Feuchter Frühling Wie der Dauerregen der Landwirtschaft zusetzt

Von Oliver Kohlmaier

20.5.2023

Graue Wolken: Die Schweizer Landwirtschaft hat derzeit mit Problemen durch wochenlangen Dauerregen zu kämpfen.
Graue Wolken: Die Schweizer Landwirtschaft hat derzeit mit Problemen durch wochenlangen Dauerregen zu kämpfen.
Symbolbild: imago images/Manngold 

Der wochenlange Dauerregen stellt landwirtschaftliche Betriebe vor zahlreiche Probleme, in der Milchwirtschaft wie im Ackerbau. Immerhin: Der Grundwasserspiegel hat sich nach dem trockenen Winter erholt.

Von Oliver Kohlmaier

20.5.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der Dauerregen der vergangenen Wochen stellt landwirtschaftliche Betriebe vor zahlreiche Herausforderungen.
  • Die durchnässten Böden machen das Befahren der Felder vielerorts noch immer nicht möglich.
  • Durch die Niederschläge konnte sich der Grundwasserspiegel erholen.

In der Landwirtschaft beschwert man sich selten über Regen — schon gar nicht nach einem zu trockenen Winter. Doch als sich die Betriebe bereits auf einen weiteren Dürresommer einstellen, geht es los. Es regnet, und es hört nicht mehr auf.

Der überaus nasse Frühling macht der Landwirtschaft nun zu schaffen. Bei den durchnässten Böden wird das Mähen oder die Aussaat schwierig. Arbeiten also, welche die Betriebe um diese Jahreszeit durchführen.

Mancherorts kann dann nur per Hand gearbeitet werden kann. Das ist anstrengend — und teuer. 

Böden vollgesogen

Mit dem Dauerregen ist nun vorerst Schluss. Das Befahren der Felder mit dem Traktor ist gleichwohl mancherorts noch immer nicht möglich.

«Aktuell sind die Böden mit Wasser vollgesogen und daher für schwere Traktoren kaum befahrbar — sonst verursachen sie Schäden», schreibt Mirjam Hofstetter vom Schweizer Bauernverbandes auf Anfrage von blue News. «Deshalb konnten die Betriebe vielerorts nicht mähen oder säen.»

Kaum befahrbar: Tiefe Traktorspuren auf dem Feld, in denen sich Wasser ansammelt 
Kaum befahrbar: Tiefe Traktorspuren auf dem Feld, in denen sich Wasser ansammelt 
imago images/CHROMORANGE

Deshalb verfolgen Bauern in der Milchwirtschaft nervös den Wetterbericht. «Die Landwirtinnen und Landwirte warten sehnlichst darauf, dass Sie bald das Gras mähen können», berichtet Hofstetter. Sonst werde das Futter alt und sei dann weniger schmackhaft für die Milchkühe. Gleichzeitig verliere es an Gehalt.

«Im Ackerbau konnte nicht überall gesät werden, so beispielsweise die Zuckerrüben», schreibt Hofstetter. Manche Betriebe würden daher etwa auf Mais als Alternative ausweichen. Der kann auch zu einem späteren Zeitpunkt noch ausgesät werden. 

Pflanzen bilden weniger Wurzeln

Hinzu kommt: Wegen der anhaltend feuchten Böden bilden die Pflanzen weniger Wurzeln aus. Wird es schliesslich sonniger und trockener, bekommen sie Probleme, sich ausreichend mit Wasser zu versorgen. Bleibt der Boden nass, besteht zudem die Gefahr der Staunässe und Wurzelfäule— es gelangt schlicht nicht genug Sauerstoff zu den Wurzeln. 

Die feuchten Bedingungen fördern zudem Pilzbefall und Krankheiten bei Pflanzen. Auch Schädlinge könnten bald leichtes Spiel haben. «Bleibt es feucht bei steigenden Temperaturen, dann steigt auch der Schädlingsdruck», erklärt Hofstetter.

Ist der Himmel ausserdem permanent bewölkt, haben die Pflanzen zu wenig Sonnenlicht. Das bekommen auch die Gemüseproduzenten trotz Gewächshäusern zu spüren, wie etwa im Seeland. Von dort kommt rund ein Viertel der hiesigen Gemüseernte.

Bei Trockenheit ist es Landwirt*innen in der Schweiz fast überall möglich, ihre Pflanzen zu bewässern. Dem Boden aber Feuchtigkeit zu entziehen, erweist sich als ungleich schwieriger. «Ich helfe lieber mit Wasser nach, als dass die Kulturen im Wasser ertrinken», sagt etwa der Gemüseproduzent Thomas Wyssa dem «Tages-Anzeiger» (kostenpflichtiger Inhalt).

Beispiel Salat: Damit Gemüsebäuerinnen -und Bauern ihre Ware einmal die Woche verkaufen können, müssen sie auch wöchentlich pflanzen. Das jedoch erweist sich bei durchweichten Böden als schwierig. Manche Obstsorten werden zudem wohl verspätet auf den Markt kommen.

Hoffnung auf mehr Sonne

Trotz der Herausforderungen sind viele Landwirte dennoch froh, dass auf den viel zu trockenen Winter nicht auch noch ein niederschlagsarmer Frühling folgte. So konnte sich der Grundwasserspiegel erholen, wie auch Hofstetter betont.

Nun muss es also nur noch mit der Sonne klappen. «Wenn das Wetter in den kommenden Wochen stimmt, kann die Natur vieles kompensieren», schreibt sie.

Was die Aussichten betrifft, dürfte dieser Wunsch in den nächsten Tagen wohl erfüllt werden. Zumindest für das Wochenende sagen die Meteorolog*innen für weite Teile der Schweiz warmes Frühlingswetter voraus. Regnen soll es nicht.

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