Sonntagspresse 90'000 Franken pro Monat – Schweizer Diplomaten wohnen im Luxus

SDA

20.1.2019 - 05:21

Schweizer Diplomaten wohnen oft an schönen Adressen: im Bild die Schweizer Botschaft in Berlin. (Archivbild)
Schweizer Diplomaten wohnen oft an schönen Adressen: im Bild die Schweizer Botschaft in Berlin. (Archivbild)
Source: KEYSTONE/CHRISTIAN BEUTLER

Luxusresidenzen für Schweizer Diplomaten im Ausland, verschärfte Lawinenwarnungen und ein Sex-Internetportal mit Bundeshilfen: Das sind die wichtigsten Schlagzeilen der Sonntagspresse.

Luxusresidenzen für Schweizer Diplomaten

Die Schweiz leistet sich für ihre Diplomaten Luxusresidenzen im Ausland. Das Aussendepartement bezahlt für angemietete Botschaftsgebäude, Konsulate und Residenzen laut der «SonntagsZeitung» jeden Monat 1,2 Millionen Franken. Mit Abstand am teuersten ist die Mietliegenschaft in San Francisco für monatlich fast 90'000 Franken im trendigen «Pier 17» mit Sicht auf die Bay Bridge. Zur Miete kommen die Kosten für den Ausbau der ehemaligen Lagerhalle in der Höhe von 9,3 Millionen Franken.

Ins Geld gehen dem Bericht zufolge auch die Monatsmieten für die Konsulate in Hongkong (51'000 Franken) und Schanghai (44'053) und die Botschaft in Seoul (49'500). Für seine Chefdiplomaten mietet der Bund in 45 Städten Residenzen. «Es würde nicht verstanden, wenn die Schweiz, eine der wichtigsten Volkswirtschaften der Welt, ihre Gäste in Holzbaracken verköstigen würde», wird Jacques Pitteloud, Direktor für Ressourcen im Aussendepartement, zitiert. Wolle die Schweiz in der Welt ernst genommen werden, müsse sie mit entsprechenden Empfängen aufwarten können.

Lawinenwarnungen deutlich verschärft

In der Schweiz hat das Institut für Schnee und Lawinenforschung (SLF) die Lawinenwarnungen grundsätzlich verschärft. Wie die «NZZ am Sonntag» schreibt, wurden die Lawinengrössen umdefiniert: Wo bisher Niedergänge, die typischerweise von Skifahrern ausgelöst werden, als kleine Lawinen bezeichnet wurden, spricht man neu von mittleren Lawinen, dafür werden ehemals mittlere Lawinen neu als grosse bezeichnet. Daneben ist es bei den Gefahrenstufen im Lawinenbulletin zu einer Praxisänderung gekommen.

«Seit letztem Winter verwenden wir die Gefahrenstufe 'gross' häufiger», wird Thomas Stucki, Leiter Lawinenwarndienst beim SLF, zitiert. Die Stufe bedeutet, dass Lawinen sehr leicht niedergehen können, auch ohne menschliches Zutun. Neu beurteilt das SLF demnach auch Situationen, die bisher als «erheblich» galten, als «gross». Diese Änderung wird laut dem Bericht damit erklärt, dass die Menschen die Stufe «erheblich» zu wenig ernst nehmen, weil sie oft ausgerufen wird.



Maudet wehrt sich: «Ich habe nichts Falsches gemacht»

Trotz Lügenvorwurfs und Strafverfahren hat sich der Genfer Regierungsrat Pierre Maudet (FDP) in Interviews mit der «SonntagsZeitung» und «Le Matin Dimanche» erneut gegen einen Rücktritt gewehrt. «Ich muss als Politiker zwar vorbildlich, aber nicht unfehlbar sein», sagte der 40-jährige Ex-Bundesratskandidat. Die Genfer Staatsanwaltschaft leitete gegen den Freisinnigen im August 2018 ein Strafverfahren wegen des Verdachts der Vorteilsannahme im Zusammenhang mit einer 50'000 Franken teuren Luxusreise nach Abu Dhabi ein.

«Wer Demokratie und Rechtsstaat ernst nimmt, tritt auch aus Respekt vor seinen Wählern nicht einfach zurück, bevor ein Urteil vorliegt», sagte Maudet. Die Politik habe Leute nötig, die bereit und fähig seien, harte Auseinandersetzungen zu führen. Er kritisierte Parteipräsidentin Petra Gössi, die seit längerem seinen Rücktritt fordert. Durch ihre Rücktrittsforderung sei «der Eindruck entstanden, die Partei lasse seine Gewählten bei den ersten Schwierigkeiten gleich fallen».

Maudet kritisiert, dass man ihn nach zwölf Jahren in der Regierung jetzt bloss an einer falschen Einschätzung und einer Lüge messe. «Ich habe gelogen, und die Reise in die Emirate hätte ich nie annehmen sollen. Und natürlich hat meine Glaubwürdigkeit gelitten. Aber ich habe meiner Meinung nach nichts Strafbares gemacht.» Maudet bekräftigte im Interview, dass er zurücktrete, falls er rechtskräftig verurteilt werden sollte.



Bund förderte Sex-Portal

Der Bund hat einem Bericht des «SonntagsBlick» zufolge ein Sex-Internetportal in der Westschweiz mit dem Namen «Callmetoplay» mitfinanziert. Demnach eröffneten zwei Sexarbeiterinnen-Organisationen eine Webseite zur Vermittlung von Prostituierten, und sowohl das Bundesamt für Polizei (Fedpol) als auch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) steuerten Geld bei.

Auf dem Portal können Prostituierte ihr Inserat mit einem vorgefertigten Formular online stellen. Freier haben die Möglichkeit, aus einem Katalog auf der Seite Sexarbeiterinnen nach Vorlieben auszuwählen. Auf dem Portal finden sich auch Tipps dazu, was zu tun ist etwa bei medizinischen Notfällen, oder wenn ein Kondom reisst. Fedpol-Sprecher Florian Näf erklärte der Zeitung, das Bundesamt habe das Projekt unterstützt, weil es auf der Seite ein geschütztes Forum gebe, das eine Möglichkeit biete, Hilfe zu holen und so Gewaltübergriffen zu entgehen.

Insgesamt zahlte das Fedpol im letzten Jahr 45'600 Franken an eine der beteiligten Organisationen. Das BAG zahlt 300'000 Franken an die Institution für die Prävention von HIV und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten bei Prostituierten.



Schweizer Politiker vom Datenleak betroffen

Vom jüngsten grossen Datenleck «Collection #1» sind auch Dutzende Parlamentarier in der Schweiz betroffen. Unter den 2,5 Milliarden Zugangsdaten, die im Internet aufgetaucht waren, befinden sich laut der «SonntagsZeitung» auch solche von Schweizer Parlamentariern.

FDP-Nationalrätin Christa Markwalder aus Bern ist ebenso betroffen wie die Zürcher SP-Kollegin Priska Seiler Graf und der Freiburger CVP-Mann Dominique de Buman, der bis vor kurzem Nationalratspräsident war. Das Leck beinhaltet ihre E-Mail-Adressen. Zudem ist es dem Bericht zufolge möglich, dass auch ihre Passwörter unverschlüsselt ins Netz gelangt sind. Hacker könnten nun versucht sein, die Politiker auszuspionieren.

Gemäss Datenanalyse der Zeitung wurden in der Vergangenheit von 278 Parlamentarierkonten mindestens 78 geleakt – also mehr als ein Viertel. Am Donnerstag war bekannt geworden, dass im Internet ein gewaltiger Datensatz mit gestohlenen Log-in-Informationen aufgetaucht ist. Der 87 Gigabyte grosse Datensatz bündele Informationen «aus vielen einzelnen Datendiebstählen und Tausenden verschiedenen Quellen», schrieb der australische IT-Sicherheitsexperte Troy Hunt in einem Blogeintrag.

Der ultimative Passwort-Guide

Das WEF bleibt in Davos – vorerst

Das am Dienstag beginnende Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos dürfte auch in den kommenden Jahren in den Bündner Bergen stattfinden. WEF-Gründer Klaus Schwab habe sich verpflichtet, mit dem Grossanlass für die kommenden Jahr in Davos zu bleiben, berichtet die «SonntagsZeitung» unter Berufung auf Tourismusdirektor Reto Branschi. «Im Herbst wurde mit dem WEF ein Vertrag für die nächsten drei Jahre mit der Option auf weitere drei Jahre unterzeichnet», wird Branschi zitiert.

Das WEF fand seit der Gründung 1971 mit einer Ausnahme in Davos statt. 2002 gingen die Veranstalter nach New York – um nach den Terroranschlägen vom 11. September ein Zeichen der Solidarität zu setzen. In der Vergangenheit hatte Klaus Schwab wiederholt mit dem Wegzug des WEF von Davos gedroht. Er beklagte sich dabei unter anderem über mangelnde Gastfreundschaft der Davoser sowie über überrissene Hotel- und Restaurantpreise während des Forums.



Getränkebranche besorgt über Mineralwasser-Absatz

Mineralwasser statt «Hahnenburger»: Die Getränkebranche will nach einem Rückgang beim Konsum von einheimischem Mineralwasser im vergangenen Jahr eine Gegenkampagne lancieren. Wie die Zeitungen «Ostschweiz am Sonntag» und «Zentralschweiz am Sonntag» berichten, sollen dabei im Frühling gegenüber Gastronomen die Vorteile von Mineralwasser angepriesen werden.

Trotz des Hitzesommers 2018 ging der Konsum von einheimischem Mineralwasser um 0,4 Prozent zurück. Im gleichen Zeitraum stieg der Absatz von ausländischen Marken um 1,5 Prozent. Bei anderen Erfrischungsgetränken und beim Bier hat der Konsum ebenfalls zugenommen. Der Verband Schweizerischer Getränkegrossisten (VSG) führt den Rückgang auf die Beliebtheit des Leitungswassers zurück. Mineralwasser ist weiterhin das am meisten getrunkene Kaltgetränke in der Schweiz. Rund 115 Liter pro Kopf und Jahr werden davon getrunken. Bei den Erfrischungsgetränken sind es zirka 68 und beim Bier rund 55 Liter.

Bilder aus der Schweiz

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