Ernst Wyrsch hat das Hotel Belvédère in Davos von 1996 bis 2011 geleitet. Hier eine Aufnahme von 2002.
Ernst Wyrsch mit Bill Clinton: Den früheren US-Präsidenten hat er als umgänglich erlebt und mehrere Jahre in Davos empfangen.
WEF-Prominenz: Auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel gehörte zu seinen Gästen ...
... wie der Weltklasse-Boxer Muhammed Ali und ...
... der frühere UNO-Generalsekretär Kofi Annan. Die Leibwächter zeigen schon: Bei solch hochrangigen Besucher*innen gilt strengstes Sicherheitsprotokoll.
Auch der russische Präsident Wladimir Putin war schon mehrfach am WEF und dabei auch im Belvédère zu Gast. Mit ihm kam Wyrsch jedoch nicht ins Gespräch, da sich der Kreml-Chef unnahbar gab.
Ex-Hotelier Ernst Wyrsch über VIP-Gäste
Ernst Wyrsch hat das Hotel Belvédère in Davos von 1996 bis 2011 geleitet. Hier eine Aufnahme von 2002.
Ernst Wyrsch mit Bill Clinton: Den früheren US-Präsidenten hat er als umgänglich erlebt und mehrere Jahre in Davos empfangen.
WEF-Prominenz: Auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel gehörte zu seinen Gästen ...
... wie der Weltklasse-Boxer Muhammed Ali und ...
... der frühere UNO-Generalsekretär Kofi Annan. Die Leibwächter zeigen schon: Bei solch hochrangigen Besucher*innen gilt strengstes Sicherheitsprotokoll.
Auch der russische Präsident Wladimir Putin war schon mehrfach am WEF und dabei auch im Belvédère zu Gast. Mit ihm kam Wyrsch jedoch nicht ins Gespräch, da sich der Kreml-Chef unnahbar gab.
Joe Biden und Wladimir Putin checken im Hotel nicht einfach ein, sie übernehmen gleich den Laden. Der frühere Top-Hotelier Ernst Wyrsch gibt Einblick in die nervenaufreibende Aufgabe, Staatsmänner zu beherbergen.
«Das Gewusel, das um einen US-Präsidenten herrscht, ist atemberaubend», sagt Ernst Wyrsch. «Unvergleichlich. Ein Energieerlebnis.»
Der frühere Top-Hotelier war oft dabei. Von 1996 bis 2011 leitete er das Grandhotel Belvédère in Davos und beherbergte in dem 5-Sterne-Haus vor allem während des WEF Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Showbusiness. Sowohl Wladimir Putin wie auch Joe Biden waren bei ihm zu Gast, Letzterer noch als Vizepräsident von Barack Obama.
Wie alle Welt blickt auch Wyrsch nun nach Genf, wo sich die Präsidenten der USA und Russlands kommende Woche treffen werden. An welchen Adressen Biden und Putin nächtigen, ist Geheimsache. Doch: «Den Wirbel, der in ihren Hotels herrschen muss, kann ich mir sehr gut vorstellen», sagt der 60-Jährige, der sich aus der operativen Hotellerie zurückgezogen hat und heute als Keynote Speaker und Leadership-Trainer tätig ist und diverse Verwaltungsräte präsidiert.
Biden und Putin dürften jeweils mit Delegationen von mindestens 400 bis 500 Personen anreisen, schätzt Wyrsch. Das umfasst Sicherheitsleute, Assistenten, administrativen Stab, Presseverantwortliche. Gerade einen US-Präsidenten zu beherbergen, bedeute einen immensen Aufwand – und zwar von jenem Moment an, an dem der Besuch feststeht. «Die Spielregeln definieren ab da die Delegationen des Präsidenten, nicht mehr der Hotelier.»
«Die Staatschefs selbst sind viel lockerer drauf als ihre Entourage.»
Wyrsch spricht aus Erfahrung: Bill Clinton logierte während seiner Amtszeit ebenfalls im Belvédère. Auch der damalige französische Staatschef Nicolas Sarkozy und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel gingen bei ihm ein und aus. Was ihm dabei aufgefallen ist: «Die Staatschefs selbst sind viel lockerer drauf als ihre Entourage. Sie stehen im Auge des Orkans und lassen sich nicht hetzen.» Nähmen sie sich für einen Programmpunkt einmal länger Zeit, sei es an den Angestellten, das wieder hinzubiegen. Denn alles sei minutiös durchgetaktet.
Dass bei Reisen von Staatschefs andere Regeln gelten als beim Ferientrip von Hinz und Kunz, ist klar: Kommt die Air Force One angeflogen, müssen sich alle anderen gedulden. So wurde etwa bei Donald Trumps Besuch 2018 am WEF am Flughafen Zürich eine ganze Piste für seine Maschine abgeriegelt, selbst die Zuschauertribüne war gesperrt. Ein US-Präsident will schliesslich ungestört und sicher landen können. Aber eben, nach der Landung geht es mit dem Trubel nahtlos weiter.
Was bringt das Gipfeltreffen für Genf?
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Den weitaus grössten Aufwand betreiben die Amerikaner – und zwar lange vor der Ankunft des Präsidenten. Als Erstes kommen mehrere Vordelegationen. Ihr Job: alles genauestens inspizieren. Sicherheitsaspekte, ob die Zimmer abhörsicher sind, ob jederzeit Zugang zu einem Arzt oder Spital besteht. Sie melden alles zurück in die Heimat, wo analysiert wird und neue Anweisungen ausgegeben werden.
So gehe das hin und her. Der Secret Service wolle jede Eventualität durchsprechen, nichts dem Zufall überlassen. «Es sind endlose Diskussionen. Und was gilt, kann sich jederzeit ändern», sagt Wyrsch. «Diese Phase ist enorm interessant, weil die Anspannung mit jedem Tag steigt. Aber auch sehr anstrengend.»
Dann checkt der Präsident selbst ein – und es gilt strengstes Sicherheitsprotokoll.
«Putin hat nicht das Signal ausgesendet, dass er ein Gespräch wünscht.»
Beispiel Verpflegung: «Das Essen haben die Amerikaner jederzeit unter Kontrolle, von dem Moment an, an dem die Lebensmittel geliefert werden.» Auch bei der Qualität und den Lieferanten reden sie mit, bei der Menügestaltung sowieso. Gibt es auch einen Vorkoster, wie im Film? «Selbstverständlich.»
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Über seine Erfahrungen in der Hotellerie hat Ernst Wyrsch auch ein Buch geschrieben: «Mit Herzblut» ist beim Wörterseh-Verlag erschienen. 204 Seiten, ca. 17.90 Franken. ISBN: 978-3-03763-306-9.
Das Küchen- und Servicepersonal wird bereits im Vorfeld polizeilich durchleuchtet. Nur wer diesen Check besteht, hat danach Zugang zu den hochrangigen Besuchern – und das auch nur mit Anmeldung. Das sei sehr aufwendig, aber: «So läuft das.»
Wie das Prozedere von Putins Entourage aussieht, kann Wyrsch nicht abschätzen: «Bei mir war er noch während seiner ersten Präsidentschaft, damals war der Aufwand deutlich kleiner als bei den Amerikanern. Aber das kann sich mittlerweile auch geändert haben, ich weiss es nicht.»
Bekommt man als Hotelier solch hochrangige Gäste überhaupt einmal zu Gesicht? «Wenn sie mehrere Tage bleiben und das auch wünschen, dann gibt es solche Momente.» Ansonsten aber seien sie in «geschlossenen Bubbles» unterwegs. Mit dem Kreml-Chef etwa habe er nicht sprechen können. «Putin hat nicht das Signal ausgesendet, dass er das wünscht.»
Biden sei ein Mann mit warmer Ausstrahlung und einem festen Händedruck, aber damals als Vizepräsident nicht so sehr im Fokus gestanden. Das dürfte in Genf ganz anders sein: «Der Rummel, der um einen Präsidenten herrscht, ist sicher zehnmal grösser als bei einem Vize.»
Was Ausstrahlung und Charme angehe, sei der südafrikanische Präsident Nelson Mandela eine besonders beeindruckende Person gewesen. Nicolas Sarkozy habe ihn vom Typ her an den zappeligen französischen Schauspieler Louis de Funès erinnert. «Es war irgendwie witzig, ihn in Aktion zu beobachten.»
Als besonders umgänglich blieb ihm Bill Clinton in Erinnerung: «Er ist sehr locker, sehr gesprächig und ein amüsanter Gesprächspartner.» Weil er nur wenig Schlaf brauche, sei er nachts auch mal beim Streifzug durch das Hotel anzutreffen. Faszinierend sei, mit welch ehrlichem Interesse Clinton sich auf das Gegenüber einlasse: «Er verlässt sehr schnell die Small-Talk-Ebene und vertieft das Gespräch. Und im nächsten Jahr kann er sich sogar noch an das Gespräch erinnern – das hat mich doch sehr beeindruckt.»
Clinton kam auch in vielen Jahren als Ex-Präsident noch ins Belvédère – dann aber mit viel kleinerem Sicherheitsaufwand. In einem Jahr habe er an einer Superbowl-Party im Hotel sogar das Saxofon ausgepackt.
Noch ein letzter, kleiner Unterschied zum Hotel-Check-in von Normalbürger*innen: Bei Biden oder Putin liegt kein Schöggeli auf dem Kopfkissen. Der Vorkoster könnte dessen Qualität ja nur schwer beurteilen.
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