Keine Konzerte, GeisterspieleRaus aus dem Homeoffice, aber bis 2021 gibt es wohl nur Normalität light
tafi
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25.04.2020
Als Berater des Bundesrats ist der Basler Epidemiologe Marcel Tanner optimistisch, dass die Schweiz die Coronavirus-Epidemie in den Griff bekommt. Hoffnung auf eine baldige Rückkehr zur Normalität mit Konzerten und vollen Fussballstadien kann er aber nicht machen.
Aus dem Homeoffice zurück ins richtige Büro: Für viele Schweizer und Schweizerinnen könnte das vielleicht schon im Juni klappen, glaubt Marcel Tanner. Der Basler Epidemiologe berät als Mitglied der «Swiss National Covid-19 Science Task Force» den Bundesrat.
In einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» warnt er davor, die Corona-Krise aufgrund der anstehenden Lockerungen des Lockdowns auf die leichte Schulter zu nehmen, macht aber auch Hoffnung auf eine Rückkehr zu einem Leben, wie es vor dem Virus normal war. Allerdings erst 2021.
Die Massnahmen der Regierung zur Eindämmung der Ausbreitung des Virus, das stellt Marcel Tanner klar, waren richtig und wichtig: «Ohne den Lockdown hätten wir jetzt nicht die erfreulich tiefe Ausbreitungsrate.» Der schwedische Weg, der die Zügel betont locker lässt, hätte zwar auch eine Option für die Schweiz sein können.
Aber: «Es ist eben auch so, dass wir individualistischer ticken als die Schweden und uns etwas weniger für das Gemeinwohl interessieren.» Dass viele Kantone Zahlenakrobatik betrieben und Menschen uneinsichtig waren, «zeigte, dass wir wohl leider nicht bereit waren für den milderen schwedischen Weg, der grosse Eigenverantwortung voraussetzt», so Tanner.
Rückkehr zur Normalität light
Die Schweiz wurde sozusagen geschlossen, die Wiedereröffnung erfolgt in kleinen Schritten. Das ist richtig, sagt Tanner und gibt sich betont pragmatisch. Vor alle, was das Ende des Homeoffice angeht: «Wer unter der gegenwärtigen Situation leidet oder aufgrund der familiären Situation schlechte Bedingungen hat, kann eigentlich jetzt wieder an seinen Arbeitsplatz im Büro zurückkehren.» Allerdings gehe das nicht ohne Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr, um die Ansteckungsgefahr gerade zu Pendlerzeiten einzuschränken.
Es sei eine Rückkehr zur Normalität light, denn das Leben, wie es vor der Corona-Pandemie möglich war, wird noch auf sich warten lassen. «Ein Leben ohne Einschränkungen wird es erst geben, wenn die Herdenimmunität erreicht ist.» Eine Absage erteilt Tanner dann auch allen Hoffnungen auf die Rückkehr zu Selbstverständlichkeiten wie Konzerte und volle Fussballstadien.
«Ich befürchte, Grossveranstaltungen sind ohne ausreichende Impfung nicht möglich», lässt sich Tanner in der «NZZ» zitieren. Auch wenn ein Berner Immunologe bereits einen Impfstoff-Kandidaten gegen Corona entwickelt, werde es noch bis 2021 dauern, ehe die Normalität in vollem Umfang wiederhergestellt ist. «Wenn alles sehr gut läuft, also keine Nebenwirkungen auftreten und der Impfstoff im rollenden Verfahren eingeführt wird, haben wir in 15 bis 18 Monaten eine Impfung – und vorher gibt es keine Fussballspiele mit Zuschauermassen und Konzerte.»
Berner Immunologe will schon im Herbst impfen
Ein Berner Immunologe hat nach eigenen Angaben einen Impfstoff-Kandidaten gegen Corona entwickelt, noch in diesem Jahr zum Einsatz kommen könnte – falls die Prüfung erfolgreich verläuft. Martin Bachmann vom Universitätsspital Bern will die nötigen Studien und Genehmigungsverfahren so schnell durchlaufen, dass er schon im Oktober Massenimpfungen für möglich hält. Die Aufsichtsbehörde Swissmedic bestätigte Gespräche mit Bachmann und anderen Forschern, die an Wirkstoffen gegen Sars-CoV-2 arbeiten. «Der Zeitplan ist äusserst optimistisch, aber er ist nicht komplett an den Haaren herbeigezogen», sagte Swissmedic-Sprecher Lukas Jaggi der Deutschen Presse-Agentur. «Angesichts der Dringlichkeit, die die Coronavirus-Pandemie mit sich bringt, sprechen wir beim Zulassungsverfahren von Wochen, nicht von Monaten.»
Impfzwang nicht durchsetzbar
Allerdings könne man in einem der nächsten Öffnungsschritte «Treffen von Gruppen zulassen, die sich gut überblicken lassen. Das wären etwa 30 bis maximal 50 Personen.» Die Bevölkerung soll allerdings flexibel im Kopf bleiben und nicht gleich eine grosse Familienfeier im Sommer planen.
Für eine Herdenimmunität reicht es laut Tanner übrigens nicht aus, dass 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung geimpft sind. «Für einen völligen Schutz müssen die Menschen schützende Antikörper entwickeln. Weil dies nicht bei allen Geimpften der Fall ist, muss die Rate voraussichtlich höher liegen.» Einen Impfzwang kann sich der Epidemiologe dabei nicht vorstellen, vielmehr müsse auf die Einsicht und Vernunft der Menschen gesetzt werden.
Zweite Welle sehr wahrscheinlich
Statt Kritik an den Massnahmen und der Exit-Strategie des Bundesrats wünscht sich Tanner dann auch eine «konstruktive Mitarbeit aller gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Sparten.» Schliesslich könnten «ein paar Wissenschafter, das Bundesamt für Gesundheit und der Bundesrat (...) ja unmöglich die Realitäten in allen Bereichen kennen.»
Eine weitere Infektionswelle schliesst Tanner explizit nicht aus. Es sei sehr realistisch, so seine Einschätzung, «dass es zu einer zweiten und dritten Welle kommt – in Japan ist das bereits der Fall. Weil wir aber weiterhin auf Schutzmassnahmen setzen, erwarte ich, dass diese Wellen nicht schlimmer werden als jene, die nun am Abflauen ist.» Aber man müsse dann die Lockdown-Schraube schnell wieder anziehen, damit es nicht zu einer erneuten Ausbreitung des Virus komme.
Im Vergleich zu Bakterien sind Viren winzig klein. Bakterien haben einen Durchmesser von 0,6 bis 1,0 Mikrometer. Viren kommen gerade einmal auf 22 bis 330 Nanometer. Ein Nanometer entspricht dem Millionstel eines Millimeters.
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Da sie nicht wie etwa Bakterien über einen eigenen Stoffwechsel verfügen, zählen Viren per Definition nicht zu den Lebewesen. Sie bestehen aus genetischem Material und Proteinen. Vermehren können sie sich nur mithilfe eines Wirts. Ob ein Virus in eine Zelle eindringen kann, hängt von den Oberflächenstrukturen des jeweiligen Virus beziehungsweise von der Beschaffenheit der Körperzellenhülle ab.
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Unsere Zellen verfügen über einen Zellkern und eine Hülle aus Proteinen, auch Rezeptoren genannt. Das Aussehen der Rezeptoren ist davon abhängig, um welchen Zelltypen es sich handelt.
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So unterscheiden sich Hautzellen von Zellen im Gehirn oder der Lunge. Passen die Aussenstrukturen des (für uns schädlichen) Virus und der Zelle zueinander, kann das Virus an die Zelle andocken (Adsorptionsphase).
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Jetzt ist es dem Virus möglich, sein Erbgut in die spezifische Körperzelle einzuschleusen (Injektionsphase). Nun beginnt sich das Virus, vereinfacht ausgedrückt, in der Wirtszelle zu vermehren.
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Werden zu viele Viren produziert (Latenzphase), platzt die Wirtszelle und die freigesetzten Viren (Lytische Phase) suchen sich neue, passende Wirtszellen.
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So vielfältig wie die Virenwelt, so unterschiedlich ist ihr Übertragungsweg. Erkältungs- oder Influenzaviren verbreiten sich zum einen über Schmierinfektionen. Das geschieht zum Beispiel, indem sie über das Händeschütteln oder einen gemeinsam genutzten Gebrauchsgegenstand zu einer anderen Person wandern und dann in die Nasen-Rachenschleimhäute gelangen.
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Zum anderen können sie via Tröpfcheninfektion weitergegeben werden. Das geschieht, indem kleine Speicheltröpfchen, wie sie beim Niesen oder Husten entstehen, an die Raumluft abgegeben und von anderen Personen eingeatmet werden.
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Damit infektiöse Tröpfchen beim Husten oder Niesen in möglichst geringem Masse herumwirbeln, macht es Sinn, in die (bekleidete) Armbeuge zu Husten oder zu niesen.
Vor einer «echten» Grippe schützt eine Impfung, die jährlich aufgefrischt werden muss. Wer sich darüber hinaus regelmässig gründlich die Hände mit Wasser und Seife wäscht und den Kontakt zu Menschen mit Erkältungssymptomen meidet, hat gute Chancen, gesund durch die Grippe- und «Pfnüselsaison» zu kommen.
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Andere Viren wie etwa das HI- oder das HBV-Virus (Hepatitis B) werden ausschliesslich über Blut oder Körperflüssigkeiten übertragen.
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Im Zusammenhang mit kursierenden Viruserkrankungen wie der Grippe (Influenza) oder SARS- beziehungsweise Coronavirus-Infektionen, tauchen die Begriffe Ausbruch, Epidemie oder Pandemie auf.
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Von einem Ausbruch spricht man dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) zufolge, wenn eine Krankheit innerhalb einer begrenzten Gemeinschaft, Region oder Saison vermehrt auftritt. Ein Beispiel dafür ist das Norovirus, das den Magen-Darmtrakt befällt.
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Tritt eine Infektionskrankheit stark gehäuft, örtlich oder zeitlich begrenzt auf, wie etwa die saisonale Grippe, spricht man von einer Epidemie.
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Ist von einer Pandemie die Rede, so hat sich eine Infektionskrankheit über mehrere Länder beziehungsweise Kontinente verbreitet. Dann besteht (unter gewissen Umständen) Gefahr für einen grossen Teil der Weltbevölkerung.
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