Waadtländer Jura Wildhüter erschiessen den falschen Wolf 

gsi, sda

19.8.2022 - 16:34

Schützen oder schiessen? Alle Augen sind auf den Wolf gerichtet

Schützen oder schiessen? Alle Augen sind auf den Wolf gerichtet

Die Schweiz diskutiert wieder über den Wolf. Soll sein Schutz gelockert werden, wie es das neue Jagdgesetz vorsieht? blue News besucht vor dem Abstimmungssonntag einen Schafzüchter und einen Umweltschützer.

26.09.2020

Auch im Kanton Waadt ist ein Wolf abgeschossen worden, der eigentlich nicht hätte abgeschossen werden dürfen. Erst vor Kurzem wurde ein ähnlicher Fall aus dem Wallis bekannt. 

gsi, sda

Einer der beiden Wölfe, die im März im Waadtländer Jura erlegt worden waren, war nicht der «richtige»: Nur einer gehörte dem Marchairuz-Rudel an. Der Kanton hatte vom Bund die Erlaubnis erhalten, zwei Individuen dieses Rudels abzuschiessen.

Nach der Durchführung von Verwandtschaftsanalysen ergab sich, dass der am 18. März getötete Wolf «ein weniger als drei Jahre alter Rüde von nicht identifizierten Eltern war, der mit keinem bekannten Rudel in der Schweiz verwandt war», teilte der Kanton Waadt am Freitag in einer Medienmitteilung mit.

Der zweite Wolf, der am 28. März getötet wurde, gehörte dem Marchairuz-Rudel an. Die Eltern des 7 bis 11 Monate alten Jungwolfs sind das Alpha-Paar des Rudels.

Viele Unwägbarkeiten

«Dies zeigt, dass der gezielte Abschuss von Wölfen komplex ist», sagte Denis Rychner, Kommunikationsberater der Generaldirektion für Umwelt, der Nachrichtenagentur Keystone-SDA auf Anfrage. Der Abschussentscheid werde nur auf der Grundlage der visuellen Beobachtung, nachts, auf sich bewegende Tiere getroffen.

Die intensive Überwachung des Wolfs – Foto- oder Videofallen, akustische Aufzeichnungsgeräte und andere genetische Analysen – ermögliche eine gute Darstellung des Territoriums des Rudels, so Denis Rychner weiter. «Trotz allem wird es immer Unbekannte und Unwägbarkeiten geben», räumte er ein.

Den falschen Wolf erwischt: Einer der beiden im März von der Waadtländer Wildhut erlegten Wölfe gehörte nicht dem Marchairuz-Rudel an. (Symbolbild)
Den falschen Wolf erwischt: Einer der beiden im März von der Waadtländer Wildhut erlegten Wölfe gehörte nicht dem Marchairuz-Rudel an. (Symbolbild)
Keystone

Es ist nicht das erste Mal, dass in der Schweiz der «falsche» Wolf getötet wurde. Ende Juli gab der Kanton Wallis bekannt, dass ein junger Wolf, der im März im Rahmen der Regulierung des Rudels im Val d'Hérens getötet worden war, nicht zu diesem Rudel gehörte.

Der Kanton Waadt hatte im August 2021 vom Bundesamt für Umwelt (Bafu) grünes Licht erhalten, um zwei junge Wölfe des Rudels in der Region Marchairuz zu töten. Diese Regulierungsabschüsse – eine Premiere im Kanton – waren aufgrund der zunehmenden Angriffe auf das Vieh gefordert worden.

Angriffe auf Rinder

Diese ersten Abschüsse hatten jedoch nicht die erhoffte Wirkung. Seit Beginn dieses Sommers sind die Angriffe noch häufiger geworden. Seit Ende Juni sind auf den Waadtländer Alpweiden elf Jungrinder, sieben Ziegen und vier Schafe vom Wolf getötet worden, wie aus der Online-Zählung des Kantons hervorgeht. Das letzte Opfer war ein Jungrind, das am Mittwoch in der Region Begnines, in der Gemeinde Arzier-le-Muids, tot aufgefunden wurde.

Ende Juli reagierte der Staatsrat und ordnete den Abschuss eines einzelnen Wolfs in den Waadtländer Alpen an. Gleichzeitig beantragte er eine neue Genehmigung zur Regulierung des Marchairuz-Rudels. Wenn der Bund seine Zustimmung erteilt, darf nun der Leitwolf dieses Rudels getötet werden.