Privatarmee eines Oligarchen Die Spur einer Söldnerbande führt auch in die Schweiz

uri

30.1.2023

Ein russischer Söldner im Januar 2023 in der ukrainischen Stadt Soledar, Oblast Donezk: Neben den Söldnern der Gruppe Wagner sind weitere russische Privatarmeen in der Ukraine aktiv. 
Ein russischer Söldner im Januar 2023 in der ukrainischen Stadt Soledar, Oblast Donezk: Neben den Söldnern der Gruppe Wagner sind weitere russische Privatarmeen in der Ukraine aktiv. 
Bild: Imago/SNA

Neben der Gruppe Wagner kämpfen weitere russische Privatarmeen in der Ukraine. Eine von ihnen soll von einem Oligarchen finanziert werden, der auch in der Schweiz Geschäfte macht.

uri

Offiziell sind private Militärorganisationen (English: Private Military Companies, kurz PCMs)  auch in Russland verboten. Dennoch führen sie inzwischen ganz öffentlich und ungeniert in der Ukraine Krieg.

Die bekannteste und zugleich berüchtigtste unter ihnen ist dabei die Gruppe Wagner des Putin-Vertrauten Jewgeni Prigoschin. Bedeutend weniger bekannt ist die PCM Redut-Antiterror, die über einen ihrer Geldgeber auch Verbindungen in die Schweiz hat. Das berichtet das Radio und Fernsehen der italienischsprachigen Schweiz RSI.

Wagner-Söldner in der Ukraine brüsten sich mit eigener Effektivität

Wagner-Söldner in der Ukraine brüsten sich mit eigener Effektivität

Der Chef der russischen Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, hat die Effektivität seiner Truppen in der Ukraine gelobt. Sein Pressedienst veröffentlichte ein Video, das eine verdeckte Kritik am Oberkommando des russischen Militärs sein könnte.

16.01.2023

Redut-Antiterror ist demnach wahrscheinlich um das Jahr 2008 von Veteranen des Auslandsgeheimdienstes SWR, der russischen Luftlandetruppen und Einheiten des russischen Innenministeriums gegründet worden und dürfte inzwischen rund 5000 Mann stark sein.

Die private Militäreinheit soll mit dem russischen Verteidigungsministerium und dem Militärgeheimdienst GRU verbunden sein. Ebenfalls soll es grosse räumliche Nähe geben: Ihre Zentrale befinde sich in Kubinka bei Moskau, nahe des Hauptquartiers der 45. Brigade der russischen Luftlande-Spezialeinheiten, weiss RSI.

Söldner wurden auf die Spitze der Ukraine angesetzt

Redut-Antiterror wurde laut dem Bericht bereits in der Ukraine aktiv. So seien die Söldner zu Beginn des Krieges über Belarus zum Kernkraftwerk Tschernobyl gekommen. Von hier aus hätten sie den Auftrag gehabt, verdeckt in der Region Kiew zu operieren, um die politische Führung und den ukrainischen Geheimdienst ausser Gefecht zu setzen – was aber nicht gelang.

Woher die geheime Schattenarmee einen Teil ihres Geldes bezieht, darüber hat inzwischen eine durch die russische Antikorruptions-Website gulagu.net veröffentlichte Aufnahme Hinweise geben. Laut RSI erklärte demnach ein stellvertretender Kommandeur von Redut-Antiterror mit dem Tarnnamen «Salekh» freimütig, der Oligarch Oleg Deripaska finanziere die Einheit.

«Salekh» sagte laut RSI in der Aufzeichnung wörtlich: «Er hat sogar gepanzerte Personentransporter gekauft, alles wird von Deripaska gestellt, neue Helme und kugelsichere Westen, es ist nicht nötig, seine eigene Ausrüstung mitzubringen.»

Deripaska, der dem russischen Präsidenten nahestehen soll, hatte den russischen Einmarsch in die Ukraine im vergangenen Jahr mit deutlichen Worten kritisiert. Das allerdings gilt vor dem Hintergrund, dass er weiterhin blendende Geschäfte mit den russischen Streitkräften macht, als wenig überzeugend. 

Oleg Deripaska (rechts auf einem Bild aus dem Jahr 2008) gilt als einer der reichsten Russen und als Vertrauter von Wladimir Putin.
Oleg Deripaska (rechts auf einem Bild aus dem Jahr 2008) gilt als einer der reichsten Russen und als Vertrauter von Wladimir Putin.
Archivbild: Keystone

Deripaska macht weiter Geschäfte in der Schweiz

Die USA haben den 55-Jährigen, der als einer der reichsten Russen gilt, nicht zuletzt schon seit 2018 wegen seiner engen Verbindungen zu Putin mit Sanktionen belegt. Gemäss der Schweizer NGO Public Eye war und ist der Oligarch unterdessen weiterhin geschäftlich in der Schweiz tätig.

Wie es auf der Website der NGO heisst, hält Deripaska über Rasperia Trading Limited immer noch 27,8 Prozent an der österreichischen Baufirma Strabag SE. Diese wiederum sei Eigentümerin von Strabag Schweiz, die in der Vergangenheit einige öffentliche Bauaufträge erhalten habe, darunter «etwa die Renovierung des Bahnhofs von Winterthur».

Ebenfalls sei Deripaska weiterhin in Zug mit zwei Tochtergesellschaften seines Aluminiumunternehmens Rusal  – dem zweitgrössten der Welt – aktiv. Dabei handelt es sich um die Rusal Products GmbH und die Rusal Marketing GmbH. 

Ebenfalls existiert weiterhin Deripaskas Hauptholding EN+, an der er selbst 35 Prozent der Stimmrechte halte, der Schweizer Rohstoffmulti Glencore allerdings ebenfalls mit 10,5 Prozent beteiligt sei. Im vergangenen März teilte Glencore mit, man verurteile das Vorgehen der russischen Regierung gegen die Bevölkerung der Ukraine. Allerdings sehe man «keine realistische Möglichkeit, sich im gegenwärtigen Umfeld von den Beteiligungen zu trennen.»