Trost bei Twitter Bewegendes Abschiedsfoto – Grossvaters letztes Bier

tafi

26.11.2019

Sie schwelgten in Erinnerungen, lachten gemeinsam – und tranken dabei ein letztes Bier. Norbert Schemm war 87 Jahre, als er letzte Woche einem Krebsleiden erlag. Ein Foto von seinem Sterbebett spendet nun trauernden Menschen weltweit Trost.

Alles, was Norbert Schemm wollte, war die letzten Momente seines Lebens im Kreise seiner Familie verbringen. Und ein Bier trinken. Also fuhren die drei Söhne des 87-jährigen Mannes aus dem US-Bundesstaat Wisconsin ins Krankenhaus und erfüllten ihrem Vater seinen letzten Wunsch. Dabei entstand ein Foto, das zunächst nur in der Familie geteilt wurde. Einige Stunden später starb Norbert Schemm – und sein Enkel Adam Schemm teilte das Bild auf Twitter.

Die Resonanz darauf war überwältigend, wie die BBC berichtet. Tausende Menschen hinterliessen Kommentare oder teilten das Bild – offenbar fanden wildfremde Menschen Trost darin. Adam Schemm sagte, er habe zunächst gezögert, das bittersüsse Bild in den Sozialen Medien zu posten. Aber weil es ein schöner Moment war, habe er sich doch dafür entschieden.

«Mein Vater hatte uns gesagt, dass Opa ein Bier haben wollte, und jetzt, wenn ich mir das Bild ansehe, finde ich Trost darin», sagte er der BBC. «Ich weiss, dass mein Opa lächelt. Er tut, was er tun wollte.»



Sein Grossvater sei im Laufe seines Lebens immer relativ gesund gewesen. Doch als er vor einigen Tagen ins Krankenhaus kam, «wurde ihm klar, dass es das Ende sein würde. Er rief seine Enkelkinder an, um es uns am Montag zu sagen. Wir machten das Foto Dienstagabend und dann starb er am Mittwoch an Darmkrebs.»

Vom Umgang mit dem Tod

Das Bild habe der ganzen Familie bei der Trauer geholfen. «Es ist beruhigend zu sehen, dass meine Grosseltern und ihre Kinder in seinen letzten Momenten alle zusammen waren», so Adam Schemm. Das Bild scheine ein Gefühl zu wecken, das viele Menschen kennen.

«Die Kommentare waren so freundlich, und wir haben Bilder von Leuten gesehen, die zu seinen Ehren Bierflaschen toasten. Ich dachte, dass es vielleicht Freunde sehen und darauf antworten würden, hatten aber keine Ahnung, wie vielen Leuten es auf der ganzen Welt zu helfen scheint.»

Für Dr. Kenneth J. Doka, Trauerexperte bei der Hospice Foundation of America, ist die Resonanz keine Überraschung. «Menschen haben schon immer Technologie eingesetzt, um mit dem Sterben und dem Tod umzugehen. Die alten Ägypter bauten Pyramiden, was wir jetzt tun, ist, unsere Rituale an die verfügbare Technologie anzupassen.»

Opa hätte es witzig gefunden

Auch Ann Neumann, Autorin des Sachbuches «The Good Death», findet das Foto bemerkenswert. Es fange ein, was jeder in seiner letzten Nacht wollen würde – von geliebten Menschen umgeben zu sein. «Es gibt Millionen von Geschichten darüber, dass ein sterbender Elternteil in den letzten Tagen seines Lebens bewusstlos ist. Den Moment des Abschieds zu verpassen, gehört zu den grossen menschlichen Ängsten.»



Dieses seltene und schöne letzte Treffen zu teilen, sei für viele Menschen tröstlich. Adam Schemm selbst ist überzeugt davon, dass sein Grossvater die Aufmerksamkeit bemerkenswert gefunden hätte: «Ich glaube nicht, dass es ihm was ausgemacht hätte. Er hätte es wohl ziemlich witzig gefunden.»

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