2024 schon eine Milliarde MehrkostenIn diesen Kantonen steigen die Gesundheitskosten am stärksten
tafi
30.7.2024
Die Gesundheitskosten sind im ersten Halbjahr 2024 um eine Milliarde Franken gestiegen. Zwischen den Kantonen gibt es aber deutliche Unterschiede.
tafi
30.07.2024, 19:40
31.07.2024, 09:03
Andreas Fischer
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Ein erneut sehr starker Kostenschub im ersten Halbjahr belastet die Krankenkassen mit Mehrkosten von einer Milliarde Franken im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Die gestiegenen Gesundheitskosten dürften für 2025 einen weiteren Prämienanstieg bedeuten.
Am stärksten von steigenden Kosten betroffen ist die Romandie, aber auch in der Deutschschweiz sind in vielen Kantonen deutliche Steigerungen zu verzeichnen.
In einem einzigen Kanton gab es hingegen einen leichten Kostenrückgang.
Die Halbjahresbilanz der Krankenkassen verheisst nichts Gutes: Die Gesundheitskosten steigen weiter, allein im ersten Halbjahr 2024 um rund eine Milliarde Franken. Laut Krankenkassenverband Santésuisse wiesen alle Bereiche höhere Kosten auf.
Die gestiegenen Gesundheitskosten dürften für 2025 einen weiteren Prämienanstieg bedeuten. Über dessen Höhe lässt sich noch nichts sagen, da alle Krankenkassen ihre neuen Prämien beim zuständigen Bundesamt für Gesundheit bis zum Herbst individuell einreichen.
«Kostendämpfende Massnahmen sind dringend nötig, um weitere starke Prämienanstiege zu vermeiden», fordert Santesuisse. Dazu müssten alle Akteure des Gesundheitswesens ihren Beitrag leisten.
Schon jetzt fast 20 Milliarden Franken Kosten
Die wichtigsten Kostentreiber waren ambulante Leistungen in Praxen und Spitälern. Verglichen mit der Vorjahresperiode stiegen die Kosten allein in diesem Bereich um 5,2 Prozent oder 400 Millionen Franken. Pro Versichertem entspricht dies einem Kostenanstieg von 4,3 Prozent. Dass diese Zahl tiefer liegt als der Bruttoanstieg, erklärt sich mit dem Bevölkerungswachstum.
Auch die Kosten für Medikamente in den Apotheken stiegen um 5,6 Prozent (4,7 Prozent pro Kopf). Der Medikamentenverkauf durch Ärzte kostete 4,7 Prozent mehr. Gesamthaft kamen so rund 3,9 Milliarden Franken an Kosten zusammen, 200 Millionen Franken mehr als im Vorjahr.
Insgesamt beliefen sich die Gesundheitskosten bis Ende Juni auf 19,9 Milliarden Franken. Das entspricht gegenüber dem 1. Semester 2023 einer Zunahme um 5,1 Prozent brutto oder 4,1 Prozent pro Kopf (2331 Franken). Allerdings gibt es zwischen den Kantonen erhebliche Unterschiede.
Überall steigen die Kosten, nur in Nidwalden nicht
Am stärksten stiegen die Gesundheitskosten laut einer Auswertung von «20 Minuten» in der Westschweiz. Im Kanton Jura beträgt der Anstieg 10,79 Prozent (jeweils Bruttozahlen), Neuenburg verzeichnet 8,68 Prozent Mehrkosten, die Waadt 7,88 Prozent.
In der Deutschschweiz sind die Kosten in Glarus am stärksten gestiegen: um 7,97 Prozent. Mit einem Anstieg von 6,8 Prozent trifft es auch Zürich hart. Mehr als sechs Prozent Mehrkosten verzeichnen auch Schwyz (6,37 Prozent) und Luzern (6,2 Prozent).
Entspannter siegt die Lage hingegen in Bern aus. Hier fällt der Bruttoanstieg von 0,33 Prozent kaum ins Gewicht. Auch Appenzell Ausserrhoden (0,37 Prozent) und Uri (0,96 Prozent) bleiben unter der Ein-Prozent-Marke. Der Kanton Nidwalden (-1,45 Prozent) verzeichnet sogar einen Kostenrückgang.
«Verschnaufpause» wäre wichtig
«Die aktuellen Wachstumsraten sind für die Prämienzahlerinnen und Prämienzahler wenig erfreulich», konstatiert Santesuisse. Vor allem angesichts des starken Kosten- und Prämienwachstums in den vergangenen beiden Jahren wäre «eine Verschnaufpause umso wichtiger». Diese scheint allerdings nach der aktuellen Halbjahresbilanz wenig realistisch.
Die Halbjahreszahlen basieren auf einer Erhebung der Santésuisse-Datentochter Sasis, die sich dabei auf Angaben von 95 Prozent der Krankenkassen stützt.
Für Befürworter des Prämiendeckels bleibt der Leidensdruck gross
Die Befürworterseite hat enttäuscht auf die Ablehnung der Prämienentlastungs-Initiative reagiert. Damit ändere sich am Leidensdruck durch die Krankenkassenprämien nichts. Die Gegner erklärten, für den Mittelstand seien die Prämien zwar teilweise schmerzhaft aber tragbar.