Studie Digitale Gesundheitsdaten: Wer gesünder lebt, sollte weniger zahlen

tafu

15.5.2020

Smartwatches und Fitnessarmbänder werden immer beliebter. Doch mit dem Aufzeichnen der Daten geht vermehrter Leistungsdruck einher. (Archivbild)
Smartwatches und Fitnessarmbänder werden immer beliebter. Doch mit dem Aufzeichnen der Daten geht vermehrter Leistungsdruck einher. (Archivbild)
Bild: Keystone

Immer mehr Menschen zeichnen Gesundheitsdaten über Smartwatch & Co. auf. Auch wenn sie diese den Krankenkassen nicht zur Verfügung stellen wollen – für eine verhaltensabhängige Prämie sprechen sich inzwischen eine Mehrheit aus.

Ob Schlafrhythmus, Puls oder gelaufene Schritte, mit einer Smartwatch lassen sich heutzutage eine Vielzahl Gesundheitsdaten überprüfen und speichern. Genau das tun inzwischen immer mehr Menschen, wie der dritte Monitor ««Datengesellschaft und Solidarität» des Instituts Sotomo im Auftrag der Stiftung Sanitas-Krankenversicherung herausgefunden hat.

Viele vertrauen ihre Gesundheitsdaten inzwischen einem digitalen Helfer an. Nach Berichten des «Tagesanzeiger» habe somit bereits jeder Dritte seinen Schlafrhythmus schon einmal digital aufgezeichnet, jeder Siebte sogar regelmässig. 43 Prozent der Schweizer zeichnen auf, wie viele Schritte sie täglich gehen, jede dritte Frau dokumentiert ihren Menstruationszyklus digital.

Wearables immer beliebter

Während der Trend zur vermehrten Aufzeichnung der Gesundheitsdaten sich bereits zuvor ausbreitete, stieg er mit der Corona-Krise noch mehr an. Das bestätigen vor allem Anbieter sogenannter Wearables, also Fitnessarmbänder und Smartwatches, und verzeichnen einen deutlichen Anstieg der Verkaufszahlen. Beim Onlinehändler Digitec Galaxus stiegen sie in den ersten Monaten dieses Jahres sogar um über die Hälfte an, auch Media-Markt erwarte für 2020 zweistellige Wachstumsraten.



Der Sotomo-Monitor zeige aber auch, dass die Menschen sich durch die Aufzeichnung der Gesundheitsdaten einem immer grösseren Leistungsdruck ausgesetzt sehen – auch wenn sie glauben, dass die Daten zur Verbesserung der medizinischen Versorgung beitragen.

Die Technik habe die Macht, sowohl unsere Gewohnheiten als auch unsere Werthaltungen rasant zu verändern, erklärt der Autor der Studie, Michael Hermann. «Der Mensch ist ein Wesen, das sich Ziele setzt und sich mit anderen messen will – und sich dadurch erst recht unter Druck setzt», so Hermann. Die digitale Leistungs- und Vermessungslogik setze sich still und leise durch.

Geringere Krankenkassenprämie gefordert

In diesem Zusammenhang ist ein weiteres Ergebnis der Studie besonders von Interesse: Eine Mehrheit der Befragten spricht sich erstmals dafür aus, dass diejenigen, die sich gesund ernähren und fit halten auch tiefere Krankenkassenprämien zahlen sollten. In der Vergangenheit waren deutlich weniger für verhaltensabhängige Prämien zu gewinnen.

Und auch hier decken die Studienergebnisse einen Widerspruch auf: Zwar würde ein Grossteil der Befragten seine aufgezeichneten Daten dem Hausarzt zur Verfügung stellen, den Krankenkassen wolle aber kaum jemand Zugriff darauf erlauben. Einerseits hätten die Menschen moralische und datenschutztechnische Bedenken.





Andererseits hätten sie Angst vor einer ausführlichen Nutzung der Messdaten, erklärt Hermann. «Das Solidaritätsprinzip in der Krankenversicherung basiert zu einem guten Teil auf einem Schleier des Nichtwissens: Für wessen schlechte Angewohnheiten zahle ich mit? Und wer für meine?».

Besonders bemerkenswert an den Ergebnissen der Studie ist ausserdem, dass die Befragten die Digitalisierung insgesamt wesentlich positiver sehen als in den beiden vorangegangenen Untersuchungen – obwohl mittlerweile deutlich tiefer in unser Leben eingegriffen wird.

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