Digitale Durchsagen in den Zügen Darum «scherbelt» die neue SBB-Stimme

gbi

4.1.2024

An den SBB-Bahnhöfen ist die neue Durchsagestimme schon seit ein paar Monaten zu hören. Seit dem Fahrplanwechsel tönt sie nun auch in den Zügen. (Archivbild)
An den SBB-Bahnhöfen ist die neue Durchsagestimme schon seit ein paar Monaten zu hören. Seit dem Fahrplanwechsel tönt sie nun auch in den Zügen. (Archivbild)
Bild: Keystone

«Nächster Halt: Landquart.» Die Durchsage in den SBB-Zügen macht seit dem Fahrplanwechsel eine neue Stimme – eine digital generierte Stimme. Das kommt nicht bei allen Passagier*innen gut an. 

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Bei den Durchsagen in den SBB-Zügen und ihren Partnerbahnen kommt seit dem Fahrplanwechsel vom 10. Dezember eine neue Stimme zum Einsatz. 
  • Die Stimme ist neu digital generiert. Früher war die Stimme einer Schauspielerin zu hören. 
  • Viele Passagier*innen tun sich schwer mit der Neuerung. Diese klinge «schrecklich» und «scherble», wird kritisiert. 
  • Die SBB wollen Rückmeldungen sammeln und, wenn nötig, nochmals korrigieren.

Wer mit dem Zug fährt und keine Kopfhörer trägt, wird es bemerkt haben: Seit dem Fahrplanwechsel vom 10. Dezember sagt in den SBB-Zügen eine neue Stimme die nächsten Haltestellen und Verbindungen an. Das bestätigen die SBB auf Anfrage von blue News. Doch die neue Stimme kann so manche Passagier*innen noch nicht recht überzeugen. 

Im SBB-Community-Forum, wo sich Interessierte zu allen möglichen Bahnfragen austauschen, finden sich rasch kritische Kommentare.

«Die deutsche Stimme hat eine unangenehm hohe Stimmlage, welche durch die Blech-Lautsprecher im Zug nochmals untermalt wird», schreibt ein Nutzer. «Zudem werden viele Stationsnamen – leider immer noch – sehr unnatürlich ausgesprochen. Dies führt im besten Fall zu Gelächter, im schlimmsten Fall wird es gar nicht verstanden.» An den Bahnhöfen, wo dieselbe Stimme schon länger eingesetzt werde, sei es besser.

«Die ‹neue› Stimme in den Bahnhöfen wie auch jetzt in den Zügen scherbelt, da schliesse ich mich an», schreibt ein weiterer Nutzer. «Im Bahnhof OK, im Zug nicht.» In einem weiteren Beitrag heisst es: «Noch störender ist der Fakt, dass die deutschsprachige Durchsage eine Zürideutsch-Färbung hat.»

Auf Youtube sind die Kommentare weniger differenziert. «Wow, das ist schrecklich», «Schlimm» oder «Bäh, so gruusig», heisst es dort, um nur eine kleine Auswahl zu zitieren.

Automatisch generierte Ansagen

Was hinter der Neuerung steckt, erklärten die SBB bereits im Sommer 2023, als sie die Umstellung angekündigt hatten: Die Durchsagen werden neu digital aufgrund menschlicher Stimmen produziert, also nicht mehr auf herkömmlichem Weg eingesprochen. Dies geschieht mit dem sogenannten «Text-To-Speech»-Verfahren (TTS).

Der Vorteil: Neue Haltestellennamen können so automatisch und damit rascher und günstiger ergänzt werden. Oder, wie SBB-Mediensprecher Moritz Weisskopf es auf Anfrage von blue News formuliert: «Es können auch Wörter gebildet werden, die nicht eingesprochen wurden. Dies war früher nicht möglich.»

An den Bahnhöfen der SBB und der BLS wurde diese digitale Stimme bereits ab September 2023 schrittweise eingeführt, jetzt auch in den Zügen. Übrigens auch auf Italienisch und Englisch. Nur die französische Stimme blieb die alte.

Bei den SBB ist man sich bewusst, dass das neue System noch einige Schönheitsfehler aufweist: Es gebe noch «einzelne Fragmente, Satzteile oder Bahnhofsbezeichnungen, die nicht optimal ausgesprochen werden», sagt der SBB-Sprecher. Es seien deshalb auch schon Rückmeldungen der Passagier*innen eingegangen. «Wir werden diese Hinweise sammeln und wo nötig Korrekturen vornehmen.»

Die alte Stimme gehört einer Baslerin

Davor setzten die SBB jahrzehntelang auf eine Durchsagerin aus Fleisch und Blut: die Basler Schauspielerin Isabelle Augustin. Sie war seit 2004 als Stimme in den Zügen und an den Bahnhöfen zu hören.

In einem Interview mit Radio SRF verriet sie, dass sie insgesamt rund 6'000 Stations- und Ortsnamen sowie Satzbausteine eingesprochen habe. Es habe rund ein halbes Jahr gedauert, bis alles sauber eingesprochen war.

Mit 59 Jahren geht Augustin nun – zumindest als Stimme der SBB – in Frührente.

Dass die SBB schon seit Längerem auf weibliche Stimmen setzen, erklärten die Bahnen in einem Blogbeitrag, aus dem die Tamedia-Titel zitierten, einst wie folgt: Eine Frauenstimme komme einfach besser an – auch bei Männern. 

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