis zu 20'000 Impfungen am Tag verabreichen, wie der «Blick» schreibt. Die Anmeldung ist ab 29. März möglich. Auch St. Gallen und Aargau planen mit Impfzentren und Hausärzten, wobei die Kantone letzteren den Tarif aufbessern. In Glarus kommt man gemäss «Blick» wegen der geringen Grösse der Bevölkerung mit einem Impfzentrum aus.