70 Jahre Berlin-Blockade 70 Jahre Berlin-Blockade: Als die Rosinenbomber losfliegen mussten

dpa/sda

22.6.2018

Es war die erste grosse Konfrontation mit den Westmächten im Kalten Krieg: Am 24. Juni 1948 sperrten die Sowjets alle Land- und Wasserverbindungen nach West-Berlin. Es folgte eine einzigartige Aktion in der Geschichte: die Luftbrücke ins blockierte Berlin.

Begonnen hatte die Berlin-Blockade im Sommer 1948. Am 24. Juni sperrten die sowjetischen Besatzungstruppen im Osten Deutschlands alle Landverbindungen von und nach Berlin. Schon seit Wochen gab es auf den Strecken schikanöse Behinderungen.

Als offizielle Begründung nannte Moskau die massive Blockade eine «Notwehr gegen die aggressive Währungspolitik der Westmächte». Diese hatten vier Tage zuvor in ihren Gebieten die umfassende Währungsreform durchgesetzt und die Deutsche Mark als neues Geld eingeführt, nachdem Bemühungen um eine entsprechende Übereinkunft mit dem östlichen Verbündeten erfolglos geblieben waren.

Für den westlichen Teil der von Bomben schwer zerstörten Stadt drohte eine Katastrophe. Etwa 2,2 Millionen Menschen lebten hier in der bitteren Not der Nachkriegszeit in Ruinen. Nun war selbst die Grundversorgung in Gefahr. West-Berlin besass lediglich die wichtigsten Lebensmittel für 36 Tage sowie Kohle zur Energieversorgung für 45 Tage.

Stalins Fehlspekulation

Im Kreml in Moskau spekulierte Josef Stalin darauf, dass die USA, Grossbritannien und Frankreich sich angesichts der nun verhängten Blockade zum Rückzug aus ihrer Enklave entschliessen könnten. Der US-Militärgouverneur in Deutschland, General Lucius Clay, dachte nicht an eine Aufgabe Berlins. Er wollte die Blockade sogar mit militärischer Gewalt durchbrechen. Washington lehnte die offene Konfrontation mit Waffen zwar ab, aber US-Präsident Harry Truman entschied: «Wir bleiben in Berlin.»

Die US-Militärs fanden den pragmatischen Ausweg, den Westteil Berlins mit Hilfe von Flugzeugen zu versorgen. Als Minimum wurde ein Tagesbedarf von 3440 Tonnen Nahrungsmittel und Brennstoffe angesehen. Die vorhandenen zweimotorigen Transport-Maschinen vom Typ C-47 mit einer Ladekapazität von maximal drei Tonnen waren dafür völlig unzureichend. Dennoch nahmen schon am 26. Juni etwa 30 verfügbare Frachtmaschinen die Versorgungsflüge auf.

Einzigartig in der Geschichte

Die US-Militärs forderten Flugzeuge zur Verstärkung für die Luftbrücke an. Bald flogen auch britische Maschinen. Die Westmächte richteten sich von Anfang an auf eine längere Aktion ein. Ihnen standen per Abkommen drei 30 Kilometer breite Luftkorridore von Hamburg, Frankfurt am Main und München über sowjetisch besetztes Gebiet nach Berlin zu. Und diese sollten nun zu einer Aktion der Superlative genutzt werden, um eine Grossstadt am Leben zu erhalten - mit einer in der Geschichte bislang so noch nie errichteten Luftbrücke.

Insgesamt flogen die Propellermaschinen eine Frachtmenge nach Berlin, die der Tonnage von 15'000 Güterzügen entsprach. Dazu gehörten auch ganze Teile für Fabriken sowie Brennmaterial.  Die Franzosen bauten in Rekordzeit den neuen Flughafen Tegel, die Briten landeten mit Wasserflugzeugen auf Havel und Wannsee. Der Rekord bei der Versorgung wurde am 16. April 1949 aufgestellt: An diesem Tag brachten die Piloten in 1398 Flügen 12'940 Tonnen in die eingeschlossene Stadt.

Teilung von Berlin und Deutschland

Die Teilung Berlins war durch die Blockade ebenso festgeschrieben wie die Teilung Deutschlands: Am 12. Mai 1949, dem Tag, als Moskau die Blockade beendete, billigten die westlichen Alliierten das Grundgesetz, die Verfassung, der neuen Bundesrepublik Deutschland. Kurz darauf konnte sich auch die DDR mit Billigung des Kremls konstituieren.

Kalter Krieg: Mit diesem Radarsystem horchten die Sowjets den Westen aus
Bilder des Tages
Zurück zur Startseite