Verkürzte Wartefrist Kantone schalten für den Booster einen Gang höher

gbi/phi

21.12.2021

Booster-Impfung neu schon nach vier Monaten

Booster-Impfung neu schon nach vier Monaten

Auffrischimpfungen sind in der Schweiz neu schon vier Monate nach der zweiten Impfung möglich. Dies kündigte Bundesrat Alain Berset am Freitag vor den Medien in Bern an. Bis anhin betrug die entsprechende Frist sechs Monate.

20.12.2021

Nachdem Alain Berset in Sachen Booster-Wartezeit vorgeprescht ist, gibt es bei den Kantonen Verunsicherung. Während einige ihre Impf-Kapazitäten stark aufstocken, warten andere auf die offizielle Empfehlung des Bundes. 

gbi/phi

21.12.2021

Ob in Zürich, Bern oder Glarus: Mehrere Kantone geben in der Pandemie-Bekämpfung gerade Gas. Sie reagieren damit auf die unvermittelte Ankündigung von Bundesrat Alain Berset, dass die Wartefrist für die Booster-Impfung von sechs auf vier Monate verkürzt wird. Aber nicht nur: Ab Januar soll auch der Impfstoff für fünf- bis elfjährige Kinder bereitstehen und unters junge impfwillige Volk gebracht werden.

Update

Am Dienstagnachmittag hat das Bundesamt für Gesundheit die Frist für den Booster wie erwartet auf vier Monate reduziert

Die Verantwortlichen des Kantons Zürich wollen heute Nachmittag erklären, wie es mit der Impfkampagne weitergeht. Noch sind keine Details bekannt, nur so viel: Um mit der verkürzten Booster-Wartefrist Schritt halten zu können, will der Kanton zusätzliche Impfkapazitäten schaffen.

Bisher haben im bevölkerungsreichsten Kanton rund 330’000 Menschen ihre Booster-Impfung erhalten.

Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli wird heute über das «Wie weiter» in Zürich informieren. 
Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli wird heute über das «Wie weiter» in Zürich informieren. 
Bild: Keystone

Auch der Kanton Bern macht vorwärts: Ebenfalls am Dienstag werde ein weiteres Impfzentrum auch für Walk-in-Impfungen eröffnet, teilt die kantonale Gesundheitsdirektion auf Anfrage von blue News mit. Der Kanton boostere bereits jetzt 10'000 bis 11’000 Personen pro Tag. «Ein weiterer Ausbau bei allen Impfzentren, Impfpraxen, mobilen Teams und beim Impf-Truck ist möglich.»

«Grosse Verunsicherung» in Bern

Es war nur ein Nebensatz, mit dem Berset die Pandemie-Bekämpfung aufgewirbelt hat: Die Booster-Impfung gebe es neu schon vier Monate nach der Vervollständigung der Grundimmunisierung, sagte der Gesundheitsminister vergangenen Freitag vor den Medien. Bisher hatten die Schweizer Behörden starr an der 6-Monate-Frist festgehalten, während im Ausland oftmals rascher geimpft wird. In Grossbritannien etwa schon nach drei Monaten.

Diese überraschende Ankündigung der Fristverkürzung habe zwar nicht zu einem grossen Andrang, aber «zu grosser Verunsicherung» geführt, teilt die Gesundheitsdirektion des Kantons Bern mit. Man müsse erst die angepasste Empfehlung der Eidgenössischen Kommission für Impffragen (Ekif) abwarten und mit «verschiedenen Szenarien» arbeiten.

Warten auf den Booster in Zürich-Oerlikon: Viele Kantone warten ab, was die Ekif sagt.
Warten auf den Booster in Zürich-Oerlikon: Viele Kantone warten ab, was die Ekif sagt.
KEYSTONE

Ganz ähnlich hatte es bereits am Wochenende aus Zürich getönt: «Es war eine Hauruckübung», sagte Peter Indra, der Leiter des kantonalen Amts für Gesundheit, den Tamedia-Zeitungen. Damit habe der Bundesrat in der Bevölkerung eine «riesige Anspruchs- und Erwartungshaltung» geschürt. «Hunderttausende Zürcher glauben nun, dass sie bis Weihnachten noch einen Booster bekommen.» Dabei sei das logistisch unmöglich.

Glarus und Thurgau haben reagiert

In Glarus können «circa 550« Personen täglich geimpft werden oder den Booster bekommen, doch hier wartet der Kanton nicht auf eine Ekif-Empfehlung: Ab heute kann sich jeder die Auffrischung holen, wenn die zweite Impfung vier Monate zurückliegt. Über 65-Jährige haben dabei allerdings Priorität, teilt die Staatskanzlei auf unsere Nachfrage mit.  

Auch im Thurgau beträgt die Wartezeit für den Booster bloss vier Monate. Das Impfangebot werde wegen des zu erwartenden Andrangs erhöht, schreibt uns die Staatskanzlei. «Im kantonalen Impfzentrum Weinfelden werden ab sofort weitere Impfspuren geöffnet, so dass die Volllast von 14 Impfspuren erreicht wird«, berichtet Sprecherin Karin Frischknecht. «Dies ermöglicht circa 2000 Impfungen pro Tag.»



Das Impfzentrum öffnet neu auch am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag sowie an Neujahr und am 2. Januar. Ab dem 10. Januar werden ausserdem Pop-up-Impfstationen errichtet, die wochenweise wechselnd in Arbon, Diessenhofen, Kreuzlingen, Münchwilen, Frauenfeld, Amriswil, Sirnach und Steckborn stehen werden.

St. Gallen und Zug warten ab

Der Kanton St. Gallen will dagegen erst abwarten, was die Ekif macht. «Personen unter 65 Jahren müssen sich für die Booster-Impfung anmelden», erklärt Sprecherin Carole Zwahlen. «Personen, die 65 oder älter sind, können sich auch ohne Anmeldung in einem Impfzentrum impfen lassen.»

Eine verstärkte Nachfrage habe es nach Bersets Statement nicht gegeben: «Die Nachfrage nach Booster-Impfungen hat bereits während der vergangenen beiden Wochen zugenommen«, so Zwahlen. Die Kapazitäten im Kanton liegen ihr zufolge bei 30'000 Dosen wöchentlich, also circa 4285 Impfungen pro Tag. «Zusätzliche Kapazitäten gibt es in den Hausarztpraxen und Apotheken.» Das Angebot soll im Januar ausgebaut werden.

Zug will ebenfalls erst die Wartezeit verkürzen, wenn die Ekif das empfiehlt. Über 65-Jährige werden dann priorisiert, antwortet uns die Staatskanzlei auf Nachfrage. Aktuell können im Kanton täglich 1000 Menschen geimpft werden.