Sinkende Fallzahlen Diese Länder haben die Omikron-Wand bereits hinter sich

Von Oliver Kohlmaier

20.1.2022

In Südafrika — hier die Metropole Kapstadt — ist man wegen des glimpflichen Verlaufs der Omikron-Welle erleichtert.
In Südafrika — hier die Metropole Kapstadt — ist man wegen des glimpflichen Verlaufs der Omikron-Welle erleichtert.
KEYSTONE/Peter Klaunzer

Während hierzulande und in weiteren Teilen Europas die Omikron-Welle wütet, haben manche Länder die Spitze bereits hinter sich. Das wirkt sich auch auf die Massnahmen aus. Ein Überblick.

Von Oliver Kohlmaier

20.1.2022

Vergangene Woche warnte die Weltgesundheitsorganisation, bis Mitte März könnte sich mehr als die Hälfte der europäischen Bevölkerung mit der Omikron-Variante infiziert haben. Jetzt deuten Hochrechnungen der WHO-Experten an, dass die Omikron-Welle allmählich abflacht.

Vor allem in Europa habe sich das Wachstum verlangsamt, auf 10 Prozent, in Nord- und Südamerika auf 17 Prozent. Derzeitiger Hotspot hingegen sei nun Südostasien.

Die Omikron-Variante erwies sich dabei gleichsam als Turbo-Version des Coronavirus. «Sie wird so schnell zurückgehen wie sie hochgeschossen ist», sagte Ali Mokdad, Professor für Gesundheitsmetrik vergangene Woche der Nachrichtenagentur AP.

Die Mutation sei so ansteckend, dass es bereits nach kurzer Zeit kaum mehr Menschen gibt, die für eine Infektion in Frage kommen, «einfach weil jeder, der infiziert werden könnte, infiziert sein wird».

Der Höhepunkt der Ansteckungszahlen wird im Vergleich zu Delta somit tendenziell schneller erreicht.

Jener Zeitpunkt ist in der Schweiz wohl noch nicht gekommen. Heute meldete das BAG eine neuen Rekord an Neuinfektionen seit Pandemiebeginn. Die Spitze der Omikron-Welle könnte jedoch laut Taskforce noch im Januar erreicht sein.



In Deutschland kann davon keine Rede sein. Die Infektionszahlen schiessen in die Höhe, täglich werden derzeit Pandemie-Rekorde gebrochen. Gesundheitsminister Karl Lauterbach stellt seine Landsleute auf «sehr schwere Wochen» ein und rechnet mit täglich Hunderttausenden neuen Ansteckungen.

Auch Frankreich, Italien, Österreich und viele weitere Länder stecken mittendrin in der Omikron-Welle. Andernorts jedoch hat man das Schlimmste wohl hinter sich. Manche Entwicklung gibt dabei durchaus Anlass zur Hoffnung. 



Südafrika

Am Kap wurde weltweit der erste offizielle Fall der «besorgniserregenden Variante» Omikron registriert. Allen Reisebeschränkungen zum Trotz breitete sich die hochansteckende Mutation ab November vergangenen Jahres weltweit aus.

Noch Ende Dezember meldeten Südafrikas Behörden, der Höhepunkt der Infektionswelle sei nun überschritten. Die Regierung hob zunächst die verhasste nächtliche Ausgangsperre auf, noch vor Silvester.

Laut Minister Mondli Gungubele habe es weder einen alarmierenden Anstieg bei der Zahl der Spitaleinweisungen gegeben noch bei der Zahl der Todesfälle. 

Mittlerweile hat das Land fast alle Corona-Massnahmen aufgehoben. Südafrika befindet sich auf der niedrigsten der fünf Stufen des fast zwei Jahre geltenden Alarmsystems. Masken auf öffentlichen Plätzen jedoch sind weiterhin Pflicht, ebenso wie die Distanzregeln.

Grossbritannien

Das Vereinigte Königreich wurde als eines der ersten Länder in Europa von Omikron heimgesucht — und hat den Höhepunkt der Welle nun auch früher als andere Länder überschritten. 

Bereits am 5. Januar hatten die Infektionszahlen ihren Höchststand erreicht, in den folgenden zwei Wochen sind diese dann teils deutlich zurückgegangen. Das wirkt sich auch auf die Massnahmen aus, die nun reihenweise fallen.

Der in der «Partygate»-Affäre in Bedrängnis geratene Premierminister Boris Johnson kündigte am Mittwoch im Unterhaus die Aufhebung praktisch aller Corona-Massnahmen an.

So werde unter anderem die Homeoffice-Pflicht entfallen, der Zugang zu Diskotheken erleichtert sowie Regeln für Versammlungen gelockert. Bereits ab heute Donnerstag ist die Maskenpflicht für Schulkinder nicht mehr gesetzlich vorgeschrieben. Auch anderswo sollen Masken nicht mehr Pflicht sein, sondern die «private Entscheidung» der Menschen, so Johnson.

USA

In den USA verbreitete sich Omikron ebenso frühzeitig und rasch. Die Zahl der Neuinfektionen war in den vergangenen Wochen auf durchschnittlich 700'000 täglich angestiegen, am vergangen Dienstag wurde mit rund 1,35 Millionen neuen Ansteckungen der bisherige Pandemie-Rekord gebrochen.

Vieles deutet darauf hin, dass nun auch die Vereinigten Staaten den Höhepunkt hinter sich haben und die Welle langsam abflacht, auch wenn sich Experten noch vorsichtig äussern. Der führende US-Virologe Fauci geht davon aus, dass Omikron früher oder später «letztlich fast jeden» treffen werde. Allerdings macht Fauci den Amerikanern auch Hoffnung. «Ich denke, wir erleben die Entwicklung zu einer viel häufigeren, aber weniger schweren Infektion», sagte er dem «Spiegel».

Corona könne demnach bald zu einer weiteren Atemwegserkrankung werden, die für den grössten Teil der Bevölkerung kein Problem mehr darstelle.

Der führende US-Virologe Dr. Anthony Fauci geht davon aus, dass Omikron fast jeden treffen wird.
Der führende US-Virologe Dr. Anthony Fauci geht davon aus, dass Omikron fast jeden treffen wird.
Greg Nash/Pool The Hill/AP/dpa

Präsident Joe Biden zeigt sich indessen zuversichtlich. Das Land bewege sich auf jenen Zeitpunkt zu, ab dem Corona den Alltag der Menschen nicht mehr stören und kein Grund für eine Krise mehr sein werde.

Dennoch bleiben die Neuansteckungen auf hohem Niveau. Derzeit werden im Land 400 Millionen Masken kostenlos verteilt. Zudem will die US-Regierung eine Milliarde Corona-Heimtests verteilen, ebenso gratis.